Hamburg. Am Tag der offenen Tür am Sonntag kamen viele interessierte Besucher ins Islamische Zentrum an der Alster.

Märchenhaft schön, aber abweisend – so nehmen viele Passanten die Imam Ali Moschee an der Alster wahr. Nur selten sind in der Gartenanlage, in deren Mitte sich ein Wasserbecken mit Springbrunnen befindet, Menschen zu sehen. Das Eingangsportal ist fast immer geschlossen.

Am Sonntag dagegen herrschte vor dem türkisfarbenen Prachtbau mit den beiden Minaretten, der wegen seiner Farbe auch „Blaue Moschee“ genannt wird, Volksfeststimmung. Die Moschee, beziehungsweise das Islamische Zen­trum, zu dem sie gehört, hatte zum Tag der offenen Tür geladen. Im Garten waren Tische und Bänke aufgebaut, an denen die Besucher zum Plätschern des Brunnens arabische Gerichte und Süßigkeiten verzehrten. Und während sich die Kinder mit Hüpfburg oder Tombola vergnügten oder Zuckerwatte naschten, konnten die Erwachsenen die Moschee besichtigen, an Führungen teilnehmen und dem Gemeinschaftsgebet zusehen, das um 13.17 Uhr begann. Wer Fragen hatte, konnte sich an die vielen, überwiegend jungen Ehrenamtlichen wenden, die den Besuchern bereitwillig Fragen zur Moschee, aber auch zum Islam beantworteten.

„Genau darum geht es uns mit dieser Veranstaltung: Wir wollen mit unseren Besuchern in den Dialog treten“, sagt Mohammad Ale Hosseini. Der gebürtige Iraner, der als Siebenjähriger mit seinen Eltern nach Hamburg kam und später hier Wirtschaftsinformatik studierte, leitet die Dialogabteilung, die vor zwei Jahren an der Moschee etabliert wurde. Sein Anliegen: die Botschaften des wahren Islams – dem des Friedens und der Toleranz – zu verbreiten. Viel zu oft werde der Koran missverstanden oder für kulturelle, nationale oder politische Interessen missbraucht. „Wir möchten hier niemanden zum Islam bekehren, aber wir möchten, dass er richtig verstanden wird“, so Hosseini. Das gelte für die nicht muslimischen Besucher, zu denen Schulklassen und Studentengruppen gehörten, aber auch für Menschen, denen es schwerfalle zu glauben, dass nicht alle Moslems Terroristen sind. Vor allem aber sei die Aufklärungsarbeit für die muslimischen Jugendlichen wichtig, die sich auf der Suche nach ihrer muslimischen Identität befänden. Denn: „Wer sich mit dem Islam nicht auskennt, fällt leicht auf Ex­tremisten rein.“

In der Blauen Moschee sitzen die Männer
beim Beten vorn, die Frauen hinten
In der Blauen Moschee sitzen die Männer beim Beten vorn, die Frauen hinten © HA | Roland Magunia

Um den wahren Islam zu erklären, setze man sich in der Moschee in den Freitagsansprachen mit Themen wie „Islam und Frauenrechte“, „Islam und Demokratie“ oder „Islam und Gerechtigkeit“ auseinander. „Es gab bereits mehr als 170 solcher Veranstaltungen“, sagt Hosseini stolz. Er wünsche sich, dass sich auch Talkshows und Medien für den Islam in seiner ursprünglichen Form interessierten. Eingeladen oder zitiert würden aber nicht schiitische oder sunnitische Gelehrte, sondern Minderheiten wie der Salafist Pierre Vogel, dessen radikale Äußerungen den Menschen Angst einjagten. Dass ein Vertreter des wahren Islams sich äußern konnte, sei 30 Jahre her. „Dabei haben wir an unserer Moschee mit Imam Ayatollah Ramezani die höchste schiitische Instanz Europas.“

Hosseini hat an diesem Tag der offenen Tür mehrere Führungen übernommen, bei denen er die Besucher auf die Besonderheiten der Moschee hinweist, ihnen aber auch den echten Islam erklärt. So weist er darauf hin, dass auf dem großen handgeknüpften Rundteppich Männer und Frauen beten, „und zwar gemeinsam!“ Dass das verboten sei, sei eine falsche Auslegung des Koran, für die es keinerlei Beweise gebe, sagt Hosseini. Er bittet ausdrücklich um kritische Fragen zu aktuellen Themen. Wie empfindet er also die Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehört? „Absurd“, sagt er. „Selbstverständlich gehört der Islam zu Deutschland. Schließlich werden hier viele muslimische Kinder geboren.“

Bei den meisten der rund 2000 Besucher kommt der Tag der offenen Tür gut an. „Die Menschen hier sind freundlich, offen und locker“, sagt Kay Möller, die mit ihrem Mann in der Nähe wohnt, aber die Moschee nur von außen kennt. „Es ist wichtig, zu Zeiten von Pegida und AfD den Unterschied zwischen den gewalttätigen und den friedlichen Strömungen im Islam zu erklären“, ergänzt Knut Möller. Zudem sei es dringend notwendig, aufeinander zuzugehen. „Die Moschee hat jetzt den ersten Schritt gemacht.“

Künftig will die Blaue Moschee an jedem Muttertag ihre Portale öffnen – wobei Hosseini betont: „Unser Hintereingang ist täglich für Besucher geöffnet, auch für nicht muslimische.“ Auch stehe immer jemand für die Beantwortung von Fragen bereit.