Hamburg. Deutschland-Zentrale zwischen Innenstadt und Hafencity. Chiquita trifft in Hamburg auf die Konkurrenten Dole und Weichert.
Die Hamburger Wirtschaft gewinnt eine bedeutende Marke: Chiquita verlagert seine Deutschland-Zentrale nach Abendblatt-Informationen an die Elbe. Der Fruchtkonzern hat Büroflächen von gut 250 Quadratmetern in bester Lage angemietet. Der Neubau an der Ecke von Willy-Brandt-Straße und Neue Gröningerstraße, der die Hamburger Innenstadt mit der Speicherstadt verbindet, wird das neue Zuhause des Bananenspezialisten. Grossmann & Berger, die das Unternehmen als Makler betreut hatten, gab jetzt den neuen Mieter für die Gewerbeimmobilie bekannt. Bisher saß Chiquita, die seit dem Jahr 1944 ihre Früchte mit der Latino-Schönheit Miss Chiquita schmücken, in Duisburg. Marc Speidel, seit gut einem Jahr neuer Chef von Chiquita in Deutschland, wollte sich gestern zu den Plänen nicht äußern.
„Hamburg ist nicht nur der wichtigste Fruchthafen in Deutschland, immer mehr Markenartikler im Lebensmittelhandel nutzen die Kompetenzen, die Hamburg für Vertriebszentralen in Nordeuropa bietet“, kommentiert der Geschäftsführer der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF), Rolf Strittmatter, die Entscheidung der Fruchtfirma. Mit Marken wie Unilever, Edeka oder Kellogg’s sind bereits einige Schwergewichte der Ernährungsbranche in Hamburg vertreten.
Im Schnitt verzehrt jeder Deutsche zehn Kilo Bananen im Jahr
Besonders im Bananenhandel nimmt die Stadt schon bisher eine führende Rolle ein. Mit Weichert sitzt ein Obsthändler in Hamburg, der den weltgrößten Bananenimporteur, die irische Fyffes, in Deutschland repräsentiert. Auch die Marke Dole hat vor einigen Jahren ihre Europazentrale in der Hansestadt angesiedelt. Wegen der Stärke im Bananenhandel ist Hamburg der wichtigste Fruchthafen Deutschlands. Dabei nimmt der Umschlag der gelben Früchte sogar zu: Von 363.000 Tonnen 2013 hat sich die Zahl der im Hafen angelandeten Bananen bis 2015 auf 442.000 Tonnen gesteigert.
Das Obst wird am O’Swaldkai vom HHLA-Frucht- und Kühl-Zentrum umgeschlagen. Importeure und Spediteure sorgen bei den Frischwaren für einen nachprüfbaren Transport und müssen die Kühlkette einhalten. Schließlich werden Bananen zwei Wochen im 14 Grad kühlen Schiffsbauch nach Hamburg transportiert. Erst anschließend bekommen sie in Reifereien ihre gelbe Farbe. Ob der Umzug von Chiquita womöglich einen zusätzlichen Import von Bananen im Hafen mit sich bringt, ist bisher unklar. Zunächst hat der Konzern die Anlandungen der Früchte teilweise von Bremerhaven ins niederländische Vlissingen verlegt.
Rund 80 Prozent des globalen Bananenmarkts werden durch wenige multinationale Unternehmen kontrolliert. Die Hersteller stehen unter Beobachtung von Umweltschützern und Menschenrechtlern, die die Monokulturen in den Herkunftsländern kritisieren. Der deutsche Markt ist mit jährlich im Schnitt zehn Kilo verzehrten Früchten pro Kopf die wichtigste Absatzregion in ganz Europa. Der Wettbewerb ist dabei hart. Die Discounter verkaufen bereits jede zweite Banane und heizen den Preiskampf an.
Chiquita forciere derzeit die Anstrengungen, Marktanteile im europäischen Lebensmitteleinzelhandel zurückzugewinnen, schrieb jüngst die „Lebensmittelzeitung“. Die Marke segelt seit einem Jahr unter der Flagge des neuen Eigentümers, des brasilianischen Milliarden-Konzerns Cutrale, der eigentlich im Saftgeschäft zu Hause ist. Dabei fährt der Anbieter unterschiedliche Strategien: Die Werbung für die Top-Marke Chiquita wurde laut Lebensmittelzeitung spürbar verstärkt und teilweise auch völlig neu konzipiert. Die Zweitmarke Consul solle dagegen ganz aus den Regalen verschwinden. Sie werde durch die Marke Hola ersetzt. Nach Brancheninformationen soll Chiquita in Deutschland den Marktführer Edeka von seinem Konzept überzeugt haben. Für die Marke ist die Rückkehr in die Supermarktregale der Gewinn alter Stärke: Vor 30 Jahren war Chiquita noch unangefochtener Marktführer.
Dole hatte seine Verwaltung 2013 zurück in die Heimat Hamburg verlegt
Konkurrent Dole hatte seine Verwaltung 2013 von Antwerpen und Paris nach Hamburg verlegt. Der Obstspezialist beschäftigt in der Hansestadt nun rund 100 Beschäftigte am Rande des Hafens. Gegründet wurde das Unternehmen vor mittlerweile 150 Jahren ebenfalls in Hamburg.
Das Unternehmen ist mit insgesamt 59.000 Mitarbeitern in allen Teilen der Erde der weltgrößte Obstimporteur. Zusammen mit den Zentralfunktionen brachte Dole auch deutlich mehr Umschlag an die Elbe: Der Konzern mit Hauptsitz in Los Angeles hat die Menge der Bananen mit Zielhafen Hamburg verdoppelt. Auf diese Weise sei man schneller bei den Kunden in Norddeutschland und in Dänemark, begründete der Konzern diese Entscheidung.
Während Chiquita und Dole den Standort stärken, hat sich der Fruchtkonzern Del Monte gegen Hamburg entschieden. Das Büro in Hammerbrook wird in diesen Tagen geschlossen. Dafür wird der Standort des Unternehmens im bayerischen Marktheidenfeld gestärkt. Dort unterhält der Anbieter auch ein Logistikzentrum.