Hamburg . Seit mehr als 30 Jahren stehen die Männer um Frontmann Hartmut Engler bereits auf der Bühne. In Hamburg gab es frenetischen Jubel.

Es sagt viel über eine Band und ihre Fans aus, wenn sie so sehr miteinander verbunden sind, dass sie zusammen auf Reisen gehen. Genau das machte die schwäbische Poprock-Band Pur, als sie vor wenigen Monaten gemeinsam mit einem Teil ihrer Fans in den Türkei-Urlaub fuhr.

Bei einer solchen Verbundenheit überrascht es nicht, dass das Hamburg-Konzert der Band am Freitagabend restlos ausverkauft war. Knapp 14.000 Menschen fieberten dem Auftritt in der Barclaycard Arena entgegen und begrüßten ihre Lieblinge mit riesigem Jubel und ohrenbetäubenden Fußgetrampel. Wer kein Teil dieser eingeschworen Pur-Gemeinde ist, der war zunächst verwundert angesichts dieser grenzenlosen Euphorie von Menschen, die es dem Erscheinen nach sonst eher ruhig angehen lassen. Doch das fast dreistündige Konzert zeigte, warum Pur seit mehr als 35 Jahren eine der erfolgreichsten deutschen Bands sind und das Publikum zu Beginn regelrecht ausrastete.

Die Konzertbühne befand sich in der Mitte des Saales. So passten mehr Zuschauer in die Halle und die sieben Musiker hatten, in einem Kreis stehend, die Fans unmittelbar vor sich. In ihrer Mitte stand Sänger und Frontmann Hartmut Engler, der so etwas wie der Posterboy deutscher Hausfrauen ist. Es soll sogar Fans geben, die sich sein Gesicht tätowiert haben.

Engler wurde diesen Verehrungen am Freitagabend gerecht. Nicht nur, weil er ein guter Sänger ist und seine Songs den Fans unter die Haut gingen, sondern auch wegen seines unbestrittenen Charmes. Immer wieder nutzte er Pausen zwischen den Liedern, um diese den Fans näher zu bringen und zu erklären. Die meisten seiner Texte sind nämlich biografisch geprägt und mit dementsprechender Leidenschaft sang er auch Liebeslieder wie „Ich Liebe dich“ und „Lena“. Politische Songs wie „Bis der Wind sich dreht“ und „Neue Brücken“ moderierte er an, indem er an Toleranz und Herzlichkeit appellierte. Seinen emotionalen Höhepunkt hatte das Konzert, als die Band den Song „Tango“ spielte. Ein Lied, dass Engler für seine 90-Jährige Mutter schrieb und das ihn, und auch viele im Publikum, zu Tränen rührte.

Neben diesen emotionalen Momenten waren es kraftvolle Melodien und die schiere Spielfreude der Band, die die Stimmung in der Arena überkochen ließen. Auch in den Sitzreihen hielt es nur noch die wenigsten auf den Stühlen. Die Musiker wuselten auf der Bühne umher, lachten, feixten und spielten vor allem hervorragend auf ihren Instrumenten. Pur, die sich aus einer Bietigheimer Schülerband geformt hatten, sind mittlerweile eine gestandene Popband mit sehr guten Musikern. Da spielt der Bassist auch mal Flöte und der Gitarrist die Ziehharmonika. Außerdem wurden gekonnt Klassiker wie Van Halens „Jump“ in die eigenen Songs eingebaut. Untermalt wurde die Musik von stimmigen Lichteffekten und Pyrotechnik.

Engler selbst schien ein wenig Ehrfurcht vor der ihm entgegengebrachten Zuneigung zu haben: „Eigentlich ist es doch ganz schlicht“, meinte er „wir sind da, machen Musik, ihr hört uns zu und im besten Fall, machen wir uns gemeinsam eine schönen Abend.“ Den hatten Fans und Musiker sichtlich.

Spätestens, als in der ersten Zugabe Otto Waalkes auf die Bühne kam, wurde das Konzert für die meisten unvergesslich: „Haaallooo Hambuuurg...“, „Haallooo Ottooo...“

Waalkes blödelte, tanzte und sang seine Gassenhauer wie „Grund zu feiern“ und „Hänsel und Gretel“. Der „Friesenjung“ ließ es sich auch nicht nehmen gemeinsam mit den gastgebenden „Schwabenjungs“ zu musizieren und so machten sie aus dem „Abenteuerland“ kurzerhand das weihnachtliche „Pfefferkuchenland“. Nachdem der Comedian die Bühne verlassen hatte, setzten Engler und seine Jungs zum Finale an. Mit einem vom Band eingespielten Medley von Pur Songs in Ballermann-Version und riesigen Luftballons, die über dem Publikum sprangen, machten sie den Party-Abend endgültig rund. Die Band tanzte über die Bühne, verabschiedeten sich grinsend und die restlos begeisterten Fans sangen wie im Fußballstadion: „Oh, wie ist das schön.“

Und wem nach dem umjubelten Auftritt seiner Lieblinge von Pur der Abschiedsschmerz plagt, der muss nicht lange warten: Jetzt kommt erstmal die Weihnachtszeit, dann der, eventuell gemeinsame, Ski-Urlaub und spätestens im Sommer sehen sich Pur und ihre Fans wieder, wenn die Band im Stadtpark spielt.

Oh, wie wird das schön.

Pur So 21.8., 19.00, Freilichtbühne Stadtpark (U Borgweg), Saarlandstraße, Karten ab 50,90 im Vvk; www.pur.de