Hamburg. Sprühern drohen bis zu zwei Jahre Haft. Polizei mahnt: Es gab schon schwere Unfälle auf Bahngleisen.
Die Ermittler der Polizeibehörden warnen eindringlich davor, Graffiti und illegale Straßenkunst nur als harmloses Bagatelldelikt zu sehen. „Für uns kann das keine Kunst sein – Graffiti an fremdem Eigentum bleibt eine Straftat, die zu teils erheblichen Sachschäden im öffentlichen Raum führen und eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren nach sich ziehen kann“, sagte Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizei in Hamburg, dem Abendblatt.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Bundespolizei 776 Straftaten im Bereich von Bahnhöfen, Gleisen und Betriebswerken – 5,4 Prozent weniger als noch 2014. Zuvor waren die Fallzahlen innerhalb eines Jahres um zehn Prozent gestiegen. Wenn Beamte die Täter beim Sprühen entdecken, ergreifen diese teilweise eine waghalsige Flucht. „Die Verdächtigen laufen quer über Gleise oder an Stromschienen vorbei und begeben sich in erhebliche Gefahr“, sagt Carstens.
In der jüngeren Vergangenheit kam es zu mehreren schweren Unfällen mit Sprühern beim Ausüben ihrer „Kunst“: Im Dezember 2013 wurde der 21-jährige Julius G. in Alsterdorf von einem Lichtbogen erfasst und schwer verletzt. Der bundesweit bekannte Sprayer Walter Josef F. alias „OZ“ wurde im September 2014 auf den Gleisen zwischen Hauptbahnhof und Berliner Tor von einem Zug der S-Bahn-Linie 1 erfasst und verstarb.
Aktuell gelten „Moses & Taps“ als bekannteste Graffiti-Sprüher in Hamburg. Inzwischen sind „Moses & Taps“ hier verstärkt aktiv, heißt es aus Polizeikreisen. Die beiden Männer sind seit dem Jahr 2008 gemeinsam aktiv und gehören der Graffiti-Szene bereits seit mehreren Jahrzehnten an. Von Bekannten werden sie als „exzentrisch, aber professionell“ beschrieben. Die Zahl der Graffiti-Sprühereien außerhalb des Bahnbereichs werden nicht mehr statistisch erfasst. (crh)