Hamburg. Mediziner warnen beim Ärztetag in Hamburg vor einer Überforderung des Gesundheitssystems. Besonders teuer seien Krebsmedikamente.
Der Deutsche Ärztetag hat vor einer finanziellen Überforderung des Gesundheitssystems wegen ausufernder Arzneimittelpreise gewarnt. Dringend nötig seien neue gesetzlichen Regelungen, sagte der Berliner Onkologe Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, am Mittwoch in Hamburg.
Vor allem bei Krebskrankheiten komme es zu einer Ausgabenexplosion. Manche Medikamente führten zu jährlichen Kosten zwischen 50.000 und 100.000 Euro pro Patient, sagte er. Dies könne sogar dazu führen, dass die ausreichende Versorgung Krebskranker künftig gefährdet sei.
Nutzen für den Patienten nachweisen
Der 119. Deutsche Ärztetag forderte deshalb den Gesetzgeber auf, die Regelungen für die Nutzenbewertung und die Preisfestlegung neuer Arzneimitteln im Rahmen des sogenannten AMNOG-Verfahrens zu verbessern. Die von Krankenkassen übernommenen Kosten für neue Arzneimittel müssten sich am nachgewiesenen Nutzen für die Patienten orientieren. «Die derzeit freie, ausschließlich am Markt orientierte Preisfestlegung für Arzneimittel im ersten Jahr nach der Markteinführung durch den pharmazeutischen Unternehmer muss abgeschafft werden», heißt es in einer Entschließung des Ärzteparlaments.
Zudem sollten die Ergebnisse der Nutzenbewertung den Ärzten schnell und in geeigneter Form zur Verfügung gestellt werden. Nur dadurch könne sichergestellt werden, dass der berechtigte Anspruch der Patienten auf eine dem Stand der aktuellen medizinischen Erkenntnisse entsprechende medikamentöse Versorgung berücksichtigt wird, hieß es.
Ärztetag noch bis Freitag in Hamburg
Der Deutsche Ärztetag tagt noch bis Freitag im Hamburger Congress Centrum. Das «Parlament der Ärzteschaft» findet einmal jährlich an wechselnden Orten statt. Die 17 deutschen Ärztekammern entsenden insgesamt 250 Delegierte. Sie erarbeiten und verabschieden länderübergreifende Regelungen zum Berufsrecht und veröffentlichen Positionen zu aktuellen gesundheits- und sozialpolitischen Themen.