Hamburg. Mehr als 26.000 Menschen nahmen an der Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale teil. Auf dem ersten Platz landet eine Gesichtscreme.

Die Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson ist die Mogelpackung des Jahres 2015. Das ist das Ergebnis einer Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg, an der 26.132 Menschen teilnahmmen. 32,6 Prozent der Teilnehmer votierten dabei für Bebe.

Hintergrund der Aktion:Jedes Jahr erhalten die Verbraucherschützer weit mehr als tausend Beschwerden zu Mogelpackungen. Viele davon werden seit zehn Jahren in einer Liste dokumentiert. Sie umfasst aktuell 114 Seiten mit geschätzt tausend Produkten.

Die Wahl zu Mogelpackung fand bereits zum zweiten Mal statt. Auch dieses Mal hatte die Verbrauchterzentrale fünf Produkte nominiert.

Auf dem zweiten Platz landete mit 25,4 Prozent das Kaffeegetränk Tassimo Latte macchiato classico von Jacobs. Den dritten Rang erreichte mit 20,2 Prozent die Kopfsteherflasche Curry Ketchup von Heinz. Auf Platz vier und fünf kamen die Zahnpasta Dentagard von Colgate-Palmolive und der Herta Finesse Schinken von Nestlé.

Bebe: Preiserhöhung um bis zu 84 Prozent

Laut Verbraucherzentrale hat der Hersteller bei der erstplatzierten Bebe Zartcreme die Füllmenge bei drei verschiedenen Packungsgrößen verringert: von 250 auf 150 Milliliter, von 75 auf 50 Milliliter sowie von 30 auf 25 Milliliter. Da die Dosengröße in zwei der Fälle sogar gleich geblieben sei, sei der geschrumpfte Inhalt kaum aufgefallen.

Die Füllmengenreduzierung mit gleichzeitiger Preiserhöhung führte zu einer Preissteigerung von bis zu 84 Prozent. Darüber hinaus wurde Verbrauchern mit der Einführung der neuen Packungsgrößen der Konservierungsstoff Phenoxyethanol untergejubelt; die alte Creme kam noch ohne Konservierungsstoff aus.

"Mogelmilch" bei Tassimo

Beim Produkt Tassimo Latte macchiato classico, einem Zwei-Komponenten-System zur Kaffeezubereitung, habe der Hersteller Jacobs Douwe Egberts laut Verbraucherzentrale nicht nur die Füllmengen reduziert, sondern gleichzeitig Qualitätsdumping betrieben.

Statt echter Milch verwende der Konzern jetzt "Mogelmilch". Diese bestehe nur noch aus einzelnen Milchbestandteilen, die mit dem Verdickungsmittel Gummi arabicum (E 414) zusammengehalten werden.

Beim Drittplatzierten, dem Heinz Curry Ketchup in der Kopfsteherflasche, schrumpfte die Füllmenge bei leicht erhöhtem Preis von 500 auf 400 Milliliter. Die versteckte Preiserhöhung betrug bis zu 28 Prozent.

Großes Interesse an der Abstimmung

"Das Interesse an unserer Abstimmung war überwältigend", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. An der Wahl nahmen mit 26.132 Personen sechsmal so viele Menschen wie im vergangenen Jahr teil. "Das Rekordergebnis zeigt, dass sich immer mehr Leute über die Preistricksereien der Hersteller ärgern und ihnen einen Denkzettel verpassen wollen", meint Valet.

Hersteller und Handel sollten endlich aufhören, Verbraucher mit versteckten Preiserhöhungen hinters Licht zu führen. Auch die Politik müsse endlich handeln und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Verbraucher verbessern, sodass sie beim Einkauf auf Augenhöhe agieren können. "Wir benötigen eine Transparenzplattform, auf der Hersteller vorab kleinere Füllmengen melden müssen", fordert Valet.