Hamburg . Die Hamburger Feuerwehr hatte 2015 so viel zu tun wie nie zuvor. An die Innenbehörde richtete der Feuerwehrchef auch Forderungen.
Die Hamburger Feuerwehr hat im vergangenen Jahr so viele Einsätze bewältigt wie noch nie zuvor. 280.473 Mal rückten Feuerwehrleute aus, wie aus der am Montag vorgestellten Jahresbilanz hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 21.752 Einsätze mehr. Man habe ein herausforderndes Jahr hinter sich, etwa mit den Bunkerbränden, sagte Feuerwehrchef Klaus Maurer.
Durchschnittlich 770 Einsätze pro Tag
Pro Tag sei die Feuerwehr zu durchschnittlich knapp 770 Einsätzen gerufen worden. Ursache des Anstiegs seien viele Großbrände, Stürme und vermehrte Alarme beim Rettungsdienst und Hilfeleistungen gewesen. Zu Bränden fuhr die Feuerwehr 11.424 Mal. Es waren 15 Brandtote zu beklagen, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit 9 Brandtoten. 399 Menschen wurden bei Bränden verletzt.
Den größten Zuwachs gebe es im Rettungsdienstbereich. Hier zählte die Feuerwehr 247.000 Einsätze im vergangenen Jahr. Der Anstieg sei vor allem durch Einsätze in zahlreichen Flüchtlingsunterkünften zu erklären, sagte Maurer. Zur Hilfeleistung etwa bei Verkehrsunfällen, Unwettern und Umweltgefahren wurde die Feuerwehr 22.049 Mal gerufen. Auch das sei ein deutlicher Anstieg, der vor allem auf die zahlreichen Stürme im vergangenen Jahr zurückgehe.
Ein von Unglücksfällen geprägtes Jahr
In Bezug auf Großbrände war 2015 nach Maurers Angaben ein von Unglücksfällen geprägtes Jahr. Besonders herausfordernd seien dabei die Brände der beiden Hochbunker in den Stadtteilen Rothenburgsort und Bahrenfeld am 4. und 8. August gewesen. Bei beiden Einsätzen kam es zu explosionsartigen Durchzündungen von Rauchgas. 45 Menschen, darunter 15 Feuerwehrleute, wurden dabei verletzt. „Die Bunkerbrände waren sehr einschneidende Erlebnisse für uns“, sagte Maurer. „Ich bin sehr dankbar, dass die Einsätze nicht schlimmer verlaufen sind - die Ereignisse hatten das Potenzial dazu.“
Auch der Brand im Elbtunnel am 2. Dezember, bei dem ein Lkw im Tunnelinneren in Flammen stand, habe die Einsatzkräfte in besonderem Maße gefordert. Hier habe sich jedoch gezeigt, dass die neuen Tunnellöschfahrzeuge und das Fahrzeugkonzept des Elbtunnels gut funktionieren, sagte Maurer.
Die Zahl der Brandalarmierungen nahm im vergangenen Jahr zwar zu (11.424 Mal), tatsächliche Brände habe es aber weniger gegeben. Das sei in vielen Fällen auch auf Rauchmelder zurückzuführen.
Neubau der Rettungsleitstelle nach wie vor unklar
Zu Kampfmittelfunden musste die Feuerwehr im vergangenen Jahr seltener ausrücken als in den Vorjahren. Derartige Einsätze seien jedoch immer wieder nervlich und physisch extrem schwierig. Innenminister Andy Grote (SPD) sagte, alle besonderen Einsatzszenarien seien mit sehr hoher Leistungsbereitschaft bearbeitet worden. „Die Menschen in Hamburg können sich auf ihre Feuerwehr verlassen und sich sicher fühlen“, sagte Grote.
Als Erfolg bezeichnete Maurer den Anstieg des Feuerwehr-Personalbestandes. Besonders Schulabgänger konnten gewonnen werden. „Die Bewerberzahlen sprechen eine gute Sprache“, sagte Maurer.
Gleichwohl forderte Maurer von der Innenbehörde klarzumachen, wie die Feuerwehr künftig aufgestellt werden soll, um dem ständig steigenden Einsatzaufkommen begegnen zu können. Die Finanzierung von Löschbooten stehe nach wie vor aus und auch die Zusage, pro Doppelhaushalt eine neue Rettungswache zu realisieren, sei noch nicht umgesetzt.
Auch der innenpolitische Sprecher der CDU, Dennis Gladiator, kritisierte, dass Grote kritische Themen und wichtige Zukunftsfragen bei der Vorstellung des Berichts bewusst ausgeklammert habe. So sei der Neubau der Rettungsleitstelle nach wie vor unklar.