Hamburg. Die 24-Jährige wurde von einer Gruppe aus 30 bis 40 Männern drangsaliert. Bus hielt trotz Stopp-Zeichen nicht an der Haltestelle.
Eine 24 Jahre alte Frau ist am frühen Sonntagmorgen in einem Linienbus Opfer sexueller Gewalt geworden.
Sie war gegen 4.50 Uhr an der Haltestelle Furchenacker in einen Bus der Linie 4 gestiegen. 30 bis 40 Männer, die Polizei spricht von Südländern, stiegen kurz darauf an der unweit der Zentralen Erstaufnahme am Hörgensweg gelegenen Haltestelle Pflugacker zu. Die Frau wollte am Eidelstedter Platz den Bus verlassen, hatte rechtzeitig den Stopp-Knopf gedrückt und schlängelte sich in dem vollen Bus zum Ausstieg.
Männer betatschten die Frau am ganzen Körper
Dabei sollen diverse Männer sie mit den „Handinnenflächen an unterschiedlichen Stellen“ berührt haben, so die Polizei. Das Problem: Der Bus hielt nicht wie gewünscht am Eidelstedter Platz, die Frau musste die Übergriffe daher noch länger ertragen. Nach Angaben des Opfers riefen die Täter „Yalla Yalla!“ – ein arabischer Ausruf, der im Deutschen so viel bedeutet wie „Los, Auf geht’s“. Erst an der nächsten Haltestelle – Reichsbahnstraße – konnte sie den Bus verlassen.
„Die Geschädigte fühlte sich sehr unwohl und angewidert durch die Berührungen der fremden Männer und erstattete Strafanzeige“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Bilder aus der Bus-Überwachungskamera würden nun ausgewertet.
Hochbahn bittet um Entschuldigung
Die Busfahrerin, die nichts von den Übergriffen mitbekommen habe, hätte anhalten müssen, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum auf Anfrage. Sie habe es nicht getan, weil der Bus rappelvoll gewesen sei und Fahrgäste ständig die Stopp-Taste gedrückt hätten, zudem habe am Eidelstedter Platz eine weitere Gruppe gewartet. „Die Hochbahn bedauert diesen Fehler. Wir haben am Montag unsere Fahrer nochmals sensibilisiert, bei unsicheren oder schwer einzuschätzenden Situationen den Notfallknopf zu drücken. Dadurch wird die Leitstelle direkt auch per Video auf den Bus aufgeschaltet und kann Hilfe organisieren.“
Mehr Fälle in Hamburg gemeldet
Allein am Wochenende hat die Polizei sieben Fälle sexueller Belästigung in Hamburg gemeldet – das ist deutlich mehr als an anderen Wochenenden. „Vor dem Hintergrund der Vorfälle in Köln und Hamburg trauen sich einfach mehr Frauen, Anzeige zu erstatten“, sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer. Gleichwohl handele es sich wohl nur um eine „vorübergehende verstärkte Sichtbarkeit“ in diesem Deliktsbereich. Zudem wolle sich die Polizei sicherlich nicht dem Vorwurf aussetzen, auch nur einen sexuellen Übergriff zu verschweigen, so Pfeiffer weiter. Man habe hier eine temporäre Aufhellung des Dunkelfeldes.
Das Dunkelfeld sei bei Sexualstraftaten „riesig“, gerade im Bereich der sexuellen Belästigung, die häufig als tätliche Beleidigung unter Paragraf 185 des Strafgesetzbuches fällt. „Bei sexuellen Belästigungen liegt die Anzeigebereitschaft der Betroffenen bei unter fünf Prozent“, so Pfeiffer weiter. Angrapschen müsse grundsätzlich strafbar und als Variante der sexuellen Nötigung im Strafgesetzbuch verankert werden.