Hamburg. An Land und auf dem Meer gehen immer mehr Anlagen in Betrieb. Ein großer Anteil der Windanlagenbauer hat seinen Hauptsitz in Hamburg.
Die Windbranche blickt auf ein Rekordjahr zurück. Noch nie wurde in Deutschland so viel Windstrom produziert. Er ist die wichtigste Kraft unter den erneuerbaren Energien. Aus ihnen entsteht schon mehr als ein Drittel des deutschen Stroms. Ein Gutteil der Windanlagenbauer hat seinen Hauptsitz in Hamburg: Siemens Wind Power, Nordex, Senvion (ehemals Repower) oder ist, wie die dänische Vestas, mit einer Niederlassung in der Hansestadt vertreten. Hinzu kommen zahlreiche Dienstleister und Betreiberfirmen von Windparks.
Die Windenergie bildet das Rückgrat des Hamburger Wirtschaftsschwerpunkts (Cluster) Erneuerbare Energien. „Wenn man die Metropolregion betrachtet, dann war sicherlich die Nachricht, dass Siemens ein Turbinenwerk in Cuxhaven bauen will, das herausragende Ereignis“, sagt Jan Rispens, Geschäftsführer der EEHH GmbH – die Abkürzung steht für die Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur. „Ein weiteres wichtiges Ereignis ist der Erwerb der Windsparte des spanischen Bauunternehmens Acciona durch Nordex.“
Siemens, Nordex und Senvion wirken optimistisch
Siemens in Hamburg beschäftigt etwa 2100 Service-Techniker für Meereswindparks. Und von den 2400 Hamburger Mitarbeitern der Sparte Elektrotechnik/Elektronik des Konzerns befasst sich ein Großteil mit der Windenergie. „Die im Sommer gefallene Entscheidung für einen Werksneubau in Cuxhaven sowie mehrere erfolgreich abgeschlossene Windenergieprojekte – Off- wie Onshore – waren sehr erfreulich. Aber auch die Geschäftsentwicklung in den anderen Bereichen bei Siemens in Hamburg lässt uns auf ein insgesamt gutes Jahr zurückblicken“, sagt Michael Westhagemann, Chef der Hamburger Siemens-Niederlassung.
Kurz vor Weihnachten meldete Nordex, dass die Finanzierung des Kaufs der spanischen Acciona Windpower gesichert sei. Aus Sicht von Nordex-Chef Lars Bondo Krogsgaard ergänzen sich die beiden Unternehmen ideal: „Nach der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden können wir uns zusammen mit der AWP deutlich breiter aufstellen. Wir bekommen Zugang zu interessanten Schwellenmärkten und verbessern die Position im US-amerikanischen Markt.“ Nordex wolle 2016 weiter wachsen, so Krogsgaard.
Der Dritte im Bunde, Senvion, wurde Anfang 2015 an die indische Suzlon Energy Limited verkauft. Am 17. Dezember übernahm der Manager und promovierte Produktionstechniker Jürgen Geissinger die Position des Geschäftsführers und sagte in seiner Antrittsrede: „Senvion ist für sein Wachstum bestens aufgestellt, und ich werde all meine Erfahrung einbringen, damit das Unternehmen diesen Weg erfolgreich fortsetzt.“
Windbranche macht in Hamburg zwei Drittel des Clusters Erneuerbare Energien aus
Am Montag kündigte der schwedische Energiekonzern Vattenfall an, bis zum Jahr 2020 insgesamt 5,5 Milliarden Euro in die Windenergie investieren zu wollen. Schweden, Dänemark, die Niederlande, Großbritannien und auch Deutschland seien Schwerpunkte des Programms, sagte Vorstandsmitglied Gunnar Groebler der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Jan Rispens rechnet mit weiterem Wachstum. Allerdings habe dies einen Haken: „Dass der Markt boomt, ist leider auch auf Angst zurückzuführen. 2017 ändern sich die Rahmenbedingungen. Deshalb werden Investitionen vorgezogen. Für Deutschland ist zu befürchten, dass das Auftragsvolumen nach 2016 einbrechen wird.“
Eher Stagnation sieht Rispens für die anderen beiden Bereiche des EEHH-Clusters: „Bei der Solarenergie ist die Förderung so stark zurückgefahren worden, dass sich Investitionen in Kleinanlagen kaum noch lohnen. Bei den Großanlagen war das Volumen der ausgeschriebenen Projekte relativ niedrig. Und Investitionen bei der Bioenergie sind durch verschlechterte Rahmenbedingungen ausgebremst worden.“ Unternehmen der Windbranche machen etwa zwei Drittel des Hamburger Wirtschaftsclusters Erneuerbare Energien aus. Den Rest bilden Solar- und Bioenergie sowie Dienstleister für alle drei Energieformen.
Weiteren Schub soll 2016 das Projekt Norddeutsche Energiewende 4.0 bringen: 50 Partner wollen gemeinsam erreichen, dass Hamburg und Schleswig-Holstein 2025 zu 70 Prozent mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt werden können. Zu den Teilnehmern gehören Netzbetreiber, Energieversorger, Hersteller und Betreiber von Windturbinen. Auch Großverbraucher sind vertreten, darunter Aurubis (Kupferproduktion), Arcelor Mittal (Stahl) und Trimet (Aluminium).