Hamburg. Tod mit 77: Der Wahlhamburger Götz George liebte und lebte seine Rollen von Tatort bis „Schtonk“ und eckte mehr als einmal an.

In einem seiner vielen unglaublich starken Momente, als er sich und die aufgeblasene Szenerie der Schauspielerei, der Wichtigtuer und der Schulterklopfer schon gar nicht mehr ernst nahm, da hat er in einem Interview verraten, was er an den Hamburgern so schätzt. Eine Wohnung hatte er in St. Georg, unweit der Orte, wo er „Schtonk“ gedreht hatte mit den unfassbar grandiosen Harald Juhnke, Ulrich Mühe und Christiane Hörbiger. Und von dort ging er zu Fuß an der Außenalster längs zu seinem Lieblingsitaliener. „Die Hamburger“, sagte Götz George, „die schauen nur kurz und fragen sich: Ist das der Arsch? Ja, das ist er. Und dann gehen sie weiter.“

Das hat er sehr positiv gemeint gegenüber den Hamburgern, die nicht solch ein Gewese machen um die vielen Stars, die in der Stadt leben, die sie schätzen oder gar lieben.

Einer der besten deutschen Schauspieler überhaupt ist jetzt gestorben. Götz George wurde 77 Jahre alt, nur 77. Wie seine Agentin mitteilte, starb George am 19. Juni nach kurzer Krankheit. „Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es. Von Nachfragen solle man absehen.

Schauspieler Götz George ist tot

Der Wahlhamburger Götz George (Hier in einer Szene des Films Schtonk aus dem Jahr 1992) ist tot
Der Wahlhamburger Götz George (Hier in einer Szene des Films Schtonk aus dem Jahr 1992) ist tot © imago/United Archives | imago stock&people
Götz George in Schtonk mit und Harald Juhnke
Götz George in Schtonk mit und Harald Juhnke © imago stock&people | imago stock&people
Bekannt wurde der Schauspieler in der Rolle des Horst Schimanski aus dem
Bekannt wurde der Schauspieler in der Rolle des Horst Schimanski aus dem "Tatort" © imago stock&people | imago stock&people
Götz George bekam 2014 von  Bundespräsident Joachim Gauck den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliegen
Götz George bekam 2014 von Bundespräsident Joachim Gauck den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliegen © imago/Sven Simon | imago stock&people
Götz George wurde nur 77 Jahre alt
Götz George wurde nur 77 Jahre alt © imago/Horst Galuschka | imago stock&people
Götz George, hier mit Carolyn Genzkow am Set zum WDR Fernsehfilm Zivilcourage 2009, starb bereits am 19. Juni
Götz George, hier mit Carolyn Genzkow am Set zum WDR Fernsehfilm Zivilcourage 2009, starb bereits am 19. Juni © imago/eventfoto54 | imago stock&people
Stewart Granger, Götz George an der Seite von Stewart Granger in
Stewart Granger, Götz George an der Seite von Stewart Granger in "Unter Geiern" 1964 © imago/United Archives | imago stock&people
Götz George 1996
Götz George 1996 © imago stock&people | imago stock&people
Götz George und Ulrike Kriener in
Götz George und Ulrike Kriener in "Tote sterben niemals" aus 1996 © imago stock&people | imago stock&people
Götz George, Thekla Carola Wied und Hape Kerkeling im Dezember 1991
Götz George, Thekla Carola Wied und Hape Kerkeling im Dezember 1991 © imago stock&people | imago stock&people
Götz George in
Götz George in "Tatort - Der Pott" von 1988 © imago stock&people | imago stock&people
Götz George 1984 als Horst Schimanski
Götz George 1984 als Horst Schimanski © imago stock&people | imago stock&people
Durch die Rolle als Horst Schimanski wurde Götz George bekannt
Durch die Rolle als Horst Schimanski wurde Götz George bekannt © imago stock&people | imago stock&people
Im Film
Im Film "Deckname Luna" spielt George die Rolle des Dr. Arthur Noswitz © imago stock&people | imago stock&people
Götz George spielte in dem ZDF-Zweiteiler zusammen mit Heino Ferch und Anna Maria Mühe (2011)
Götz George spielte in dem ZDF-Zweiteiler zusammen mit Heino Ferch und Anna Maria Mühe (2011) © imago stock&people | imago stock&people
Hannes Jaenicke (l.) und Götz  George
Hannes Jaenicke (l.) und Götz George © imago stock&people | imago stock&people
In
In "Der Schatz im Silbersee" von 1962 war Götz George bereits zu sehen, hier neben Old Shatterhand (Lex Barker) und Mrs. Butler (Marianne Hoppe) © imago stock&people | imago stock&people
Szene aus Ferien mit Piroschka von 1965. George spielte die Rolle des Thomas Laurends
Szene aus Ferien mit Piroschka von 1965. George spielte die Rolle des Thomas Laurends © imago stock&people | imago stock&people
1992 spielte er die Rolle des  Hermann Willie in
1992 spielte er die Rolle des Hermann Willie in "Schtonk!", der mit der Veröffentlichung der Hitler-Tagebücher eine Weltsensantion witterte - hier zusammen mit Uwe Ochsenknecht, der die Rolle des Fritz Knobel spielte, der der wahre Urheber ist © imago stock&people | imago stock&people
Der Schauspieler Götz George zu Beginn der Dreharbeiten zum WDR-Tatort
Der Schauspieler Götz George zu Beginn der Dreharbeiten zum WDR-Tatort "Duisburg-Ruhrort" am 19.03.1981 in Duisburg © dpa | Martin Athenstädt
Moderator Thomas Gottschalk zeigt an Schauspielerin Corinna Harfouch vorbei auf „Buhmann“ Götz George, der bei „Wetten, daß“ am 10.10.1998 in Oldenburg Pfiffe und Buhrufe zu hören bekam
Moderator Thomas Gottschalk zeigt an Schauspielerin Corinna Harfouch vorbei auf „Buhmann“ Götz George, der bei „Wetten, daß“ am 10.10.1998 in Oldenburg Pfiffe und Buhrufe zu hören bekam © dpa | Ingo Wagner
George neben Old Shurehand, gespielt von Stewart Granger
George neben Old Shurehand, gespielt von Stewart Granger © imago stock&people | imago stock&people
1998 war George in
1998 war George in "Solo für Klarinette" zu sehen - an der Seite von Corinna Harfouch © imago stock&people | imago stock&people
Szene aus Schtonk!
Szene aus Schtonk! © imago stock&people | imago stock&people
Götz George anlässlich eines Fototermins zum ZDF-Fernsehfilm - Ach, Glück..! - in Berg Starnberg 2008
Götz George anlässlich eines Fototermins zum ZDF-Fernsehfilm - Ach, Glück..! - in Berg Starnberg 2008 © imago stock&people | imago stock&people
Schauspieler Götz George während der Aufnahmen zum Film -
Schauspieler Götz George während der Aufnahmen zum Film - "Wartezimmer zum Jenseits" 1964 © imago stock&people | imago stock&people
Götz George im Film
Götz George im Film "Mein Kampf" © imago stock&people | imago stock&people
Götz George 2001 im Kinofilm
Götz George 2001 im Kinofilm "Viktor Vogel - Commercial Man" © imago stock&people | imago stock&people
Der Schauspieler Götz George und die Sängerin und Schauspielerin Cornelia Froboess 1980 in Berlin
Der Schauspieler Götz George und die Sängerin und Schauspielerin Cornelia Froboess 1980 in Berlin © dpa | Werner Baum
Das Geburtshaus von Schauspieler Götz George am kleinen Wannsee in Berlin
Das Geburtshaus von Schauspieler Götz George am kleinen Wannsee in Berlin © imago | imago
Schauspieler Götz George im  WDR-Fernsehfilm
Schauspieler Götz George im WDR-Fernsehfilm "Fehltritt" © imago | imago
In Erinnerung wird er vielen aber als Schimanski bleiben
In Erinnerung wird er vielen aber als Schimanski bleiben © imago | imago
Götz George und Chiem van Houweninge am Set eines  Schimanski-Films 2004
Götz George und Chiem van Houweninge am Set eines Schimanski-Films 2004 © imago | imago
Götz George und Johannes Rau  1992 in Bottrop
Götz George und Johannes Rau 1992 in Bottrop © imago | imago
Götz George 2001 bei der Formel 1
Götz George 2001 bei der Formel 1 © REUTERS | REUTERS PHOTOGRAPHER
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George war in zweiter Ehe mit einer Journalistin verheiratet. Er wurde bereits in Hamburg beigesetzt, wie die Agentin weiter mitteilte.

