Hamburg . Erstmals müssen viele der 23.000 Läufer am Marathon-Tag für Bus und Bahn bezahlen. Streit zwischen dem HVV und den Veranstaltern.

Für die Teilnehmer des Hamburg Marathons ist es eine Selbstverständlichkeit: Wer sich für den traditionsreichen Lauf anmeldet, darf am Veranstaltungstag kostenlos Bus und Bahn in der Stadt fahren. Die Startnummer galt als Gratis-Ticket. Doch in diesem Jahr ist es damit vorbei. Erstmals müssen Läufer am kommenden Sonntag, 17. April, außer einer Flasche Wasser auch Geld oder einen Fahrschein dabei haben, wenn sie nicht zu Schwarzfahrern werden wollen.

Das Ende des Kombi-Tickets sorgt wenige Tage vor dem 31. Haspa-Marathon mächtig für Ärger bei den Läufern. Denn: Man muss schon das Kleingedruckte lesen, um die unschöne Veränderung mitzubekommen. Auch die Politik reagiert, es gab schon zwei schriftliche Kleine Anfragen aus der Bürgerschaft.

Hamburg Marathon und HVV streiten über Verantwortung

Auf Nachfrage des Hamburger Abendblatts nach den Gründen schieben sich die Marathon Hamburg Veranstaltungs GmbH und der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gegenseitig die Verantwortung zu.

„Das Angebot des HVV war so teuer, dass es betriebswirtschaftlich nicht darstellbar war“, sagt der Geschäftsführer von Marathon Hamburg, Frank Thaleiser. Es habe unterschiedliche Auffassungen über die Zahl der HVV-Nutzer gegeben. „Der HVV wollte doppelt so viel wie 2015 haben.“ Angesichts der insgesamt steigenden Kosten für vorgeschriebene Leistungen, wie etwa Streckenabsperrungen oder Wasseruntersuchungen, sei das Kombi-Ticket nicht haltbar gewesen, so Thaleiser.

Olympia-Subvention rettete das Gratis-Ticket 2015

Schon 2015 gab es Diskussionen um den kostenlosen Fahrschein. Aber im Jahr der Olympia-Entscheidung einigten sich die Beteiligten schließlich zwei Wochen vor dem Start auf eine Sonderreglung. „Das war ein Sonderpreis, der subventioniert worden war“, sagt HVV-Sprecher Rainer Vohl. Die Vorwürfe von Marathon Hamburg weist er zurück. „Unser Angebot entspricht den tatsächlichen Kosten.“ So seien etwa die HVV-Abonnenten rausgerechnet worden. Nach seiner Darstellung erfolgte die Ablehnung zudem unabhängig von der Höhe des Angebots bereits vorher.

Der HVV sei genauso verhandlungsbereit wie im Vorjahr gewesen. „Wir wollen unbedingt, dass es den Service weiterhin gibt. Trotz Nachfragen gab es aber keine Rückmeldung vom Veranstalter.“

HVV kündigt Kontrollen an

Für die etwa 23.000 Läufer ist der Streit bitter. Wer etwa auf halber Strecke aussteigen muss, muss jetzt zahlen. Oder er riskiert zum Schwarzfahrer zu werden. Denn auf eine Sonderreglung ähnlich wie in Berlin konnten sich die Parteien auch nicht einigen. Der HVV bemängelt in diesem Zusammenhang, dass die Abschaffung des Kombi-Tickets nicht deutlicher bekannt gemacht wurde. Deshalb soll es jetzt Lautsprecherdurchsagen auf den Bahnhöfen geben. Und: "Wir werden an diesem Tag ganz normal Fahrscheine kontrollieren", so HVV-Sprecher Vohl.

„Wir haben keine heilige Kuh geschlachtet“, sagt Frank Thaleiser von Marathon Hamburg. Auch bei anderen großen Sportveranstaltungen in Hamburg, wie den Cyclassics oder dem Hella-Halbmarathon, sei das HVV-Ticket schließlich nicht inklusive. „Wir waren die Letzten, die das aufrecht erhalten haben.“ Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Für das nächste Jahr soll es neue Verhandlungen geben – die S-Bahn soll bereits Interesse angemeldet haben.