Neustadt. Autofahrer soll Krankenwagen am Flughafen blockiert und Sanitäter einen Vogel gezeigt haben. Angeklagter streitet die Vorwürfe jedoch ab

    Wenn er etwas Der­artiges gemacht hätte, würde er sich in „Grund und Boden schämen“, sagt Heinz B. und meint damit einen Rettungseinsatz am Flughafen, den er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft massiv behindert haben soll. Heinz B. weist den Vorwurf vor der Amtsrichterin am Dienstag aber vehement von sich. Er finde es „unglaublich“, dass „so etwas gegen ihn“ veranstaltet werde, sagt der 72-Jährige.

    Rettungssanitäter Sebastian O. war am 13. März 2015 mit seinen Kollegen zum Flughafen gerufen worden. Im Terminal lag ein Mann mit schwersten Herzrhythmusstörungen, er musste unverzüglich ins Krankenhaus. Wenige Sekunden vor der Abfahrt habe er Blaulicht eingeschaltet, sei dann angefahren, habe dann aber abrupt bremsen müssen. „Ein Auto raste von hinten heran, scherte dicht vor mir ein.“ Folge: Der Rettungswagen kam nicht mehr weiter, weil er hinten zugeparkt war. „Da habe ich eine Tonfolge mit dem Horn gespielt.“

    Der Fahrer sei ausgestiegen und habe den Kopf geschüttelt. „Als ich auf Dauerhorn umstellte, guckte er mich an, zeigte mir den Vogel.“ Der Mann habe einen Koffer aus dem Auto geholt und eine junge gerade ausgestiegene Frau in aller Ruhe umarmt. Darauf habe der Rettungssanitäter das Presslufthorn eingeschaltet, wie er schildert. Erst da sei der Mann ins Auto gestiegen, nicht ohne ihm abermals einen Vogel zu zeigen. „Wir mussten dann hinter ihm herfahren, kamen nicht an ihm vorbei. Er war ja nicht sonderlich schnell.“ Nach 200 Metern sei der Mann in eine Parkbucht gefahren. „Dass uns jemand kurz blockiert, erleben wir jeden Tag“, sagt er. „Aber diese Situation war außergewöhnlich.“

    Heinz B. erzählt es ganz anders. Er habe auf der Abflugebene in zweiter Reihe geparkt, um seine Tochter abzusetzen. Am Rettungswagen sei kein Blaulicht eingeschaltet gewesen. Plötzlich sei der Wagen nach vorne geruckt, der Fahrer habe aggressiv mit den Armen gefuchtelt. „Ich wusste nicht, was das sollte, es gab aus meiner Sicht keinen Anlass zu großer Eile.“ Einen Vogel gezeigt habe er dem Mann nicht. Zwei Sekunden später habe der Fahrer das Blaulicht und das Presslufthorn aktiviert. „Für mich war das die Provo­kation eines hitzigen jungen Mannes.“ Als er das Blaulicht gesehen habe, habe er sofort sein Auto zur Seite gefahren und den Wagen passieren lassen.

    Die Richterin regt eine Verfahrenseinstellung gegen 1500 Euro an, indes will Heinz B. maximal 900 Euro zahlen. Der Prozess wird fortgesetzt.