Hamburg. Lenzen hatte eine Beteiligung am Gesetzentwurf gefordert – nun ist er am Termin im Ausland
Die Verabschiedung eines neuen Kapazitätsrechts für die Hamburger Hochschulen entwickelt sich immer mehr zu einem politischen Kuriosum. Bei der öffentlichen Anhörung am 8. April, die der Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft als Reaktion auf einen äußerst kritischen Brief der Universität Hamburg angesetzt hat, wird ausgerechnet der Verfasser des Briefes fehlen: Uni-Präsident Dieter Lenzen weilt zu der Zeit mit einer Uni-Delegation in Asien.
Die versammelte Opposition in der Bürgerschaft hatte daher für eine Verlegung des Termins geworben – darauf haben sich SPD und Grüne jedoch nicht eingelassen. „Herr Lenzen hat diesem Termin ja ausdrücklich zugestimmt, außerdem wird die Universität nach unseren Informationen von Vizepräsidentin Susanne Rupp vertreten, die fachlich mit dem Thema befasst war“, begründete SPD-Wissenschaftsexperte Sven Tode das Festhalten an dem Termin. Wichtig sei das auch, um das Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Juni zu ermöglichen.
In einem Brief drückte Lenzen „Irritation und Empörung“ aus
Vereinfacht gesagt, soll das neue Kapazitätsrecht regeln, wie viele Studienplätze die Hochschulen anbieten müssen. Lenzen hatte am 18. März im Namen des Akademischen Senats, dessen Vorsitzender er qua Amt ist, an den Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft geschrieben und sich „mit Irritation und Empörung“ darüber beklagt, dass die Universität vom Senat nicht an dem Gesetzentwurf beteiligt worden sei – was nachweislich falsch war, denn die Vizepräsidentin und weitere Fachleute hatten an mehreren Arbeitssitzungen mit der Behörde teilgenommen. Entsprechend verärgert war Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) über den Vorwurf, zumal sie und Lenzen bis dahin gut harmoniert hatten.
Nachdem der Ausschuss auf Betreiben von SPD und Grünen die Anhörung für den 8. April angesetzt hatte, ruderte Lenzen zurück und teilte mit: Es gebe keinen Dissens, die Senatorin sei gar nicht gemeint gewesen, und mit der Anhörung sei „das Anliegen des Akademischen Senats erfüllt worden“. Dass er selbst als oberster Vertreter der Uni an der Veranstaltung nicht teilnehmen kann, sorgt in der Politik daher für Verwunderung.