Hamburg . 27-Jähriger verhaftet. Er war vermutlich allein mit dem Baby und soll es misshandelt haben
Der kleine Tayler ist erst 13 Monate alt, als er mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Sieben Tage lang ringt der Junge aus Altona im UKE mit dem Tod – dann verliert er den Kampf. Am 19. Dezember 2015 stirbt das Baby an schweren Hirnverletzungen infolge eines Schütteltraumas. Jetzt, vier Monate nach dem gewaltsamen Tod, sitzt der Lebensgefährte von Taylers Mutter in Untersuchungshaft.
Gegen Michael Q. bestehe dringender Tatverdacht, Tayler zu Tode geschüttelt zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Carsten Rinio dem Abendblatt. Die Tat sei „massiv, heftig und gewaltsam“ gewesen. „Es ist hochwahrscheinlich, dass sich der 27-Jährige zum Zeitpunkt der Misshandlung allein mit dem Kind in der Wohnung der Mutter aufhielt“, sagte Rinio. Michael Q. ist nicht der leibliche Vater von Tayler.
Die Ermittler stützen sich auf neue rechtsmedizinische Erkenntnisse. Ein erstes Gutachten der Rechtsmedizin hatte den genauen Zeitpunkt der tödlichen Misshandlung zunächst offen gelassen. Erst durch ein weiteres Gutachten habe der Tatzeitpunkt nun sehr genau eingegrenzt werden können, sagte Rinio. Die Untersuchungsergebnisse seien der Hamburger Staatsanwaltschaft erst vor wenigen Tagen übermittelt worden. Daraufhin beantragten die Ermittler Haftbefehl wegen Totschlags gegen Michael Q. Genauere Angaben zu dem rechtsmedizinischen Verfahren machte Rinio nicht. Auch der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, Prof. Dr. Klaus Püschel, lehnte auf Anfrage eine Stellungnahme zu dem Fall ab. „Es handelt sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren, deshalb werden wir uns vonseiten der Rechtsmedizin nicht dazu äußern“, sagte Püschel.
Bereits am Donnerstagabend um kurz vor 19 Uhr vollstreckten die Ermittler den Haftbefehl gegen Michael Q. in Schenefeld bei Hamburg. Lange suchen mussten sie den 27-Jährigen laut Oberstaatsanwalt Rinio nicht. „Der Tatverdächtige wurde unter seiner Wohnanschrift angetroffen.“ Er wurde sofort in eine Untersuchungshaftanstalt gebracht. Zum Tatvorwurf wollte er gegenüber dem Haftrichter am Freitag im Beisein seines Verteidigers keine Angaben machen, sagte Rinio weiter.
Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst auch in Richtung von Taylers Mutter Jacqueline B. Das Vorverfahren gegen die 23-Jährige sei noch nicht abgeschlossen, sagte Rinio. Die Familie war bis zum Tod des Kindes vom Jugendamt Altona sowie dem privaten Jugendhilfeträger Rauhes Haus betreut worden. Dabei kam es zu schweren Versäumnissen, wie aus einem Bericht der Jugendhilfeinspektion hervorging.
Die zuständige Fachkraft im Jugendamt traf viele Entscheidungen im Alleingang und verstieß damit gegen Vorschriften. Zudem gab eine Mitarbeiterin des Rauhen Hauses sogar zu, dass ihr der „notwendige Sachverstand“ gefehlt habe, Misshandlungen zu erkennen. Mehrmals waren Beulen, Kratzer, blaue Flecken und Striemen an Taylers Kopf festgestellt, aber nicht gemeldet worden.
Michael Q. hatte Ende 2015 für Aufsehen gesorgt, weil er kurz nach Taylers Tod nach Spanien in den Urlaub fuhr. Damals war unklar, ob der Mann zum beabsichtigten Zeitpunkt wieder zurückkam. Jetzt bestätigte Oberstaatsanwalt Rinio, dass er im Januar zurückgekehrt sei. Die Ermittlungen gegen Michael Q. dauern an.
Nach dem Tod eines Kleinkinds ermittelt die Polizei auch in Eutin
Der Tod eines Kleinkinds beschäftigt derzeit auch die Staatsanwaltschaft in Lübeck. Nachdem im schleswig-holsteinischen Eutin ein zweieinhalb Jahre alter Junge leblos in seinem Bett aufgefunden wurde, richten sich die Ermittlungen Medienberichten zufolge gegen die Mutter des Kindes und deren Lebensgefährten. Eine Obduktion habe ergeben, dass der kleine Junge in Folge einer Strangulation erstickt sei. Ein Haftbefehl sei aber zunächst nicht beantragt worden, da auch ein Unfall nicht ausgeschlossen werden könne.