Bei den Liberalen geht es auch um die Nachfolge von Katja Suding.

Am 15. Februar 2015 fielen für die Hamburger FDP Ostern und Weihnachten auf einen Tag. Nachdem sie in Umfragen bis kurz vor der Wahl nur bei zwei bis drei Prozent lag, schafften es die Liberalen mit einem fulminanten Wahlkampfendspurt nicht nur doch noch in die Bürgerschaft, sie erzielten mit 7,4 Prozent auch das beste Ergebnis in Hamburg seit 1974.

Dieser Erfolg war in erster Linie ein Verdienst der Fraktionsvorsitzenden, Parteichefin und Spitzenkandidatin Katja Suding, die es meisterhaft versteht, mit ihrem extrovertierten Politikstil die Aufmerksamkeit auf sich – und damit auch auf ihre Partei – zu lenken. Das ist innerhalb der FDP zwar nicht völlig unumstritten, aber Suding ist als Führungsfigur unverzichtbar.

Dennoch zeigen die anderen acht Abgeordneten keine Neigung, sich hinter ihrer Fraktionsvorsitzenden zu verstecken oder gar auszuruhen. Im Gegenteil: Die FDP macht in vielen Politikbereichen eine äußerst lebendige Oppositionsarbeit, wobei sie – getreu Sudings Motto „Hauptsache Aufmerksamkeit“ – auch manchmal mit Kanonen auf Spatzen schießt. Bislang 889 schriftliche Kleine Anfragen – fast 100 pro Abgeordnetem – sind Ausdruck dieses Fleißes. Mehr hat nur die CDU gestellt (1232), allerdings verteilt auf 20 Abgeordnete.

Besonders der erfahrene Verkehrs- und Wissenschaftsexperte Wieland Schinnenburg, Parlamentsneuling Michael Kruse im Bereich Wirtschaft sowie die Schulexpertin Anna von Treuenfels-Frowein verstehen es, den Senat mit vielen und geschickt platzierten Kleinen Anfragen unter Druck zu setzen. So konnte sich Schinnenburg mit Dauerkritik an der Radverkehrspolitik profilieren, Kruse brachte die Kostenexplosion bei diversen Hafenprojekten ans Licht, und Treuenfels-Frowein deckte auf, wie ungleich die Flüchtlingsklassen über die Stadt verteilt sind. Mit dem Umweltexperten Kurt Duwe und dem Innenpolitiker Carl Jarchow hat die Fraktion zudem zwei erfahrene Politiker, die sich zwar seltener und weniger laut zu Wort melden als ihre Kollegen, deren Sachverstand aber im Parlament geschätzt ist.

Die drei neuen Abgeordneten Jennyfer Dutschke, Jens Meyer und Daniel Oetzel arbeiten dagegen noch an ihrer Profilierung – wobei Dutschke mit ihren Reden in Dieter-Thomas-HeckGeschwindigkeit noch am meisten auffällt.

Inhaltlich auffallend zurückhaltend ist dagegen ausgerechnet Katja Suding. Der Grund liegt auf der Hand: Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende ist zunehmend bundespolitisch aktiv, hat zuletzt in drei Landtagswahlkämpfen mitgemischt und wird wohl 2017 für den Bundestag kandidieren. Schaffen die FDP und Suding den Sprung nach Berlin, bräuchte die Bürgerschaftsfraktion eine neue Spitze. So gesehen sind die Aktivitäten einiger Abgeordneter auch als Bewerbung um Sudings Nachfolge zu verstehen.