Kennen Sie die Head-down Generation? So bezeichnen amerikanische Medienwissenschaftler gerne die jüngeren Generationen, die anscheinend permanent auf ihr Smartphone schauen. Auch bei uns gehört die „Kopf-nach-unten-Generation“ bereits zum Stadtbild. Kaum ein junger Hamburger beschäftigt sich während einer S-BahnFahrt nicht mit seinem Smartphone. Durch die Innenstadt – in der es seit letzter Woche übrigens kostenloses WLAN gibt – laufen sie mit gesenktem Blick auf neue Nachrichten, und selbst in Kneipen, Cafés oder Restaurants wird gesurft, gepostet, gechattet oder gespielt. Mittlerweile telefonieren nicht nur fast alle unter 30-Jährigen mit ihrem Smartphone, sieben von zehn spielen auch regelmäßig mit ihm, und über 80 Prozent hören Musik, wenn sie unterwegs sind. Viele ältere Hamburger fragen sich: Ist das noch normal? Gehen dadurch nicht die sozialen Kontakte und Kompetenzen verloren? Und ist diese ständige Ablenkung noch Vergnügen oder nicht schon Zwang?

Nun sind Kritik und Sorgen bezüglich Neuer Medien nichts Neues. Bereits im alten Griechenland wetterte der Philosoph Platon gegen die Schrift: Diese sei nur eine leblose Kopie der beseelten Sprache, sie zerstöre das Erinnerungsvermögen und wähle zudem wahllos ihre Leser aus. Auch gegen den Buchdruck gab es massive Vorbehalte, den ersten Zeitungslesern im 18. Jahrhundert wurde Zeitungssucht attestiert und dem Radio Anfang des letzten Jahrhunderts nachgesagt, die Menschen in ihren Stuben zu fesseln, statt sie in die Gemeinschaft einzubinden. Und ich selber erinnere mich noch gut an die Warnungen meiner Eltern vor „Telefonitis“ und „viereckigen Augen“.

Doch zweifellos hat die Smartphonisierung unseres Lebens tatsächlich negative Aspekte. Zum Beispiel die zunehmende Unruhe und Stimmungsschwankungen, wenn kein Netzzugang vorhanden ist, der soziale Druck, ständig erreichbar zu sein, das Verschwinden zentraler Aspekte sozialer Kommunikation wie Anwesenheit, Mimik und Gestik oder der Rückgang des persönlichen Kontakts, des Erinnerungsvermögens und der Selbstständigkeit. Diese und zahlreiche weitere Herausforderungen sind real und müssen ernst genommen werden. Von zentraler Bedeutung ist hierbei für mich jedoch nicht das Verbot und die Verteufelung (diese hat weder beim Buch, Radio, Telefon noch beim Fernseher funktioniert), sondern vielmehr die Konzentration auf mehr Medienkompetenz.
Diese kommt sowohl in der Schule als auch den allermeisten Haushalten viel zu kurz. Einen maß- und sinnvollen Umgang mit dem Smartphone müssen hierbei jedoch nicht nur die jungen Hamburger lernen, auch viele Erwachsene können das Gerät nur schwer aus der Hand legen und sind ihren Kindern kein gutes Vorbild. Statistisch schauen wir übrigens täglich rund 150-mal auf unser Smartphone – und somit deutlich häufiger als unserem Partner oder Kind in die Augen.