Schnelsen. Im Zuge der Sanierung der Autobahn wurde am Wochenende die Brücke über die Oldesloer Straße abgebrochen
Noch in einigen Kilometern Entfernung ist das stampfende Hämmern zu hören. Mit rasender Geschwindigkeit fahren die mächtigen Meißel auf den zerbröckelnden Beton nieder. Immer wieder und wieder. Faustgroße Betonstücke fallen fünf bis sechs Meter in die Tiefe. Langsam wird das stählerne Gerippe der Brücke sichtbar. Die Spanndrähte müssen mit Scheren durchtrennt werden.
Im Rahmen der Erneuerung der A 7 vom Autobahnkreuz Nordwest bis zum Bordesholmer Kreuz wurde am vergangenen Wochenende die Brücke, die die Autobahn über die Oldesloer Straße führt, abgerissen. 55 Stunden – von Freitagabend bis Montagfrüh – hatten die Bauunternehmen Zeit. „Wir liegen gut im Plan“, sagte Eckard Voltmann, Oberbauleiter Brückenbau am Sonntagnachmittag.
Eigentlich ist so ein Brückenabbruch ein Routinejob für die Unternehmen. Doch die Brücke an der Autobahnauffahrt Schnelsen-Nord quert die Oldesloer Straße in einem sehr flachen Winkel, was sie deutlich länger macht: 52 Meter lang und 20 Meter breit. Hinzu kommt, dass die Brücke als Spannbetonbrücke errichtet wurde. Der Grund ist einfach: eine gespannte Brücke kann mehr Last tragen.
Sechs Abbruchbagger waren am Wochenende im Einsatz, um die 1800 Kubikmeter Brückenbeton „abzuknabbern“. Zwei Teams arbeiteten in Zehn-Stunden-Schichten rund um die Uhr. Damit die Fahrbahn der Oldesloer Straße von herunterfallenden Betonteilen nicht beschädigt wird, hatte man eine gut zwei Meter hohe Sandschicht aufgeschüttet. Noch vor Ort wurden die Metallstreben vom Beton getrennt. Fast alle Teile der Brücke können wiederverwendet werden.
Die eigentliche Herausforderung war der fließende Verkehr auf der Autobahn
Die eigentliche Herausforderung bei den Abbrucharbeiten lag allerdings in der Bedeutung der Brücke für den laufenden Verkehr. Der Hamburger Abschnitt der A 7 gehört zu den meistbefahrenen in Deutschland. Täglich sind hier durchschnittlich mehr als 100.000 Fahrzeuge unterwegs. Vor allem der Güterverkehr zwischen Skandinavien und dem europäischen Festland hat in den letzten Jahren zugenommen.
Da deshalb der Verkehr auf der A 7 wegen Abriss und Neubau eines Brückenbauwerks nicht über mehrere Monate unterbrochen werden kann, musste die Brücke Oldesloer Straße zunächst in Längsrichtung in der Mitte geteilt werden. Dadurch wurde es möglich, das Bauwerk in zwei Schritten abzutragen und zu erneuern.
Am Wochenende wurde das westliche Brückenteil abgebrochen, während der Autobahnverkehr über das östliche Brückenteil weiter rollen kann. Bereits in zwei Wochen wird mit dem Neubau des westlichen Teils begonnen. Dieser soll bis Ende dieses Jahres dauern. Im kommenden Jahr wiederholt sich das Prozedere – nur eben auf der östlichen Seite.
Die Herausforderung lag allerdings nicht nur beim Autobahnverkehr. Die Oldesloer Straße und in der Verlängerung der Krohnstiegtunnel sind für die Erreichbarkeit des Hamburger Flughafens enorm wichtig. Der Airport hatte deshalb unter der Woche Reisende auf die Bauarbeiten hingewiesen und – vornehmlich den Autofahrern aus dem Norden – empfohlen, für die Anfahrt zum Flughafen gegebenenfalls mehr Fahrzeit einzuplanen.
Die von der für den Straßenverkehr zuständigen Wirtschaftsbehörde ausgesprochene Umleitungsempfehlung über den Garstedter Weg und die Friedrich-Ebert-Straße (B 447) bis zur Auffahrt Schnelsen wurde vor allem am Sonnabend ausgiebig genutzt. „Auf der Umleitungsstrecke, aber auch auf den Schleichwegen staute sich der Verkehr doch erheblich“, sagte A-7-Koordinator Gerhard Fuchs am Sonntag.
Zudem wird die Oldesloer Straße üblicherweise von vielen Kunden des Ikea-Möbelmarktes Schnelsen für die An- und Abfahrt genutzt. Offenbar hatte so mancher angesichts der Informationen über den Brückenabbruch seine Einkaufspläne für das Wochenende verändert. Die Zahl der Besucher des Möbelmarktes hielt sich stichprobenartigen Beobachtungen zufolge am Sonnabend in Grenzen.
A-7-Koordinator Fuchs zog trotz des erhöhten Verkehrsaufkommens am Sonnabend im Bereich Niendorf eine positive Bilanz. „Vor allem der Verkehrsfluss auf der Autobahn war während der gesamten Zeit der Abrissarbeiten gewährleistet.“ Die Abfahrt von der Autobahn sei in Schnelsen-Nord aus beiden Richtungen ohne Zeitverlust möglich gewesen. „Weiträumige Auswirkungen auf die Verkehrslage in der Stadt hat es nicht gegeben“, fügte Fuchs hinzu.