Hamburg. Informatische Grundbildung soll fester Bestandteil von Studium und Referendariat werden

    Es soll Lehrer geben, deren Schüler ihnen in Sachen Medienkompetenz weit voraus sind. Das kann für beide Seiten durchaus lehrreich sein. Weil aber die Digitalisierung der Gesellschaft unaufhaltsam fortschreitet, muss der souveräne und kritische Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien – kurz: die „informatische Grundbildung“ – fester Bestandteil des Unterrichts an den Schulen sein. Mit anderen Worten: Die Lehrer müssen ihrer Rolle auch in diesem Punkt gerecht werden.

    Die Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen bringen in die Bürgerschaftssitzung am heutigen Mittwoch einen Antrag ein, mit dem die Themen Digitalisierung und Umgang mit Informatiksystemen in der Ausbildung der Lehrer stärker als bisher verankert werden sollen. Sowohl im Studium als auch im Referendariat sollen „informatische“ Inhalte als Querschnittsthema verstärkt einfließen, besonders in Mathematik und Naturwissenschaften.

    „Wir werden die Lehrerausbildung unter die Lupe nehmen und dafür sorgen, dass die künftigen Lehrer befähigt werden, ihren Schülern diese Kompetenzen zu vermitteln“, sagte die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg. Ziel müsse es sein, den Schülern „auf altersgemäße Weise Kompetenzen in grundlegenden Funktionsweisen von Informatiksystemen zu vermitteln“.

    Hansjörg Schmidt, SPD-Fachsprecher Medien- und Netzpolitik, ergänzte: „Der Umgang mit Computersystemen und das Verständnis über die Digitalisierung müssen den gleichen Stellenwert bekommen wie Lesen, Schreiben und Rechnen.“ Nur wer sich selbstbestimmt in der digitalen Welt bewege, wer eine Vorstellung davon habe, wie Algorithmen funktionierten, könne die Herausforderungen der digitalen Welt meistern. „Die Schule ist der zentrale Ort, um jungen Menschen dieses Wissen zu vermitteln“, so Schmidt.

    Die FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels-Frowein hatte das Thema mit einem eigenen Antrag angestoßen, bei dessen Beratung im Schulausschuss deutlich wurde, dass die Lehrerausbildung in der Medienkompetenz Defizite aufweist. Nach Informationen der Linken-Abgeordneten Sabine ­Boeddinghaus soll nur knapp ein Drittel der Lehramtsstudenten derzeit die Möglichkeit erhalten, die notwendigen medienpädagogischen Kompetenzen zu erwerben. Nach Darstellung der Universität sollen hingegen immerhin zwei Drittel der Studierenden in den Masterstudiengängen an den entsprechenden Lehrveranstaltungen teilgenommen haben.

    Als Erfolgsmodell gilt unter den Beteiligten schon jetzt der Schulversuch „Start in die nächste Generation“, an dem rund 2100 Schüler in 94 Klassen an je drei Stadtteilschulen und Gymnasien teilnehmen. Dabei arbeiten Schüler und Lehrer mit ihren eigenen Smartphones, Notebooks oder Tablets im Unterricht aller Fächer. Nach Angaben der Schulbehörde wird das digitale Lernen besonders stark in den Fächern Deutsch (75 Prozent) und Englisch (72 Prozent) genutzt.