Hamburg. In Rissen verlangt der Bund jetzt deutlich mehr Geld als vor dem Ansturm von Asylbewerbern
Der Bau von Flüchtlingsunterkünften treibt auch den Preis für Grundstücke nach oben. Das zeigt das Beispiel Rissen auf besonders skurrile Weise. Auf dem Grundstück am Krankenhaus Rissen sollten ursprünglich Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Das Grundstück, das in etwa so groß wie acht Fußballplätze ist, wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet. Es ist also im Besitz des Bunds.
Bei dem Verkauf an die Stadt Hamburg oder einen Investor ist ein Quadratmeterpreis von 350 bis 400 Euro realistisch – macht also etwa 32 Millionen Euro. Doch seit bekannt ist, dass in Rissen Expresswohnungen für Flüchtlinge gebaut werden sollen, stehen Preise zwischen 600 und 650 Euro für den Quadratmeter im Raum (also bis zu 52 Millionen Euro). Grund: Geschosswohnungsbau erzielt höhere Erträge, weil dabei mehr Wohnungen als bei Einzelhäusern gebaut werden.
Allerdings sollte auch der Bund ein Interesse daran haben, dass Kommunen Flüchtlinge unterbringen. „Der Bund steuert die Flüchtlingsverteilung, aber die Kommunen müssen für die Unterbringung zahlen“, sagt Sven Hielscher, stellvertretender CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Altona. Ein Entgegenkommen des Bunds beim Grundstückspreis wäre eine sinnvolle Unterstützung, wenn es um Flüchtlingsunterbringung geht.
Wie hoch am Ende der Preis tatsächlich sein wird, steht aber noch nicht fest. Seit vergangenem Sommer wird an dem Projekt geplant. Für Hielscher entschieden zu lange. „Mit Expresswohnungsbau, für den die Stadt das Projekt hier öffentlich verkauft, hat das nichts zu tun.“ Der Bezirk plante ursprünglich, 800 Wohnungen für bis zu 4000 Flüchtlinge zu bauen. Nach dem Protest der Anwohner-Initiative soll die Zahl der unterzubringenden Menschen auf 2000 reduziert werden.
Unterdessen mahnte die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Karin Prien, einen sorgsameren Umgang mit öffentlichen Mitteln im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise an. Mit Blick auf den Kauf oder die Miete von Hunderten Wohncontainern meinte die Politikerin am Dienstag: In den ersten Monaten der Flüchtlingskrise sei es nachvollziehbar gewesen, dass Bauarbeiten für die Aufstellung von Containern oder deren Kauf ohne öffentliche Ausschreibung in Auftrag gegeben worden seien. Inzwischen aber sei es notwendig, besser als bislang zu kontrollieren.
Zudem forderte Prien angesichts sinkender Flüchtlingszahlen eine Überprüfung der bisherigen Planungen. Manche Unterkunft werde womöglich nicht mehr gebraucht oder könne kleiner als gedacht ausfallen.