Zu den zurzeit nervigsten Momenten im Fernsehen gehören die allabendlichen Überleitungen der Nachrichtenmoderatoren zur Wetter­vorhersage, die ausschließlich von den Hoffnungen auf „weiße Weihnachten“ bestimmt werden. Nichts scheint wichtiger zu sein als ein klares und eindeutiges Ja auf die Frage, ob es am 24. 12. bitterkalt genug sein wird, damit es schneien kann.

Tja. Im Moment sieht es nicht danach aus, obwohl sich 196 Länder auf dem jüngst vergangenen Pariser Weltklimagipfel doch gerade dazu verpflichtet haben, alles Menschenmögliche gegen die Erderwärmung zu tun, was vor allem von den Zentren der Tourismus-Industrie in den Alpin-Regionen begrüßt wird. Aber mal so ganz unter uns, Leute: Wieso flehen ausgerechnet wir Flachlandtiroler zu Heiligabend Schnee herbei?

Geht es dabei vielleicht ums möglichst realistische Vertriebenen-Feeling unterm Weihnachtsbaum, wo sich hierzulande zumeist die Geschenke stapeln? Außerdem: Wer verspürt denn wirklich Lust, sich am ersten Weihnachtstag frühmorgens aus dem Bett zu schälen, um draußen in der Dunkelheit Schnee zu schippen, Salz gegen das Glatteis zu streuen oder die Scheiben des Autos vor dem weihnachtlichen Pflichtbesuch der Verwandtschaft freizukratzen?

Überhaupt ist es ja nicht einmal bewiesen, dass es damals, vor 2015 Jahren in Bethlehem, geschneit hat und bitterkalt war. Hat nicht Lukas in seinem Evangelium ausführlich geschildert, dass die Hirten damals vor der Stadt Bethlehem (Durchschnittstemperatur im Dezember: acht Grad Celsius) „draußen im Freien lebten und in der Nacht über ihre Herden Wache hielten“? Von einer weißen Pracht hat Lukas jedenfalls nichts erwähnt – es geht Weihnachten ja sowieso viel mehr um Herzenswärme.