Hamburg. Ein rechtsmedizinisches Gutachten belastet den Stiefvater des verstorbenen Tayler. Schwere Vorwürfe gegen Michael Q.

Schrie der Junge zu laut? Musste Tayler sterben, weil sein Stief­vater überfordert war? Zwar bestreitet Michael Q. nach Abendblatt-Informationen weiterhin, am Nachmittag des 12. Dezember 2015 Hand an das Kind gelegt zu haben. Gleichwohl ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass er den Tod von Tayler billigend in Kauf nahm – indem er ihn heftig schüttelte. Vor wenigen Tagen hat sie Anklage wegen Totschlags erhoben. Wann der Fall am Schwurgericht unter Vorsitz von Richterin Petra Wende-Spors verhandelt wird, steht noch nicht fest.

Der zwölf Monate alte Säugling war am 12. Dezember ins UKE gebracht worden, eine Woche später starb Tayler an den Folgen eines Schütteltraumas. Kurz darauf flog Michael Q. in den Spanien-Urlaub, was für Empörung sorgte. Weil er zu diesem Zeitpunkt noch nicht unter dringendem Tatverdacht stand, konnte er aber problemlos das Land verlassen. Erst aufwendige, feingewebliche Untersuchungen des Leichnams in der Rechtsmedizin, deren Ergebnisse erst im März vorlagen, ließen eine Eingrenzung des genauen Tatzeitraums zu.

Befund ist das zentrale Beweismittel

Der Befund ist bisher das zentrale Beweismittel in dem Fall. Laut Staatsanwaltschaft konnten die Ermittler Michael Q. sodann nachweisen, dass er sich am 12. Dezember gegen 16.30 Uhr allein mit Tayler in der Wohnung aufhielt. Mitte April wurde der 27-Jährige festgenommen, seither befindet er sich in U-Haft. Haftgrund sei die besondere Schwere der Tat, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Abendblatt.

Für die Sozialarbeiter, die mit der Familie befasst waren, ging von Michael Q. keine Gefahr für den kleinen Tayler aus. Er galt in ihren Augen sogar eher als ein stabilisierender Faktor. Ähnlich äußerte sich auch der Funktionär eines Football-Vereins im Hamburger Westen, zwei Jahre spielte Michael Q. dort mit. Manchmal habe er seine beiden kleinen Kinder aus einer früheren Beziehung mit zum Spiel gebracht.

Gegen das Jugendamt Altona, das den Jungen betreute, erhob die Jugendhilfeinspektion zwei Monate nach Taylers Tod schwere Vorwürfe. Das Amt wies die Vorwürfe indes zurück, sprach von einer „diffamierenden und vorverurteilenden Hetzkampagne“.