Hamburg. Hamburger Vural Öger meldet für sein Reiseunternehmen V.Ö. Travel Insolvenz an. Auch im Fernsehen wird er nicht mehr zu sehen sein.

Er wollte es noch einmal wissen – vor zwei Jahren gründete Vural Öger im Alter von 71 sein Unternehmen V.Ö. Travel. Der gebürtige Türke und ehemalige SPD-Europa-Abgeordnete zählte über Jahre zu den Größen des Touristikgeschäfts. Doch die Erfahrung half in dem Fall nichts. Nun sagt der Hamburger offen: „Der Neuanfang ist mir nicht geglückt“. 18 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.

1969 hatte sich der damals 27-Jährige nach seinem Bergbaustudium in Berlin in Hamburg selbstständig gemacht. Mit seinem Reisebüro Istanbul bot er als erster Direktflüge in die Türkei an – für 395 Mark, „damals ein halbes Monatsgehalt“, wie Öger heute sagt. Der Jungunternehmer charterte eine Maschine mit 114 Plätzen, die nach drei Tagen ausverkauft war. Weitere Maschinen folgten. Das Geschäft florierte, weil viele Gastarbeiter das neue Angebot nutzten. 1972 gründete er den Flugveranstalter Öger Türk Tur, zehn Jahre später folgte der Reiseveranstalter Öger Tours. Vural Öger gilt als Pionier des Türkei-Tourismus. Das Unternehmen wuchs beständig – auch durch Übernahmen von Hotels. Zu seinen Höchstzeiten beschäftigte Öger 120 Angestellte in Deutschland und machte einen Umsatz von 256 Millionen Euro. Damals war Öger Tours das sechstgrößte Unternehmen der Branche. 2010 verkaufte der Gründer an Thomas Cook.


Reisefirma soll drei Millionen Verlust gemacht haben

Doch Öger konnte es nicht lassen. Mit Beginn der Sommersaison 2014 bot V.Ö. Pauschalreisen in verschiedene Regionen der Türkei an. „Ich brauchte den Kick“, sagt der Unternehmer, der im Februar 2016 seinen 74. Geburtstag feiern wird. Nach dem Verkauf von Öger Tours habe ihn die Branche „weiterhin fasziniert“. Er dränge „vom Spielfeldrand wieder auf den Platz zurück“, sagte er vor zwei Jahren.

Doch Öger hatte sich für seinen Neustart einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Sein Ziel, die Reisebranche aufzumischen, misslang. „In der Branche herrscht ein ruinöser Preiskampf. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren jedes V.Ö. Travel Flugticket mit 60 bis 70 Euro subventioniert. Das kann man nicht lange durchhalten. Während wir um die 270 Euro für ein Ticket bezahlen müssen, können die großen Konzerne wegen ihrer Marktmacht die Preise drücken.“ im zurückliegenden Jahr soll V.Ö. Travel einen Verlust von drei Millionen Euro gemacht haben.

Zudem belastet Öger, dass seine acht Hotels, die Tochter Nina in der Türkei managt, mangels Touristen, meist nur noch halb ausgebucht sind. Doch Öger will den Kopf nicht hängen lassen. „Ich habe noch ein weiteres Unternehmen, die Vural Öger Investment GmbH, in dem ich derzeit drei Start-ups betreue“, sagt er. Die Zahl seiner Firmen will der Investor erweitern. „Ich bleibe Unternehmer, aber nicht in der Reisebranche“ sagt er.

Sein Engagement beim TV-Sender Vox will er beenden, in der nächsten Staffel 2016 wird er nicht dabei sein. Dort bewertete er in der Sendung "Die Höhle der Löwen" die Ideen junger Firmengründer und beteiligte sich sogar an ihnen. Er möchte sich jetzt erst einmal eine Auszeit und Ruhe gönnen.