Hamburg. Hamburg hat sechs weitere Partnerstädte. Die Verbindungen entstanden 1957 bis 2010. Die Hansestadt profitiert von der Zusammenarbeit.
Die Zeiten der altehrwürdigen Partnerschaften der Hanse zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert haben die Hamburger Kaufleute schon früh genutzt, um Bündnisse zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Hanse zu knüpfen. Handel und Wandel herrschte in dieser Zeit, und die Kaufmannshäuser der stolzen Hansestadt Hamburg profitierten davon. Heute ist dies kaum anders. Zwar gibt es die Hanse schon lange nicht mehr, aber immer noch suchen viele Städte nach einem geeigneten Modell für eine Kooperation, die für beide Seiten von Nutzen sein soll.
Hamburgs erste Partnerschaft war die mit St. Petersburg
Obwohl Städtepartnerschaften zwischen Städten durchaus als sinnvoll erachtet wurden, beantwortete Hamburg 1957 eine entsprechende Anfrage aus St. Petersburg nur zögerlich. Das Misstrauen war groß, schließlich war der Zweite Weltkrieg noch immer sehr präsent im kollektiven Gedächtnis der Nachkriegsgeneration. Damals gingen beide Metropolen mit viel Fingerspitzengefühl vor. Die Partnerschaft ist bis heute nur mündlich besiegelt – und hält immer noch.
Hamburg profitiert von der Zusammenarbeit, schließlich ist der Hafen an der Elbe Russlands wichtigste Drehscheibe im Außenhandel. St. Petersburg ist mit rund fünf Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands und nach Moskau das wichtigste russische Wissenschafts-, Kultur- und Wirtschaftszentrum. Gerade am Beispiel des ehemaligen Leningrads zeigt sich, wie wichtig Partnerschaften sein können. In den 1990er-Jahren, als sich die Versorgungslage in der ehemaligen Sowjetunion rapide verschlechterte stellte der Hamburger Senat
4,5 Millionen D-Mark für ein Hilfsprogramm zur Verfügung. Ergänzt wurde dies durch zahlreiche Freiwillige, die der Stadt an der Newa helfen wollten.
Ein Jahr später kam die französische Metropole Marseille hinzu
Nachdem die Erfahrungen mit St. Petersburg erfolgreich waren, ging die Hansestadt ein Jahr später eine Partnerschaft mit Marseille ein. Die Stadt ist mit rund 850.000 Einwohnern die zweitgrößte Metropole Frankreichs. Das Projekt aus dem Jahr 1989 stand im Zeichen der Aussöhnung. Marseille kämpft als bedeutende Hafenstadt am Mittelmeer nach wie vor mit seinem Image der verkannten Schönheit. Die Stadt hatte lange mit dem Strukturwandel, Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu kämpfen. Lange Zeit war es still um die Partnerschaft zwischen Hamburg und Marseille. Corinna Nienstedt von der Handelskammer Hamburg will nun neue Impulse geben, unter anderem durch die Deutsch-Französische Gesellschaft Cluny.
Im Jahr 1987 entstand mit Dresden eine deutsch-deutsche Partnerschaft
Nachdem Shanghai 1986 Hamburgs Partnerstadt geworden war, ging der Senat mit viel Enthusiasmus in die nächste Runde und beschloss 1987 ein Abkommen mit Dresden. Anfangs war zwar eine deutsch-deutsche Ost-West Partnerschaft bundespolitisch nicht erwünscht, weil Städtepartnerschaften nur international geschlossen werden sollten – die DDR war aber kein Ausland. In Hamburg bemühte sich dennoch seit 1985 der Erste Bürgermeister Klaus von Dohnanyi um eine Annäherung. Mit Erfolg. Eines der Ziele war, dass die noch getrennten Staaten Maßnahmen für die Reinhaltung der Elbe anstrebten. Das gelang tatsächlich. Als schließlich die Semperoper in Hamburg zu Gast war, überbrachte der Intendant eine Botschaft mit positivem Signal aus Dresden. Dieses wurde beim Besuch der Philharmonischen Gesellschaft Hamburgs in Dresden erwidert. Da die „Elbe das stärkste Argument sei“, stimmte auch SED-Generalsekretär Erich Honecker dem Vorhaben zu.
