Hamburg. Ausfälle, Verspätungen, Baustellen: Wer von Hamburg-Altona nach Westerlandwill, braucht derzeit starke Nerven

    Matthias Popien

    „Zugreisende auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt sollten in den nächsten Tagen für die Fahrt mehr Zeit einplanen – und sich außerdem rechtzeitig über mögliche Verspätungen informieren.“ Kay Goetze, Sprecher der Nord-Ostsee-Bahn (NOB), weiß, dass das keine schönen Nachrichten für die Fahrgäste sind. Zumal an einem Wochenende, das Sonne satt, blauen Himmel und pures Inselvergnügen verspricht. Aber wegen technischer Probleme bei Lokomotiven der NOB seien seine Aussagen alternativlos. Denn eines geht vor, sagt Goetze: „Die Sicherheit der Fahrgäste.“

    Seit einigen Tagen bereiten zwei von insgesamt 15 NOB-Lokomotiven Probleme. Genauer: Wegen einer zu geringen Kühlleistung droht, wie berichtet, ein Bauteil der Lok zu überhitzen. „Bevor das passiert“, sagt Goetze, „wird die Fahrt an einem Bahnhof unterbrochen oder beendet, damit der Zug abkühlen kann oder möglicherweise auch in die Werkstatt gefahren werden muss.“ Zuletzt sei eine NOB-Lokomotive am Bahnhof Langenhorn zwischen Bredstedt und Niebüll 35 Minuten lang angehalten und abgekühlt worden.

    Dabei sind die 15 viermotorigen Lokomotiven des Unternehmens Bombardier erst seit Dezember 2015 im Einsatz. Durch die neue Möglichkeit des Zu- und Abschaltens der einzelnen Motoren erhofften sich der Hersteller und die NOB vor allem Energieeinsparungen und eine geringere Umwelt­belastung.

    Strapaziert werden derzeit jedoch vor allem die Nerven der Kunden.

    Betroffen von den technischen Problemen der NOB-Lokomotiven sind rund 17.000 Fahrgäste, die täglich die Strecke nutzen. Dazu kommen rund 5000 Pendler, die werktags zwischen Westerland und Niebüll unterwegs sind. Und am Wochenende außerdem viele Inseltouristen, die sich oft von Hamburg aus auf den Weg nach Sylt, Amrum oder Föhr machen.

    Bahnprobleme gibt es derzeit auchbeim Autotransport von und nach Sylt

    Besucher der Inseln Föhr und Amrum sind von den Verspätungen besonders betroffen. Schon vor einer Woche haben viele Amrum-Touristen aus Hamburg in Niebüll wegen der Verspätung der NOB den Anschlusszug nach Dagebüll verpasst. Sie mussten, um die Fähre zu bekommen, am Bahnhof in ein Taxi umsteigen, das sie für fast 30 Euro zur Fähre nach Dagebüll brachte.

    Die Bahn zur Fähre wird von der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft (NEG) betrieben. „Oftmals warten die NEG-Züge in Niebüll auf die Inselbesucher“, sagt NOB-Sprecher Kay Goetze, „bei zu großer Verspätung aber fahren sie ab, um die Fähre nicht zu verpassen.“ In diesen Fällen, so Goetze, könnten NOB-Kunden, die mit dem Taxi zur Fähre fahren, die Quittungen einreichen und würden das Geld erstattet bekommen. „Besonders stark können die Auswirkungen auf den Fahrplan jeweils zwischen 20 und 8 Uhr des Folgetages sein“, sagt Goetze. Das Unternehmen bemühe sich mit Hochdruck, ein Ersatzkonzept mit anderen Zügen zu organisieren und gleichzeitig die technischen Mängel zu beseitigen.

    Bahnprobleme gibt es derzeit auch immer wieder beim Autotransport von und nach Sylt. Der Grund: Baustellen und ein Streit zwischen den beiden konkurrierenden Autozugbetreibern. Zuletzt war am Ende des Himmelfahrtswochenendes in Westerland der Verkehr zusammengebrochen. Viele mit dem Auto angereiste Touristen hatten sich gleichzeitig auf die Rückfahrt gemacht. Eine Baustelle auf der Westerländer Durchgangsstraße verschärfte die Situation. Die Bauarbeiten dauern noch bis ins kommende Jahr hinein. Außerdem fielen zuletzt immer wieder Autozugfahrten aus. Denn neben der Deutschen Bahn ist seit Dezember 2015 auch die Bahnfirma RDC Deutschland berechtigt, Autos von Niebüll nach Westerland zu transportieren. Nur hat sie es bislang nicht getan.

    Grund: Die Waggons hatten noch keine Zulassung. Das allein hätte nicht zu Problemen führen müssen, denn die Deutsche Bahn war bereit, die Abfahrten, die RDC noch nicht bedient, zu übernehmen. Das hätte eine Absprache der Konkurrenten vorausgesetzt. Die aber klappte mal besser, mal schlechter. Leidtragende waren die Autofahrer.

    RDC macht derzeit Probefahrten auf dem Hindenburgdamm und will bald den Betrieb aufnehmen. „Anfang Juni“, hatte Meike Quentin, RDC-Sprecherin, im Mai gesagt. Nun nennt RDC die zwei Junihälfte als Start­termin für den Autozug, der dem Sylt Shuttle der Deutschen Bahn Konkurrenz machen soll.

    Fahrgäste können sich unter www.nob.de oder Tel. 01807/662 662 über den aktuellen Stand informieren