Hamburg . Das Projekt „Jugend & Wohnen“ vermittelt eine schwierige Klientel, die ohne diese Hilfe auf dem Immobilienmarkt keine Chance hätte.

Alleinerziehende Mutter mit kleiner Tochter, in Ausbildung, ohne eigenes Einkommen – mit dieser Beschreibung hätte Rodina Schiano, 26, sicher noch lange vergeblich nach einer Wohnung in Hamburg suchen können. Seit Anfang Januar wohnt sie jedoch in ihrer eigenen Zweizimmerwohnung in Lurup. Die Räume sind renoviert, auf dem flauschigen Teppich im Wohnzimmer tobt Tochter Emilia, 3, vergnügt herum. „Es ist einfach angenehm, wenn man unabhängig wohnen kann“, sagt Schiano.

Die 26-Jährige verdankt ihr Glück dem Projekt „Jugend & Wohnen“, einer Mischung aus courtagefreiem Maklerbüro und Jugendberatungsstelle. Das nach eigenen Angaben deutschlandweit einzigartige Projekt gehört zur Lawaetz Wohnen & Leben gGmbH, die aus der gleichnamigen städtischen Stiftung hervorgegangen ist. Mit finanzieller Unterstützung, Kontakten und Beratung verhelfen die elf Mitarbeiter jungen Erwachsenen aus Heimen und anderen Jugendhilfeeinrichtungen zur ersten eigenen Wohnung.

„Wir kümmern uns, wenn es Probleme gibt“

Jugend & Wohnen verfügt über Belegrechte bei Wohnungsgesellschaften. Vermieter bekommen auch eine finanzielle Garantie. „Wir erhöhen die Kaution auf 2000 Euro und kümmern uns, wenn es Probleme gibt“, sagt Ludger Schüren von Jugend & Wohnen. Derzeit müssen rund 700 junge Erwachsene in Hamburg auf das Leben in einer eigenen Wohnung vorbereitet werden. Jugend & Wohnen konnte in den beiden vergangenen Jahren jeweils rund 150 unterbringen. „Das ist viel, weil es jeweils auf das individuelle Setting ankommt und man nicht auf pauschale Lösungen setzen kann“, erklärt der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer. Pro Jahr bekommt Jugend & Wohnen 600.000 Euro an öffentlichen Geldern.

Abgesehen vom fehlenden festen Einkommen erscheint Schiano nicht gerade als Problemtyp für Vermieter: Ihre Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin hat die junge Mutter fast beendet, nach weiteren zwei Jahren will sie ihren Abschluss als Erzieherin machen. Ihre Wohnung ist aufgeräumt und blitzsauber, mit den Nachbarn kommt sie nach eigenen Angaben gut zurecht. Aber: „Vermieter schauen nicht das Gesicht an, sondern nur die Daten“, sagt sie. Von ihrem BAföG könnte sie sich die meisten Wohnungen nicht leisten. Unterstützung aus dem Elternhaus hat Schiano nicht.

Doch nicht alle Bewerber sind so schnell zu vermitteln wie Schiano. „Manchmal gibt es auch massive Pro­bleme“, räumt Schüren ein. Manche seien überfordert, ließen die Unterkunft verwahrlosen, zahlten die Miete nicht, bekämen Ärger mit Nachbarn. Er betont aber: „Meistens läuft es gut.“