Eidelstedt . Während hitziger Debatte um neue Großunterkunft Hörgenswegs in Eidelstedt ergreift albanischer Schüler das Wort. Seine Worte befrieden die Anwohner
Bledar Bodini hat sich etwas getraut, wofür wohl nur wenige die Courage aufbringen würden: Während der Informationsveranstaltung zur neuen Flüchtlingsunterkunft am Hörgensweg in Eidelstedt ist der 16-Jährige von seinem Stuhl im Publikum aufgestanden und hat inmitten der hitzigen Diskussion das Wort an die Eidelstedter gerichtet.
„Ich habe hier in der Schule gelernt, wie Politik in der Welt funktioniert. Es ist eine große Herausforderung für uns. Sie sind ein Vorbild für alle in der Welt. Wir schreiben hier Geschichte“, sagte der Jugendliche, der mit seiner Familie vor eineinhalb Jahren aus Albanien nach Deutschland gekommen ist. „Die Welt sieht, dass Sie uns helfen. Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Daraufhin gab es Beifall.
Viele der 500 Zuhörer hatten die Pläne des Bezirks Eimsbüttel für das geplante Flüchtlingsdorf für 3000 Menschen in Eidelstedt heftig kritisiert. Auf einer Brachfläche am Hörgensweg sollen im Eilverfahren rund 600 Sozialwohnungen für Geflüchtete gebaut werden. Zu viele, findet die Bürgerinitiative „Sozial gerechtes Eidelstedt.“ Sie fordert stattdessen eine Mischung aus Gewerbe, Eigentumswohnungen und Eigenheimen. Diesen Kritikern traute sich Bledar entgegenzutreten. Spontan und ungeplant: „Die Stimmung war so aggressiv“, sagt er. Seine Ansprache war freundlich, aber selbstbewusst. Das ist seine Art, weiß Heidi Naumann. Die 68-Jährige hatte ihn am Mittwochabend zu der Info-Veranstaltung begleitet und gibt dem Jungen ein- bis zweimal wöchentlich Deutschunterricht bei sich zu Hause.
Bledar hat sich von Anfang an um seine schulische Bildung gekümmert
„Er hat sich von Anfang an so sehr darum gekümmert, zu lernen“, sagt sie. Bledar wohnt mit seiner Familie in einer Unterkunft in Schnelsen. In den Modulhäusern sind Familien untergebracht. Er besucht eine Internationale Vorbereitungsklasse an der Stadtteilschule Barmbek und möchte Ingenieur werden. Er ist zielstrebig: Bledar macht in den Ferien Praktika, zuletzt in einer Baufirma, davor in einem Restaurant und einer Maschinenbaufirma. „Er ist sehr aktiv und unglaublich engagiert“, sagt Frau Naumann. Manchmal sei er auch ein wenig fantastisch. Aber welcher 16-Jährige ist das nicht?
„Man sollte in der Welt groß denken und anderen helfen, damit sich ihre Träume erfüllen können“, hatte Bledar gegenüber NDR 90,3 gesagt. Ob sein Traum wahr wird, ist fraglich: Die Familie soll abgeschoben werden.
Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke hat inzwischen angekündigt, noch einmal darüber nachzudenken, welche Unterkunftsgröße für den Stadtteil sozial verträglich ist.