Hamburg. Tod mit 77: Der Wahlhamburger Götz George liebte und lebte seine Rollen von Tatort bis „Schtonk“ und eckte mehr als einmal an.
In einem seiner vielen unglaublich starken Momente, als er sich und die aufgeblasene Szenerie der Schauspielerei, der Wichtigtuer und der Schulterklopfer schon gar nicht mehr ernst nahm, da hat er in einem Interview verraten, was er an den Hamburgern so schätzt. Eine Wohnung hatte er in St. Georg, unweit der Orte, wo er „Schtonk“ gedreht hatte mit den unfassbar grandiosen Harald Juhnke, Ulrich Mühe und Christiane Hörbiger. Und von dort ging er zu Fuß an der Außenalster längs zu seinem Lieblingsitaliener. „Die Hamburger“, sagte Götz George, „die schauen nur kurz und fragen sich: Ist das der Arsch? Ja, das ist er. Und dann gehen sie weiter.“
Das hat er sehr positiv gemeint gegenüber den Hamburgern, die nicht solch ein Gewese machen um die vielen Stars, die in der Stadt leben, die sie schätzen oder gar lieben.
Einer der besten deutschen Schauspieler überhaupt ist jetzt gestorben. Götz George wurde 77 Jahre alt, nur 77. Wie seine Agentin mitteilte, starb George am 19. Juni nach kurzer Krankheit. „Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es. Von Nachfragen solle man absehen.
Schauspieler Götz George ist tot
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George war in zweiter Ehe mit einer Journalistin verheiratet. Er wurde bereits in Hamburg beigesetzt, wie die Agentin weiter mitteilte.
Götz George – so stark, so präsent, so „männlich“
Der Mann, der als Kommissar Schimanski den Tatort revolutionierte und für landesweite Debatten sorgte, der als „Stern“-Reporter Gerd Heidemann den Wahnsinn der Hitler-Tagebücher so brillant in Szene setze, dass ein Kultfilm daraus wurde, der als Massenmörder Fritz Haarmann (“Der Totmacher“) die Kinobesucher den Blick in den Abgrund lehrte.
Götz George wirkte immer so stark, so präsent, so „männlich“, wie Christiane Hörbiger in „Schtonk“ zu ihm sagte, als er den Bademantel des Reichsmarschalls um die Schultern geworfen hatte. Dass einer wie er außer in der Seele auch körperlich verletzlich sein könnte, das wollte man nicht glauben. Ein Motorbootunfall vor seiner Lieblingsinsel Sardinien hatte ihn vor Jahren bereits schwer mitgenommen.
Götz George mit umstrittenem Auftritt bei "Wetten, dass..."
Dabei versuchte er immer, sein Privatleben zu schützen. Götz George ging auch gegen einige unliebsame Berichte vor. Er wollte, dass die Kritiker sich auf die Kunst konzentrieren, dass sie den Tiefgang verstehen, der in seinen Rollen schlummerte. Dabei musste er sich von seinem Übervater freistrampeln, seinem leiblichen Vater Heinrich George, dem großen deutschen Darsteller in bewegten Zeiten. Heinrich George wurde immer vorgeworfen, sich mit den Nazis arrangiert zu haben. Am Ende seiner Karriere schwamm sich Götz George spielerisch frei und mimte den eigenen Vater – großes Kino.
Ja, er rieb sich zeitweise so am Zeitgeist, dass er einen verunglückten Auftritt bei Thomas Gottschalks „Wetten, dass...“ hinlegte. Massengeschmack war das für ihn, oberflächlich. Kein Forum für einen in Wahrheit introvertierten, stark auf seine Rollen fokussierten Künstler. Und das sagte er vor einem Millionenpublikum, konfrontierte Gottschalk mit dessen Husch-Husch-Fragen.
Zwischenzeitlich machte Götz George sogar Werbung, kokettierte mit seinem „Schimmi“-Image, mit dem des einsamen Wolfs, kehrte als Schimanski auf den Bildschirm zurück.
In Götz George ist ein Mime gestorben, wie es ihn kein zweites Mal gab. Viele Jüngere haben seine „Schimmi“-Attitüde aufgelegt, den Macho in populären Serien wohnzimmertauglich gemacht. Am Ende schaut Götz George vom Himmel der ganz großen Schauspieler herab und wird sich denken: Nehmt euch doch selbst nicht so wichtig.
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