Nachdem sich beide Städte im wiedervereinigten Deutschland fanden, hat sich die Partnerschaft verändert. Heute hat sie mehr den Charakter guter Zusammenarbeit bei Themen, die Hamburg und Dresden gemeinsam betreffen, so etwa der Dauerbrenner Elbvertiefung. Trotzdem lebt auch diese Städtepartnerschaft vom gegenseitigen Austausch und Kooperationen. Das im Krieg zerbombte Dresden hat in der DDR lange leiden müssen. Aber immerhin das Wahrzeichen, die Frauenkirche, die über Jahre eine Ruine war, konnte wieder aufgebaut werden.
Hamburg verbündet sich 1989 mit der nicaraguanischen Metropole León
Ende der 80er-Jahre wagte Hamburg auf der Suche nach Partnern den Schritt nach Südamerika. Der Senat der Elbmetropole vereinbarte mit der nicaraguanischen Stadt León im Jahr 1989 einen Pakt, der anfangs als „Entwicklungspartnerschaft“ bezeichnet wurde. Folglich hatte die Städtepartnerschaft zwischen León und Hamburg von Beginn an das Ziel, die Bedingungen der Leóner Einwohner zu verbessern. Doch trotz des großen Unterschieds im Lebensstandard beider Städte wird viel Wert auf eine gleichberechtigte Partnerschaft gelegt. Das gegenseitige Kennenlernen von Kultur und Lebenssituation in Nicaragua und Deutschland steht im Vordergrund, denn beide Seiten sollen voneinander profitieren und lernen. Aktuell unterstützt Hamburg mit verschiedenen Partnern ein Projekt, das ein nachhaltiges Abwasser- und Abfallmanagement für den städtischen Schlachthof der zweitgrößten Stadt Nicaraguas erarbeitet.
Mit Prag ein Stück Tschechien an Hamburgs Waterkant
Die Tschechische Republik hat noch aus dem Versailler Vertrag mit dem Moldauhafen ein eigenes Areal in Hamburg und nutzt die Hansestadt als ihren bedeutendsten Seehafen. Prag, die sogenannte Goldene Stadt, und das Tor zur Welt pflegen ihre traditionell guten Beziehungen nun schon seit 1990. Im Streben nach gutnachbarlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik unterstützen Hamburg und Prag alle Aktivitäten zur Förderung der Elbe. Hamburg und Prag wollen zugleich Zusammenarbeit und den Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kultur in vielfältigen Formen erweitern. Nur in einem sind sich die beiden Städte nicht mehr einig. Während Hamburg sich bemüht, Tausende Flüchtlinge zu beherbergen, droht Tschechien mit Klage gegen eine festgezurrte Flüchtlingsquote.
Daressalam ist erst ehemalige Kolonie – und nun Städtepartner
Deutschland und Tansania verbindet seit Jahrhunderten eine besondere Beziehung. Das damalige Deutsch-Ostafrika gehörte von 1885 bis 1919 zum deutschen Kolonialreich. Die beiden Länder teilen somit ein Stück Vergangenheit, auch wenn diese Zeit als eher unrühmliche Episode der deutschen Geschichte gilt. In Daressalam (auf Deutsch: Hafen des Friedens) zeugen heute noch zahlreiche historische Bauten vom deutschen Einfluss.
Mit mehr als vier Millionen Einwohnern ist Daressalam heute die größte Stadt Tansanias. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom damaligen Sultan von Sansibar gegründet und später von den deutschen Kolonialherren als Verwaltungssitz genutzt und ausgebaut. Dar, wie es von den Einwohnern liebevoll genannt wird, ist der Regierungssitz und das wirtschaftliche Zentrum Tansanias mit zahlreichen Banken und Versicherungen sowie kleineren und mittleren Unternehmen der Textil-, Brauerei- oder Tabakbranche. Die Stadt, mit der Hamburg 2010 eine Städtepartnerschaft vereinbarte, profitiert von ihrer geografisch günstigen Lage direkt am Indischen Ozean. Der Hafen ist der größte Ostafrikas. Die St.-Josefs-Kathedrale des katholischen Erzbistums in Daressalam wurde zwischen 1897 und 1902 errichtet, die evangelisch-lutherische Azania-Kathedrale 1898.