Hamburg. Der beliebte Publizist starb in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg. Roger Willemsen wurde nur 60 Jahre alt. Spitzenpolitiker trauern.
Große Trauer in der Hamburger Publizistik: Der Bestsellerautor und Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten sein Büro in Hamburg und sein Frankfurter Verlag S. Fischer. Roger Willemsen wurde nur 60 Jahre alt. Zuletzt hatte er seine Krebserkrankung öffentlich gemacht, aber darum gebeten, dass man nicht weiter nachfrage. Daraufhin sagte er alle öffentlichen Veranstaltungen ab. Willemsen ist am Sonntag in seinem Haus in Wentorf verstorben.
Willemsen hatte Anfang der neunziger Jahre beim damaligen Pay-TV-Sender Premiere eine intelligente Interviewsendung namens 0137, ehe er vom ZDF für die Reihe "Willemsens Woche" verpflichtet wurde.
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In dieser Sendung interviewte er Mitte der neunziger Jahre auf seine spezielle, den Gästen sehr nahe kommende, sie aber nie bedrängende Art Dutzende Prominente und weniger bekannte Persönlichkeiten. Schon zuvor hatte er für dieses Talent den Grimme-Preis erhalten. In der Laudatio hieß es, Willemsen zeige besonderes Einfühlungsvermögen.
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Willemsen hat unter anderem in der "Zeit" Texte veröffentlicht und diverse Bücher geschrieben. Er war oft auf ausgedehnten Reisen, schrieb über Afghanistan und war sozial engagiert. Zuletzt hatte er in einer Langzeitbeobachtung über den Deutschen Bundestag geschrieben. Das Buch "Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament" erschien 2014.
Roger Willemsen - ein Leben im Überblick
Auf die Nachricht von Willemsens Tod reagierten auch Spitzenpolitiker betroffen. „Deutschland verliert einen brillanten Intellektuellen, einen Weltbürger im besten Sinne und eine bedeutende Stimme unseres Kulturlebens – intelligent, pointiert, streitbar“, schrieb SPD-Chef Sigmar Gabriel am Montag auf Twitter. Grünen-Chefin Simone Peter äußerte sich ebenfalls schockiert. „Wir trauern um einen wunderbaren Menschen, um einen wichtigen Intellektuellen, Autor und Moderator“, twitterte sie.
Der Linken-Politiker Gregor Gysi würdigte Willemsen als einen der herausragenden Journalisten und Publizisten Deutschlands. „Bestechend waren seine Intelligenz und Klugheit, seine Bildung, seine Beobachtungsgabe, seine Genauigkeit und seine Reaktionsschnelligkeit“, erklärte der Bundestagsabgeordnete.
Als „zentralen Intellektuellen Deutschlands“ und „brillanten Autor“ würdigte ihn der Verlag S. Fischer. Willemsen sei auch ein „außerordentlicher Kämpfer für die Menschen“ gewesen, erklärte der verlegerische Geschäftsführer Jörg Bong. Sein Werk sei Teil der Identität von S. Fischer.
Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) würdigte seine Verdienste für die Kultur. „Mit Roger Willemsen ist einer der großen Wanderer zwischen den Welten gestorben. Kaum einer verstand es so gut wie er, mit seinem Witz und scharfem Verstand und durch kluge eigene Formate, der Kultur in der Medienwelt einen festen Platz zu sichern“, teilte die Senatorin am Montag mit. Willemsen habe dabei immer seinen Blick auch auf andere Kulturen gerichtet „und so die Grenzen in unseren Köpfen durchlässiger gemacht“.
Video: Roger Willemsen bei Harald Schmidt