Hamburg. Hamburg könnte viele der 900 Projekte auch ohne die Spiele umsetzen. 50 von ihnen sind im Masterplan „Active City“ vorgesehen. Senat berät darüber im Mai

Auch ohne Olympiabewerbung für das Jahr 2024 will Hamburg weiter Millionen in den Sport investieren – sowohl in den Leistungs-, Breiten- und Freizeitsport als auch in große Veranstaltungen. Das sei schon allein der Tatsache geschuldet, dass die Stadt zu den sportlichsten Metropolen der Republik zählt, heißt es im Senat.

Nach einer Studie von 2010 ist Hamburg sogar die sportlichste Großstadt. Rund 80 Prozent der Bewohner sind regelmäßig aktiv, Frauen und Männer im gleichen Maße, auch Ältere treiben häufiger Sport als anderswo.

Die Planungsmanagement & Projektberatung Albert Speer & Partner – als Arge 2024 im vergangenen Jahr für die Erstellung der Bewerbungsdokumente verantwortlich – prüfte deshalb seit Februar, wie Hamburgs „olympisches Erbe“ aussehen könnte. Die Empfehlung: 150 der einst 900 geplanten Maßnahmen sollten im Interesse der Stadtentwicklung auch ohne die Spiele weiterverfolgt werden. 50 dieser Projekte sind im Zuge des neuen Masterplans „Active City“ vorgesehen. Sie könnten bis 2024 umgesetzt werden. Die Vorschläge aus dem umfangreichen Strategiepapier, das inzwischen alle Behörden durchlaufen hat, sollen im Mai im Senat diskutiert werden.

Zu klären gilt dann auch, welches Amt welche Kosten übernimmt. Insgesamt dürften sich die geplanten städtischen Investitionen auf 40 bis 50 Millionen Euro summieren. Unabhängig davon läuft das Sportstätten-Sanierungsprogramm des Senats bis zum Jahr 2019 weiter. Das sind die wichtigsten Projekte der „Active City“:

Barrierefreie Hallen: In jedem der sieben Hamburger Bezirke soll künftig eine barrierefreie Sporthalle stehen. Diese sind in der Regel etwa 250 Quadratmeter größer als Schulsporthallen. Hamburgs erste und bisher einzige vollständig inklusive Sportstätte wurde vor zwei Jahren auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf im Bezirk Nord eingeweiht. Sie kostete rund fünf Millionen Euro. Die weiteren sechs Standorte stehen bereits fest.
Im Bezirk Mitte:
Stadtteilschule (STS) Horn (Neubau einer Dreifeldhalle bis 2019).
Im Bezirk Bergedorf:
STS Lohbrügge (Neubau Zweifeldhalle bis 2019).
Im Bezirk Altona:
Geschwister-Scholl-STS (Neubau Dreifeldhalle bis 2020).
Im Bezirk Harburg:
Sanierung und Umbau der Dreifeldhalle Quellmoor bis 2019.
Bezirk Wandsbek:
Otto-Hahn-STS (Sanierung und Umbau der Dreifeldhalle bis 2020).
Im Bezirk Eimsbüttel:
Erweiterung der Dreifeldhalle der Julius-Leber-Schule bis 2018 zu einer auch für Rollstuhlbasketball nutzbaren Einrichtung. Die Zusatzkosten für die Herstellung von Barrierefreiheit liegen bei 750.000 Euro, die zusätzlichen Betriebskosten jährlich bei 16.000 Euro.
Mountainbike: Eine vier bis sechs Kilometer lange Strecke für den Freizeit- und Breitensport in Francop würde im Bau rund 400.000 Euro kosten, im Betrieb jährlich 42.000 Euro. Das Areal könnte über eine neu zu bauende Fuß-Radwegbrücke von Finkenwerder über die Alte Süderelbe erreicht werden.

Große Parks: Mit der Ausweitung von Sport- und Bewegungsangeboten in den größeren Parks sollen dort langfristig auch Umkleidekabinen mit Schließfächern, Toiletten und Duschen bereitgestellt werden. Blaupause dafür ist das Parksport-Konzept des Wilhelmsburger Inselparks. Um das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ermitteln, regen die Planer ein Pilotprojekt im Stadtpark an. Für den Testbetrieb sollte ein Container aufgestellt werden, später ist an den Bau eines festen Gebäudes gedacht. Ähnliche Überlegungen wie für den Stadtpark gibt es für den Öjendorfer Park und den Harburger Stadtpark. Die Miete eines 65 Quadratmeter großen Containers beträgt für ein halbes Jahr rund 34.000 Euro, die Betriebskosten werden mit etwa 27.000 Euro für sechs Monate veranschlagt, ohne Duschen auf 22.000 Euro. Die Umsetzung dieser Pläne hat im Moment allerdings keine Priorität.

Joggingstrecken: Mit dem Masterplan sollen der Kurs „Run! Hamm“ und die Laufrouten „Run! Horn“ markiert, beleuchtet und digitalisiert werden. Kosten: 400.000 Euro. Grundsätzlich sollen neue Wohnungsbauvorhaben mit einer Aufwertung von Freiräumen im Quartier kombiniert werden. „Wohnortnahe Sportanlagen sind nicht nur elementare Bestandteile einer gesunden und nachhaltigen Stadtstruktur, sie unterstützen auch ein gutes zwischenmenschliches Miteinander“, heißt es im Masterplan „Active City“.

Der Hamburger Sportbund (HSB) hat die Pläne wohlwollend zur Kenntnis genommen, vor allem weitere Programmpunkte wie „Mach mit, bleib fit“ (Seniorensport), „Sporttag inklusiv“ und das Flüchtlingsprojekt „Willkommen im Sport“. Er will bei Vereinen und Verbänden für die Unterstützung der Ideen werben. Der HSB mahnt jedoch, die Stadt dürfe nicht nur vorrangig in Steine investieren, sie müsse künftig auch Trainer, Übungsleiter und Ausbilder angemessen bezahlen. Diese Botschaft sei im Senat immer noch nicht wie erhofft angekommen, kritisiert der Sportbund, der mit der Stadt gerade über einen neuen Sportfördervertrag für die Jahre 2017/18 verhandelt. Das bisherige Angebot des Senats sieht keine Erhöhung des Grundbudgets von rund 8,1 Millionen Euro vor.

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