Stellingen . Ehepaar ersteigerte die Patenschaft für den Elefantensprössling, über dessen Namen Abendblatt-Leser abgestimmt hatten
Ein bisschen unwohl fühlte sich der kleine Kanja schon. Schließlich steht der zwei Monate alte Elefantenbulle nicht jeden Tag so im Mittelpunkt: Am gestrigen Dienstag wurde Hagenbecks jüngster Elefantenspross getauft – traditionell mit Kokosmilch. Und traditionell konfessionslos. Kanja suchte immer mal wieder Schutz zwischen den dicken Stampfern und untern den Bäuchen von Mama Kandy und Großmutter Yashoda. Sicher ist sicher.
Schwups, ein paar Tropfen Kokosmilch auf den Rücken gespritzt, fertig ist die Elefantentaufe. Das ging schnell. Die Paten Wilfried Fehrle und seine Frau May Shaana haben sich aber auch geschickt angestellt und ohne langes Zaudern und Zögern die Milch aus den Kokosnüssen immer wieder auf den grauen Elefantenrücken gespritzt. „Es ist immer gut, wenn die Taufpaten Ruhe ausstrahlen und flott und flink sind“, sagte Elefantenpfleger Thorsten Köhrmann, der erleichtert war, als die Taufpaten wieder aus dem Gehege im Elefantenhaus waren. Für die Tierpfleger sei es immer anstrengend, wenn Fremde zwischen der Herde laufen. Aufregend war die Taufe auch für die Paten des kleinen Kanja. „Das war eine einmalige Gelegenheit, so nah an den Elefanten zu sein, vor allem an dem Kleinen“, sagte Pathologe Wilfried Fehrle. Neben den erwachsenen Tieren und Baby Kanja war auch noch das einjährige Elefantenmädchen Anjuli bei der Taufe dabei.
Kanja bedeutet übrigens so viel wie: der am Wasser Geborene. Diesen indischen Namen hatten bei einer Abstimmung auf abendblatt.de, an der sich fast 36.000 Menschen beteiligt hatten, die meisten gewählt.
Der Pate hatte die Taufe für 1350 Euro ersteigert
Wilfried Fehrle wurde durch eine Spendenaktion zum Patenonkel: Für eine Versteigerung zugunsten des Neubaus der UKE-Kinderklinik konnte der Meistbietende die Taufe ersteigern. Mit 1350 Euro zog Fehrle das große Los, das auch ein Geschenk an seine Frau May Shaana war. Das muss wohl Liebe sein, und das Geschenk kam denn auch gut an. Taufpatin Shaana: „Das war eine einmalige, tolle Sache.“ Insgesamt kamen bei der Versteigerung für die neue Kinderklinik 20.000 Euro zusammen. Läuft alles weiterhin nach Plan, ist die Klinik im Herbst kommenden Jahres fertig.
Dort werden schwer und chronisch kranke Kinder behandelt, und es wird an seltenen Krankheiten geforscht. Die neue Klinik soll ein zweites Zuhause für die kranken Kinder und deren Eltern und Geschwister werden. Sängerin Anna Deppenbusch, die nicht nur von Kanja begeistert war („mein Gott, ist der süß“), hat für das Kinder-UKE einen Song geschrieben: „Wer das Lied ,Engel‘ hört, soll an die Kinderklinik denken und gute Geister rüberschicken“, sagte sie. Ihr drei Jahre älterer Bruder war als Kind längere Zeit schwer krank und lag in einer Kinderklinik. Damals war es dort überhaupt nicht heimelig, kein Ort zum Wohlfühlen. „Die Atmosphäre war bedrückend für mich als kleine Schwester“, sagt die 38-Jährige. Deshalb engagiert sie sich auch für das neue Kinder-UKE.
Obwohl die Taufzeremonie so schnell über die Bühne ging, war das für den kleinen Elefanten doch anstrengend. Wie ausgeschaltet ließ er sich danach auf den Heuberg fallen und bewegte sich nicht mehr. Kein Grund zur Sorge: „Das ist wie bei Menschenkindern. Er muss die vielen Eindrücke erst einmal verarbeiten“, so Elefantenpfleger Köhrmann.