München. Weil sie einen Mann niedergestochen hat, steht die Freundin eines Hamburger Millionärs vor Gericht. Schwere Vorwürfe gegen das Opfer.
Der Ex-Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela hat als Zeuge im Prozess um Messerstiche auf dem Oktoberfest den Beginn des Streits mit rassistischen Beleidigungen geschildert. Er sei von einem Wiesngast als „Scheißneger“ und „Bimbo“ beschimpft worden. Von den späteren Stichen habe er nichts mitbekommen, sagte der 36-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht München I. Die Lebensgefährtin eines Hamburger Multi-Millionärs ist wegen versuchten Mordes angeklagt.
Verteidigung sieht die Tat als Notwehr
Immer wieder wischte sich die 34-Jährige auf der Anklagebank die Augen. Sie hatte zum Prozessauftakt unter Tränen zugegeben, auf den Wiesngast eingestochen zu haben, der zuerst Owomoyela beleidigt hatte. Der Mann habe sie am Arm gepackt, sie habe sich bedroht gefühlt und Panik gehabt. Daraufhin habe sie das Klappmesser gezückt. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt. Die Verteidigung sieht die Tat als Notwehr. Wie in der Verhandlung bekannt wurde, hatte er an dem Abend offenbar halluzinogene Pilze konsumiert.
Gut ein Dutzend Gäste waren am ersten Wiensabend 2015 der Einladung ins Käferzelt gefolgt. Es floß reichlich Alkohol. Der Vorfall ereignete sich im Gedränge beim Verlassen des Zeltes. Der Lebensgefährte der Angeklagten sowie der ehemalige Motorsport-Chef bei Mercedes, ein Hamburger Vorstandschef und die Freundin Owomoyelas sagten am Dienstag als Zeugen, sie hätten nichts von den Messerstichen gesehen oder gehört. Anschließend beim Feiern in der Diskothek P1 seien alle über die Beleidigungen gegen Owomoyela betroffen gewesen, sagten mehrere Zeugen.
Owomoyela als „Scheißneger“ und „Bimbo“ beschimpft
Owomoyela schilderte den Beginn der Auseinandersetzung beim Verlassen des Käferzelts: Er sei von einem Besucher gefragt worden, ob er Flüchtling sei. Er habe den Mann geschubst, der hinfiel und gleich wieder aufstand. Dessen Freund habe ihn als „Scheißneger“ und „Bimbo“ beschimpft. „Er war extrem aggressiv, hatte geballte Fäuste und schrie mich dauernd an: „Ich bring dich um".“ Er sei jeden Moment darauf eingestellt gewesen, dass der Mann zuschlagen könnte. Er sei dann von seiner Freundin und anderen Freunden weggeschoben worden, sagte Owomoyela.
Der Ex-Motorchef von Mercedes gab an, er habe den Ex-Fußballer weggezogen, um zu verhindern, „dass er auf die Provokation falsch reagiert“. „Ich war sehr angewidert von dem, was ich auch nur an Wortfetzen gehört habe“, sagte der Unternehmer. „Ich hätte sehr viel Verständnis gehabt, wenn er (Owomoyela) explodiert wäre.“ Die Angeklagte schilderte er als „eine tolle Frau, eine witzige Frau, eine liebe Frau“. Hätte er sie je aggressiv erlebt, wäre er nicht mehr mit ihr unterwegs gewesen.
Das Gericht will bis 20. Juli verhandeln.