Wilhelmsburg. Erstmals beteiligen sich an „Hamburg räumt auf“ auch Bewohner der Erstaufnahmen
Arezo strahlt über das ganze Gesicht. „Jetzt ist alles sauber“, sagt das zwölfjährige Mädchen aus Afghanistan. Gemeinsam mit seinen Freundinnen und Freunden aus der Unterkunft an der Dratelnstraße hat es am Mittwoch rund um das Gelände Müll aufgesammelt. „Wir haben ganz viel gefunden“, plappern die Kinder durcheinander. „Flaschen aus Plastik und Glas, Papier, eine Hose und sogar ein Radio.“
Bis zu 70 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft an der Dratelnstraße in Wilhelmsburg haben am Mittwoch am alljährlichen Frühjahrsputz der Stadtreinigung unter dem Motto „Hamburg räumt auf“ teilgenommen.
Die Idee, die Flüchtlinge in die Aktion miteinzubeziehen, stammt von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Unterkunft. Der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge sprach daraufhin weitere Unterkünfte in der Stadt an und koordinierte die Teilnahme. Mit Erfolg: Insgesamt beteiligen sich Bewohner aus zwölf Unterkünften an der Aktion, die noch bis Sonntag läuft. Die Teilnahme ist für alle freiwillig.
Patrica Partoshoar, Teamleiterin an der Dratelnstraße, berichtet, dass viele der Bewohner ähnliche Aktionen aus ihren Herkunftsländern kennen. „Im Iran, in Afghanistan und vielen anderen Flüchtlingsregionen wird das Frühlingsfest Nouruz gefeiert. Dazu gehört traditionell auch ein großes Reinemachen“, so die 37-Jährige. Auch außerhalb von „Hamburg räumt auf“ hätten die Bewohner schon mehrfach in ihrem Stadtteil Müll gesammelt. „Etwa alle zwei Monate veranstalten wir hier Aufräumaktionen.“
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) lobte die Teilnahme der Flüchtlinge, die damit Verantwortung für die Lebensqualität im Umfeld ihrer Unterkünfte übernehmen würden. „Das ist ein wichtiger Schritt für die Integration“, sagte Jens Kerstan. Weiter verweist er auf die Patenschaft, die die Umweltbehörde vor einem halben Jahr für die Erstaufnahme an der Dratelnstraße übernommen hat. „Flüchtlinge bekommen von unseren Mitarbeitern Deutschunterricht oder diverse Kurs- und Freizeitangebote. Das ist gelebte Nachbarschaft und Integration.“
Auch der 25-jährige Ahmad aus Afghanistan hat am Mittwoch mitgeholfen – aus Überzeugung, wie er sagt. „Für uns ist das wichtig, um den Hamburgern zu zeigen, dass wir uns engagieren, und auch, um neue Kontakte zu knüpfen. Außerdem macht es Spaß.“ Im vergangenen Jahr haben sich mehr als 62.000 Hamburger und 1118 Initiativen an „Hamburg räumt auf“ beteiligt und so die Stadt von rund 299 Tonnen Abfall befreit.