Hamburg. Zwei Neurochirurgen müssen sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Angeklagten machten zunächst keine Angaben.

Immer diese Schmerzen! Eigentlich sollte nach der Operation an der Wirbelsäule möglichst alles besser werden. Doch die Leiden des rheumakranken Mannes wurden nicht etwa weniger, sondern irgendwann stetig schlimmer, und vier Monate nach dem Eingriff starb der Patient.

Haben die beiden Ärzte, die ihn seinerzeit behandelten, Fehler gemacht? Und falls ja, waren diese die Ursache für das Ableben des Patienten?

Diese Fragen müssen jetzt im Prozess vor dem Amtsgericht geklärt werden, wo sich zwei Mediziner wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten müssen. Im Einzelnen wird einem 44 Jahre alten Neurochirurgen und seinem Bruder, 50, vorgeworfen, im Sommer 2006 bei der Behandlung eines damals 76 Jahre alten Patienten nach einer Wirbelsäulen-Operationund einer anschließenden Wundheilungsstörung zu spät erneut operiert zu haben.

Anschließend, so die Vorwürfe weiter, hätten sie eine Abklärung des septischen Krankheitsbildes versäumt, so dass sich eine schwere bakterielle Entzündung entwickelte, an deren Folgen der Patient schließlich vier Monate nach dem ersten Eingriff starb.

Auch bei einer 78-Jährigen sollen sie versäumt haben, nach einem Eingriff die Ursache einer Wundentzündung aufzuklären. Die Patientin erlitt demnach starke Schmerzen, und ein ausgedehnter Abszess im Rückenmark musste später in einem Krankenhaus operativ entfernt werden. Die beiden Angeklagten machten zunächst vor Gericht keine Angaben zu den Vorwürfen.

„Er hatte sehr große Schmerzen, und die wurden immer schlimmer“

Nach einer Operation durch die Mediziner habe sich die Wunde entzündet, erzählte die Witwe des verstorbenen Patienten als Zeugin vor Gericht. „Er hatte sehr große Schmerzen, und die wurden immer schlimmer“, sagte die 86-Jährige. Schließlich sei er in ein Krankenhaus und anschließend in die Geriatrie gekommen. „Er wollte dort auf keinen Fall bleiben.“

Also habe sie ihn entgegen dem Rat der Klinikärzte mit nach Hause genommen, gepflegt und seine Wunde versorgt. Zum Verbinden seien sie mehrmals in die Praxis der nun angeklagten Ärzte gefahren. „Das war keine saubere Wunde“, sagte die Zeugin. Beim letzten Besuch habe ihr Mann „fürchterlich geschrien“ und hinterher gesagt, die Mediziner hätten ihn „gequält“.

Laut Dokumentation der Ärzte hatten sie dem Paar empfohlen, der Mann solle in eine Klinik gehen. Doch er blieb zu Hause. Später sei er dort ins Koma gefallen und wieder ins Krankenhaus gekommen, sagte die Witwe. „Da hat er noch vier Wochen gelegen bis zu seinem Tod. Die konnten da nichts mehr für ihn tun.“ Der Neurochirurg habe sich später „nicht sprechen lassen, auch nach dem Tod nicht“.

Auch die Tochter der laut Anklage falsch behandelten 78-Jährigen sagt, ihre Mutter habe sehr gelitten. Nach einer Operation im Jahr 2007 sei es der Frau „plötzlich schlechter“ gegangen. „Sie hatte immer nur Schmerzen.“ Eine Wunde habe „so richtig geeitert“. In einer Klinik sei festgestellt worden, dass sie unter einer schweren Infektion litt und dringend behandelt werden musste. „Ein bisschen später, und sie wäre wahrscheinlich nicht mehr genesen.“ Der Prozess wird fortgesetzt.