St. Georg. Verkehrssenator Frank Horch fordert für Umbau Geld vom Bund. Steintorbrücke könnte für Privatautos gesperrt werden
Die Stadt drückt bei der Erweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs, den täglich mehr als eine halbe Million Menschen nutzen und der dem Andrang kaum noch gewachsen ist, aufs Tempo: „Der Hauptbahnhof hat seine Kapazitätsgrenze erreicht, deshalb besteht hier dringender Handlungsbedarf“, sagte Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) dem Abendblatt.
Die einzig realisierbare Möglichkeit einer Erweiterung ist, dass von der Steintorbrücke an der Südseite des Hauptbahnhofs zusätzliche Bahnsteigabgänge gebaut werden und zudem eine Öffnung der bisher geschlossenen Südfassade des Bahnhofsgebäudes mit in die Planung einbezogen wird. Das sagte Andrea Gebbeken, Leiterin Regionalbereich DB Station & Service AG, bei einer Anhörung des Verkehrsausschusses der Bürgerschaft am Donnerstagabend. Senator Horch sagte dem Abendblatt am Rande der Sitzung: „Unser Ziel ist es, mit der Umsetzung im Jahre 2017/2018 zu beginnen.“
Die Voraussetzungen für eine zügige Planung hat die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) bereits auf den Weg gebracht: Es wurde eine Verkehrsuntersuchung zum Umfeld des Hauptbahnhofs beauftragt. Dabei spielt die Steintorbrücke eine große Rolle. Andrea Gebbeken von der Deutschen Bahn sagte: „Die Steintorbrücke müsste für den Individualverkehr gesperrt werden.“ Es solle dort eine „Plaza-Atmosphäre“ entstehen.
Aber auf eine Verkehrsberuhigung wollte sich Senator Horch noch nicht festlegen: „Wir warten die Untersuchung ab, die dann die Grundlage für weitere Planungen sein wird.“
Auch eine Überdachung der Steintorbrücke ist angedacht: „Natürlich ist eine Überdachung notwendig, aufgrund der Statik des Bauwerks müssen wir allerdings prüfen, wie diese bauliche Maßnahme umgesetzt werden könnte“, sagt Senator Horch.
Ziel sei es, „Bahnhof und Umfeld zu einer für die Fahrgäste und Bürger sowie für unsere Gäste attraktiven Visitenkarte der Stadt zu entwickeln“, sagte Senator Horch.
Bleibt die Frage der Kosten: Die stehen zwar noch nicht fest, dürften aber mindestens im zweistelligen Millionenbereich liegen. „Es ist klar, dass wir auf Bundesmittel angewiesen sind. Denn der Bund profitiert auch vom Hauptbahnhof, der der Verkehrsknotenpunkt im Norden ist“, sagte Horch. Auch die Deutsche Bahn müsse sich an der Finanzierung beteiligen, ebenso wie die Stadt, forderte der Senator.
Der Verkehrsausschuss hat am Donnerstag einstimmig seine Zustimmung zum Bau einer neuen S-Bahn-Haltestelle an den Elbbrücken gegeben. Die gesamte Bürgerschaft muss dem Vorhaben auch noch zustimmen.
Die S-Bahn-Station wird an der viel befahrenen Strecke der Linien S 3 und S 31 – zwischen den bestehenden Haltestellen Hammerbrook und Veddel – gebaut und soll laut Senator Horch 2018 parallel zu der im Bau befindlichen Endhaltestelle der U 4 in Betrieb genommen und durch eine Glasbrücke verbunden werden. „Auch das wird zu einer Entlastung des Hauptbahnhofs beitragen, denn so können die S-Bahn-Kunden aus Harburg kommend, an den Elbbrücken umsteigen und von dort aus mit der U 4 in die Innenstadt fahren“, sagte Horch.
Auf der Steintorbrücke sollen Bushaltestellen entstehen
Parallel zu der Verkehrsuntersuchung erarbeitet die Deutsche Bahn eine Personenverkehrsstrom-Analyse, um die Abläufe im Hauptbahnhof zu analysieren. Auf der Anhörung des Verkehrsausschusses kam auch Hochbahn-Vorstand Ulrike Riedel zu Wort, die ebenfalls eine Erweiterung des Hauptbahnhofs für dringend notwendig hält. Riedel sagte dem Abendblatt: „Es wäre sinnvoll, auf der Steintorbrücke Bushaltestellen einzurichten.“ Eine Option wäre dann laut Ulrike Riedel, die jetzigen Haltestellen an der Kirchenallee aufzulösen.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Ole Thorben Buschhüter (SPD), hatte zu der Anhörung eingeladen. Er sagte hinterher: „Eines ist deutlich geworden. Allen Beteiligten ist bewusst, dass der Hauptbahnhof erweitert werden muss, und zwar zügig.“ Alles andere wäre aufgrund der Kapazitätsengpässe, die im Zweifel noch zunehmen werden, auch unverantwortlich, sagte Buschhüter.
Für CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering steht fest: „Insbesondere die Nutzung des überfüllten Südstegs ist ein tägliches Grauen für die Fahrgäste.“ Um den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen und mehr Hamburger zum Umstieg auf die Bahn zu motivieren, sei ein zügiger Umbau zwingend notwendig.
Der Hamburger Hauptbahnhof ist mit mehr als 500.000 Besuchern pro Tag der am meistgenutzte Bahnhof in Deutschland und steht laut der Deutschen Bahn von der Frequenz her auf einer Stufe mit dem Gare du Nord in der französischen Hauptstadt Paris.