Kiel /Hamburg. Der Schriftsteller hatte den Roman jahrzehntelang unter Verschluss gehalten. Jetzt kommt “Der Überläufer“ in den Handel.
Mehr als ein halbes Jahrhundert hat der Schriftsteller Siegfried Lenz („Deutschstunde“) einen bereits fertigen Roman bis zu seinem Tod unter Verschluss gehalten. Das 1951 entstandene Buch „Der Überläufer“ wird jetzt am 10. März „mit 65 Jahren Verspätung“ in den Buchhandel kommen. Das kündigte der Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg an. Wie eine Verlagssprecherin am Donnerstag sagte, war der Roman in den persönlichen Unterlagen entdeckt worden, die Lenz dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach (Baden-Württemberg) überlassen hat. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.
Lenz hatte im April 2014 bei einem Besuch in Marbach sein persönliches Archiv der renommierten Einrichtung zugesagt. Ein halbes Jahr später, am 7. Oktober 2014, starb Lenz, der zu den bedeutenden Nachkriegsschriftstellern gehörte, im Alter von 88 Jahren in Hamburg.
In einer Hoffmann und Campe-Verlagsvorschau für dieses Frühjahr heißt es über den Roman: „1951 geschrieben, ist „Der Überläufer" Siegfried Lenz’ zweiter Roman. Obgleich vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, blieb er bis heute unveröffentlicht. Ein Roman über den Irrsinn des Krieges, über den Konflikt zwischen Pflicht und Gewissen, den Zwiespalt zwischen Handeln und Schuld. Aber auch ein Liebesroman und eine elegische Hommage auf die masurische Heimat des Schriftstellers.“ In einem Brief des Verlags an Lenz aus dem Jahre 1952 heißt es: „Ich halte es für äußerst gefährlich, den Roman im bisherigen Zustande zu publizieren. Er würde, was seine „Gesinnung" betrifft, scharf unter die Lupe genommen werden.“