St. Pauli. Behördensprecher nach Großbrand: „Wir wünschen uns, dass der Musikort erhalten bleibt.“ Morgen Demonstration geplant

Hoffnung für die Unterstützer des ausgebrannten Golden Pudel Clubs. Eine Sanierung des größtenteils zerstörten Gebäudes am St. Pauli Fischmarkt erscheint jetzt durchaus möglich. „Es gibt nun einen Plan, an dessen Ende ein richtiger Wiederaufbau stehen könnte“, heißt es im „Pudel Verein für Gegenkultur“, der den Kult-Club gemeinschaftlich betreibt. Zunächst wurde der einsturzgefährdete Dachstuhl abgestützt und Ausbesserungen im Erdgeschoss vorgenommen.

Der legendäre Golden Pudel Club ist zwar eine Institution in der Szene von St. Pauli, das zum Bezirk Mitte gehört. Er liegt aber im Stadtteil Altona-Altstadt – und deshalb ist verwaltungstechnisch der Bezirk Altona zuständig. Die Bauprüfabteilung des Bezirksamts hat laut Sprecher Martin Roehl inzwischen die Arbeiten abgeschlossen. Ergebnis: Das Dach ist nach der Brandstiftung weiterhin einsturzgefährdet, das erste Obergeschoss weiter nicht begehbar. „Jetzt obliegt es dem Eigentümer, das Gebäude wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu bringen“, sagt der Bezirkssprecher.

Nach Abendblatt-Informationen entstand an dem Gebäude ein Schaden in Höhe von mindestens 200.000 Euro – und grundsätzlich zahlt die Versicherung auch bei Brandstiftung. Am 20. April soll der Golden Pudel Club, der bundesweit bekannt ist, wie geplant zwangsversteigert werden. Hintergrund ist ein Streit zwischen dem Künstler und Autor Rocko Schamoni, der den Club betreibt, und seinem alten Freund und Miteigentümer Wolf Richter. Vor der Versteigerung soll nun zunächst das Gutachten überarbeitet werden, das den Verkehrswert des Gebäudes mit einer Fläche von etwa 270 Quadratmetern vor dem Brand auf 510.000 Euro festgesetzt hatte.

Die Ermittler haben weder Hinweise auf einen möglichen Täterkreis noch auf ein Motiv. In den sozialen Netzwerken wird ebenso über einen möglichen Versicherungsbetrug spekuliert wie über einen Anschlag potenzieller Investoren, die den Preis der Immobilie drücken wollten. Bei der Zwangsversteigerung wird es keine Beschränkungen für mögliche Investoren geben. Im Bebauungsplan ist lediglich eine „kulturelle Nutzung“ der Fläche vorgesehen. Die Hürden, um dieses Kriterium zu erfüllen, sind nach Ansicht des bisherigen Pudel-Eigentümers Rocko Schamoni sehr niedrig.

Der Bezirk Altona hat klare Vorstellungen für das 1872 erbaute Gebäude: „Wir wünschen uns, dass der Musikort erhalten bleibt“, sagt Sprecher Martin Roehl. So ist es auch im Be­bauungsplan vorgesehen. Idealerweise bleibe das ehemalige Schmuggler­gefängnis ein Ort, an dem sich die Off-Szene treffen könnte. In sozialen Netzwerken und in der Kulturszene wird dem Golden Pudel Club eine enorme Solidarität zuteil. Nach Abendblatt-Informationen haben mehrere Clubs angeboten, bereits im „Pudel“ geplante Veranstaltungen bei sich auszurichten. Für Freitagabend hat die Initiative „Leerstand zu Wohnraum“ eine Solidaritätsdemonstration angekündigt. Auch der FC St. Pauli steht hinter dem Kult-Club: „Liebe, Stärke, Wiederaufbau! Kein St. Pauli ohne Pudel“, gab der Vereinspräsident Oke Göttlich als Losung für die kommenden Wochen aus.

Genauere Angaben, wie der Bezirk Altona den Club unterstützen würde, machte Sprecher Roehl bislang noch nicht. Die Finanzbehörde schließt aus, dass die Stadt das Gebäude kauft: „Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen wird nicht zu den Bietern gehören“, sagt Sprecher Daniel Stricker.

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