Hamburg . Nach dem Streit mit Spitzenkandidatin Heyenn musste sich die Fraktion eine neue Führung suchen. Olympia-Nein als größter Erfolg.

Für die Linke begann die Wahlperiode mit einem selbst gemachten Eklat. Obwohl sie als Spitzenkandidatin mitgeholfen hatte, das Ergebnis der Linken bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 zu verbessern, verweigerten sechs der zunächst noch elf Linken-Abgeordneten der langjährigen Fraktionschefin Dora Heyenn die Stimme bei der Wahl zum Fraktionsvorstand. Heyenn schmiss wütend hin und trat aus der Fraktion aus. Das Ganze wirkte so, als habe die Linkspartei die Wähler bewusst getäuscht, indem sie die eigene Spitzenkandidatin kurz nach der Wahl aus der Fraktion mobbte. Für eine Weile schien es, als könne die Zeit die frischen Wunden heilen und Heyenn in die Fraktion zurückkehren. Dann aber kam es anders: Nach gescheiterten Annäherungsversuchen trat Heyenn im Herbst auch aus der Linkspartei aus.

Statt Heyenn übernahm nun ein generationenübergreifendes Frauenduo die Führung der Fraktion: die frühere SPD-Politikerin Sabine Boeddinghaus, 59, und die kurdischstämmige Studentin Cansu Özdemir, 27. Nach dem Abgang Heyenns fasste die Fraktion relativ schnell wieder Tritt – und lieferte wie in den Vorjahren weiter eine solide und professionelle parlamentarische Arbeit ab. Dazu trug sicher bei, dass viele der nun noch zehn Linken-Abgeordneten reichlich Erfahrung in der Bürgerschaft haben. So saßen etwa Norbert Hackbusch und Heike Sudmann nicht nur für die Linke, sondern zur Jahrtausendwende schon für die Grünen und später für die Regenbogenfraktion im Hamburger Parlament. Auch die für Innenpolitik zuständige Christiane Schneider arbeitet bereits seit 2008 in der Bürgerschaft – und ärgerte auch weiterhin die Polizei mit häufiger Kritik, etwa an deren Vorgehen bei Demonstrationen. Auch die Integration der fünf neuen Abgeordneten in die Parlamentsarbeit, unter ihnen die „Hartz-IV-Rebellin“ Inge Hannemann, gelang relativ geräuschlos.

Hannemanns großes Ziel bleibt es wohl, die Hartz-Reformen zurück­zudrehen. Aber das kann man als Hamburger Oppositionsabgeordnete natürlich nicht. Also verlegte sie sich zunächst auf die Schwächen bei der Umsetzung. Etwa auf die seit Jahren monierte Tatsache, dass bei der für Langzeitarbeitslose zuständigen team.arbeit.hamburg-Mitarbeiter bei gleicher Leistung unterschiedlich bezahlt werden. Soziale Gerechtigkeit blieb auch an anderer Stelle ein erwartbarer Schwerpunkt der Linken.

Als größten Erfolg feierte die Linke das Nein der Hamburger zu Olympia – schließlich hatte die Partei als einzige klar dagegen Stellung bezogen. Beim Thema Flüchtlinge setzte sich die Fraktion intensiv für eine bessere Gesundheitsversorgung ein – und dafür, Leerstände zur Unterbringung zu nutzen.

Bei den Hamburgern kam all das offenbar gut an: Nach dem Wahlergebnis von 8,5 Prozent erreichte die Linke in der jüngsten Umfrage elf Prozent.