Hamburg/Berlin. Hamburger Investor Dirk Möhrle kontrolliert 39 Prozent des Berliner Verlags Suhrkamp und will einen versöhnlichen Kurs fahren.

Mehrere Jahre führte er die Hamburger Baumarktkette Max Bahr, dann versuchte er vergeblich, das pleite gegangene Unternehmen aus der Insolvenz herauszukaufen: Nun ist der Hamburger Investor Dirk Möhrle in einem ganz anderen Bereich aktiv geworden. Wie der Berliner Suhrkamp Verlag bestätigte, ist Möhrle indirekt zu einem der größten Aktionäre des Hauses aufgestiegen. Der Investor selbst wollte sich dazu nicht äußern.

Nach Abendblatt-Informationen kontrolliert Möhrle über die Schweizer Medienholding AG 39 Prozent des Verlags. Die Mehrheit von 61 Prozent liegt hingegen bei der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung, hinter der vor allem die frühere Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz steht, sowie bei den Wella-Erben aus der Familie Ströher. Ihre Stimmanteile sind gebündelt.

Dirk Möhrle ist schon seit Längerem der entscheidende Mann hinter der Schweizer Medienholding, die zuvor dem verstorbenen Unternehmer Hans Barlach gehörte. Die beiden Männer verband über Jahre eine enge geschäftliche Partnerschaft.

Möhrle engagiert sich seit Jahen im Medienbereich

Barlach hatte sich mit der Witwe von Suhrkamp-Patriarch Siegfried Unseld über Jahre einen erbitterten Machtkampf geliefert, der das Traditionshaus lähmte. Beide Seiten hatten sich mit einer schier unübersehbaren Zahl von Prozessen überzogen, für die es erst jetzt eine einvernehmliche Lösung gab. Alle gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Medienholding seien beendet worden, heißt es bei Suhrkamp.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger bei der Medienholding verfolgt Möhrle nun offenbar einen versöhnlichen Kurs und will konstruktiv an der weiteren Gestaltung des Verlags mitarbeiten, ohne sich dabei ins operative Geschäft einzumischen. Offen ist lediglich, ob er auch einen Posten im Aufsichtsrat des Verlags einnehmen wird, Bislang ist dies trotz der aktuellen Aktionärsstruktur nicht der Fall. Den Vorsitz in dem Kontrollgremium hat Ursula Unseld-Berkéwicz inne, die dafür ihren Posten als Verlagschefin an Jonathan Landgrebe abgetreten hat.

Dirk Möhrle engagiert sich schon seit Jahren im Medienbereich, ist unter anderem Gesellschafter des Wirtschaftsmagazins „Impulse“. Darüber hinaus investiert er vor allem in Immobilien. Bis 2004 war Dirk Möhrle Chef der Hamburger Baumarktkette Max Bahr, überwarf sich dann aber mit seinem Vater, dem langjährigen Eigentümer Peter Möhrle. Statt das Unternehmen im Familienbesitz zu belassen, verkaufte dieser die Kette lieber an den Konkurrenten Praktiker. Als Praktiker 2013 in die Insolvenz schlitterte, wurde Max Bahr mitgezogen.