Götz George – so stark, so präsent, so „männlich“

Der Mann, der als Kommissar Schimanski den Tatort revolutionierte und für landesweite Debatten sorgte, der als „Stern“-Reporter Gerd Heidemann den Wahnsinn der Hitler-Tagebücher so brillant in Szene setze, dass ein Kultfilm daraus wurde, der als Massenmörder Fritz Haarmann (“Der Totmacher“) die Kinobesucher den Blick in den Abgrund lehrte.

Götz George wirkte immer so stark, so präsent, so „männlich“, wie Christiane Hörbiger in „Schtonk“ zu ihm sagte, als er den Bademantel des Reichsmarschalls um die Schultern geworfen hatte. Dass einer wie er außer in der Seele auch körperlich verletzlich sein könnte, das wollte man nicht glauben. Ein Motorbootunfall vor seiner Lieblingsinsel Sardinien hatte ihn vor Jahren bereits schwer mitgenommen.

Götz George mit umstrittenem Auftritt bei "Wetten, dass..."

Dabei versuchte er immer, sein Privatleben zu schützen. Götz George ging auch gegen einige unliebsame Berichte vor. Er wollte, dass die Kritiker sich auf die Kunst konzentrieren, dass sie den Tiefgang verstehen, der in seinen Rollen schlummerte. Dabei musste er sich von seinem Übervater freistrampeln, seinem leiblichen Vater Heinrich George, dem großen deutschen Darsteller in bewegten Zeiten. Heinrich George wurde immer vorgeworfen, sich mit den Nazis arrangiert zu haben. Am Ende seiner Karriere schwamm sich Götz George spielerisch frei und mimte den eigenen Vater – großes Kino.

Ja, er rieb sich zeitweise so am Zeitgeist, dass er einen verunglückten Auftritt bei Thomas Gottschalks „Wetten, dass...“ hinlegte. Massengeschmack war das für ihn, oberflächlich. Kein Forum für einen in Wahrheit introvertierten, stark auf seine Rollen fokussierten Künstler. Und das sagte er vor einem Millionenpublikum, konfrontierte Gottschalk mit dessen Husch-Husch-Fragen.

Zwischenzeitlich machte Götz George sogar Werbung, kokettierte mit seinem „Schimmi“-Image, mit dem des einsamen Wolfs, kehrte als Schimanski auf den Bildschirm zurück.

In Götz George ist ein Mime gestorben, wie es ihn kein zweites Mal gab. Viele Jüngere haben seine „Schimmi“-Attitüde aufgelegt, den Macho in populären Serien wohnzimmertauglich gemacht. Am Ende schaut Götz George vom Himmel der ganz großen Schauspieler herab und wird sich denken: Nehmt euch doch selbst nicht so wichtig.