Hamburg. Sie wollten den Vorstand wegen eines Streits um Hunde aus Rumänien abwählen

Eigentlich wollten die Rebellen um Vereinsmitglied Michael Rockel den Vorstand des Tierschutzvereins von 1841 (HTV) auf der Jahreshauptversammlung stürzen – doch daraus wurde nichts. Ihr Antrag auf Ab­berufung der Führungsriege war am Sonnabend gar nicht erst auf die Tagesordnung gelangt, da das notwendige Stimmenquorum nicht erfüllt worden war. Für den Antrag hätten 48 oder mehr der Mitglieder stimmen müssen. Tatsächlich waren im Vorfeld sogar 55 Unterschriften eingegangen. „Doch mehrere Mitglieder hatten ihre Unterschriften vor der Versammlung wieder zurückgezogen, sodass das Quorum unterschritten wurde“, sagte HTV-Vorstand Manfred Graff.

Stein des Anstoßes ist das Engagement des HTV für rumänische Straßenhunde. Die Gruppe um Rockel hält diesen Einsatz für nicht satzungskonform und für viel zu kostspielig. 2015 waren 124 Tiere aus Rumänien in das Hamburger Tierheim geholt worden. Die Kosten dafür sind aus den Mitteln des finanziell ohnehin klammen Vereins bestritten worden. Nach Rechnung von Rockels Mitstreiter Ralf Hegmann seien 146.000 Euro an Vereinsmitteln „zweckentfremdet worden“.

Graff hält dagegen: „Das Engagement für die Hunde ist satzungsgemäß. In der Satzung steht mit keinem Wort, dass Tierschutz nur auf heimische Tiere begrenzt ist.“ Wenn Auslandstierschutz nicht gewünscht sei, müsse dafür die Satzung geändert werden. Im Übrigen habe es speziell für die rumänischen Hunde Spendenaufrufe gegeben, sodass sich hier die Ausgaben in Grenzen hielten, zudem würden die meisten Hunde (gegen 280 Euro Schutzgebühr) gleich vermittelt, sagte Graff. „Selbstverständlich ist es wichtig und richtig, über das Thema Auslandstierschutz zu diskutieren. Wir haben dafür eine Rumänien-Gruppe, die steht jedem offen.“

Während der Hauptversammlung mit rund 190 Mitgliedern entspannte sich eine lebhafte Diskussion zu diesem Thema. Eine Befürworterin der Hilfe für rumänische Hunde steht nun an der Spitze des Vereins: die bisherige Zweite Vorsitzende Sandra Gulla. An ihre Position ist Katharina Krause gerückt. Über den gesamten neuen Vorstand hatten die Vereinsmitglieder per Briefwahl abgestimmt. Gulla erhielt ein eindeutiges Votum: 1124 der 1435 Stimmen entfielen auf sie. Martin Graff wurde nach sechs Jahren auf dem Chefposten des Vereins nun Schatzmeister.

Als „Mann vom Fach“ – Graff ist Steuerberater – sieht er sich großen finanziellen Problemen des Vereins gegenüber. Der HTV hat nach Kassensturz ein Defizit von rund 875.000 Euro – vor allem weil sich die Gelder aus Erbschaften von 2,315 Millionen auf 1,160 Millionen Euro fast halbiert haben. Dafür ist die Zahl der Mitglieder um sieben Prozent auf nun 4846 gestiegen. Ein Personalabbau sei nicht geplant, sagte Graff. Aber: „Notwendige Umstrukturierungen, auch mit dem Ziel von Kosteneinsparungen“, behalte sich der Verein vor.