Rotherbaum. Politiker sprechen von Behördenposse. Fahrradfahrer müssen auf die Straße und werden vor dem US-Generalkonsulat wieder eingefädelt

Die Stadt hat ernst gemacht: Der Radweg an der Außenalster zwischen der Alten Rabenstraße und dem US-Generalkonsulat an der Straße Alsterufer wurde auf einer Länge von etwa 500 Metern abgerissen. Die Fahrradfahrer müssen nun auf der Straße fahren und werden kurz vor dem Konsulat wieder auf den alten Radweg geleitet.

Politiker – auch der SPD – können die Aktion der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) nicht nachvollziehen: „Die Planer der Verkehrsbehörde sind offensichtlich durchgedreht. Hier wurde ohne Rücksicht auf Verluste ein intakter Fahrradweg abgerissen“, sagte FDP-Verkehrsexperte Wieland Schinnenburg. Das sei eine echte Behördenposse, so der Liberale weiter.

CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering ist empört: „Das war einer der beliebtesten Radwege der Stadt, der täglich von Tausenden Hamburgern genutzt wurde. Ich bin ja mal gespannt, wie die Verkehrsbehörde den Bürgern erklären möchte, warum dieser Abriss zu diesem Zeitpunkt erforderlich war und die Radfahrer auf die Straße verbannt wurden.“ Es gebe keinen nachvollziehbaren Grund, das sei eine absolute Fehlplanung und ein weiterer Akt von „rot-grüner Verkehrserziehung und Zwangsbeglückung“.

Selbst der SPD-Bezirksabgeordnete Gabor Gottlieb kann der Entscheidung nichts Positives abgewinnen: „Es gibt keine logische Erklärung dafür, dass dieser Umbau jetzt umgesetzt wurde. Die gesamte Maßnahme macht erst dann Sinn, wenn die Straße bis zur Kennedybrücke durchgängig befahren werden kann.“

Der Abriss des Radwegs und die Neugestaltung, hier soll ein Grünstreifen angelegt und der Fußweg verbreitert werden, kostet 30.000 Euro. Das war bereits im September vergangenen Jahres bekannt geworden. Es gab Kritik, besonders wegen des Wegfalls des Radwegs. Damals hatte ein Behördensprecher noch gesagt: „Perspektivisch soll es künftig eine durchgehende Fahrradstraße von der Krugkoppel- bis zur Kennedybrücke geben.“

Aber das wird noch dauern. Denn der Straßenabschnitt am Alsterufer vor dem US-Generalkonsulat ist komplett gesperrt – und diese Sperrung kann erst aufgehoben werden, wenn die Di­plomaten in die neuen Räume im Amundsen-Haus an der Straße Kehrwieder (wir berichteten) einziehen. Wann das der Fall sein wird, steht noch nicht fest. „Wir haben noch keinen genauen Umzugstermin. Sobald die Umbauten in den neuen Räumlichkeiten abgeschlossen sind, voraussichtlich im Frühjahr 2017, werden wir in die HafenCity umziehen“, sagte US-Generalkonsulin Nancy Corbett dem Hamburger Abendblatt.

Das heißt, der Straßenabschnitt am Alsterufer kann frühestens Mitte 2017 wieder geöffnet werden, zuvor müssen noch die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen abgebaut werden.

Der Harvestehuder Weg zwischen dem Anglo-German Club und der Alten Rabenstraße wird als Pilotprojekt bereits seit 2014 als Fahrradstraße genutzt und endet in Höhe der Alten Rabenstraße. Ab hier ist der Straßenabschnitt eine normale Tempo-30-Zone, auf der nun die Radfahrer gemeinsam mit den Autos fahren müssen.

Doch warum hat die Verkehrsbehörde den Radweg jetzt schon abgerissen? „Der Radweg ist an dieser Stelle überflüssig. Bei dem geringen Autoverkehr gehört der Radverkehr hier auf die Straße, erst recht, da hier im Rahmen des vom Senat beschlossenen Alster-Fahrradachsen-Konzepts eine Fahrradstraße geplant ist“, so ein Behördensprecher.

Die Behörde sieht sogar eine deutliche Verbesserung in ihrer Abriss­aktion: „Es stand den Radfahrern bislang nur ein sehr schmaler Radweg zur Verfügung, nun können sie deutlich komfortabler auf der Straße fahren“, so der Sprecher weiter. Nach Abendblatt-Informationen sind einige Planer in der Verkehrsbehörde über den Abriss nicht glücklich. Aber dem Vernehmen nach soll Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) auf die Umsetzung – und zwar genau zu diesem Zeitpunkt – bestanden haben.

Die Öffentlichkeit wird die Verkehrsbehörde übrigens im Sommer dieses Jahres darüber informieren, wie die Fahrradstraße künftig zwischen der Alten Rabenstraße und der Kennedybrücke aussehen könnte. Über den Radweg muss dann nicht mehr diskutiert werden.


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