Die Domplatz-Bebauung scheiterte nach beißender Kritik des Altkanzlers Helmut Schmidt.
Der im November verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt kokettierte gern damit, sich nicht „für Lokalpolitik“ zu interessieren – und meinte damit alles, was in Hamburg passiert. Bei der Domplatz-Bebauung aber machte der Langenhorner eine Ausnahme. Fast 60 Jahre hatte das Herz der Stadt als Brache offen dagelegen, bevor im November 2005 ein Wettbewerb eine Neubebauung auf den Weg zu bringen schien. Das Münchner Architekturbüro Auer + Weber + Architekten hatte einen „kristallinen Solitär“ vorgeschlagen, in dem die Zentralbibliothek, das Bürgerschaftsforum, ein internationales Archäologiezentrum und Wohnungen entstehen sollten. Doch die Ausmaße des 30 Meter hohen Glaskomplexes mit 33.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche elektrisierten die Stadt.
Im Juni 2006 warnte Helmut Schmidt, der gern Architekt geworden wäre, in der „Zeit“ vor einem „krampfhaft-schiefen, glasverkleideten Stahlskelettbau“, der ebenso oder ähnlich in Shanghai, Dubai, São Paulo gebaut werden könnte. „Ein Produkt der globalisierten Allerwelts-Architektur von Bankzentralen“, wetterte Schmidt. „Ob gewollt oder ungewollt – das Projekt ist ein krasser Bruch mit der Geschichte.“
Nach dem Warnruf verfiel der CDU-Senat in hektische Betriebsamkeit. Zunächst schrumpfte er den Bau um ein Viertel, dann blies er ihn angesichts der heftigen öffentlichen Kritik ganz ab. Stattdessen entstand auf der Brache ein gestalteter Freiraum mit Rasenflächen und beleuchteten Sitzkuben aus Plexiglas. Dieser Kompromiss von 2009 fügt sich bis heute harmonisch in die Stadt ein.