Hamburg . 4000 Besucher feiern im Schanzenviertel, bevor die Steine fliegen. Mehrere Feuer am Elbstrand bleiben kalt – die große Osterbilanz

Edgar S. Hasse

Es war ein Osterfest der Kontraste: Im Schanzenviertel besuchten Tausende friedlich das Frühjahrsfest, doch wenig später kam es zu Ausschreitungen. An der Elbe wollten Zehntausende die Osterfeuer brennen sehen. Doch wegen Funkenfluges durfte nur eines der vier Osterfeuer unter Aufsicht der Feuerwehr abgebrannt werden. Dazu bot das Wetter einen Mix der Extreme: Nach dem Sonnenschein am Sonnabend fiel das Ostereiersuchen am Sonntag vielfach ins Wasser.

Am Sonnabend hatten rund 4000 Hamburger das alternative Schanzenfest besucht. Es war in diesem Jahr vorverlegt worden – als Protest gegen die Kündigung von Mietern des sogenannten Schanzenhofs. Die Polizei sprach von einer zunächst „absolut ruhigen, absolut friedlichen Stimmung“. Doch kurz nach dem Abbau kam es im Bereich des Stands einer Initiative zu einem ersten Kleinfeuer. Später gab es richtig Ärger. Mehrfach wurden von 20.30 Uhr an im Bereich Schanzenstraße und Bartelsstraße kleine Feuer angesteckt und Hindernisse auf die Straße gezogen.

Gegen 21.20 Uhr formierte sich im Bereich Susannenstraße ein aus etwa 40, teilweise vermummten Personen bestehender Aufzug, der wenige Meter weit zog, bevor er sich auflöste. Dabei kam es zu Stein- und Flaschenwürfen auf die Polizei. Ein Porsche wurde mutwillig demoliert. Die Polizei war mit rund 200 Beamten vor Ort. Auch Wasserwerfer wurden eingesetzt, um zahlreiche Kleinfeuer zu löschen. Sechs Personen wurden im Zusammenhang mit den Ausschreitungen von der Polizei festgenommen. „In drei Fällen ist ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch nach Stein- und Flaschenwürfen eingeleitet worden“, sagt Hauptkommissar Jörg Schröder.

Enttäuschend verliefen die Osterfeuer für die rund 15.000 Besucher, die am Sonnabend an den Elbstrand bei Blankenese gekommen waren. Dort waren vier Osterfeuer aufgeschichtet worden. „Schon kurz nach dem Entzünden des ersten Osterfeuers hatte es massiven Funkenflug gegeben“, so ein Feuerwehrmann. Die Polizei gestattete zunächst nicht, die drei weiteren Feuer zu entzünden. Erst als die Feuerwehr bereitstand, brannte das zweite Osterfeuer. „Aber auch dort entstand so massiver Funkenflug, dass es wieder abgelöscht werden musste“, heißt es von der Feuerwehr. Die Gefahr, dass Reetdachhäuser am Elbhang Feuer fangen, war einfach zu groß gewesen. Später brannte unter Aufsicht der Feuerwehr ein drittes Osterfeuer nieder.

Auch das gehörte zum langen Wochenende: Am Sonntag riefen die Geistlichen in Gottesdiensten zur Zuversicht in Krisenzeiten auf. Bischöfin Kirsten Fehrs sagte im Lübecker Dom, wichtig sei es, kleine Geschichten der Hoffnung weiterzuerzählen. Damit erreiche die Gesellschaft viel mehr als mit moralischen Appellen. Am Ostermontag fanden die traditionellen Ostermärsche statt. Rund 1100 Menschen demon­strierten in Hamburg gegen Bundeswehreinsätze und Rüstungsexporte. Mit Plakaten und Flaggen, auf denen Sprüche wie „Stoppt das Töten“ oder „Waffenexporte in den Nahen Osten stoppen“ standen, zogen die Protestler durch St. Georg. Organisiert wurde die Demonstration vom Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung. Unterstützer waren kirchliche Gruppen, Gewerkschaften und linke Parteien.

Für beste Unterhaltung sorgte über die Osterfeiertage derweil Radio Hamburg. Beim traditionellen Ostermegahit-Marathon wurden 827 Titel gespielt. Das Bühnenprogramm auf der Mönckebergstraße lockte rund 15.000 Menschen an. Das Publikum konnte dort live unter anderen den Comedian Chris Tall und die deutsche Sängerin Jamie-Lee Kriewitz aus Niedersachsen hören. Die 18-Jährige wird Deutschland beim „European Song Contest“ in Stockholm vertreten. Mit Spannung warteten die Radio- Hamburg-Fans bis in den Abend auf den Top-eins-Titel. Der meistgewünschte Song war „Hello“ von Adele.