Hamburg. Fährverkehr umgeleitet, Verspätungen im Bahnverkehr, Flüchtlingszelte evakuiert. Allein in Hamburg rückte die Feuerwehr 105 Mal aus.

Sturmtief „Nils“ hat in der Nacht zum Montag Starkregen, Graupelschauer und Sturmböen mit bis zu 12 Beaufort in den Norden gebracht. Rund 300 Mal rückte die Feuerwehr wetterbedingt aus, um Bäume oder weggewehte Dachziegel von den Straßen zu räumen. Verletzt wurde niemand. Besonders heftig traf es die Nord- und Ostseeküste. Die Spitzengeschwindigkeit von 133 Stundenkilometern wurde vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in List auf Sylt gemessen. Das entspricht Orkanstärke. „Im Binnenland fiel der Sturm schwächer aus. Aus meteorologischer Sicht war es ein normaler Herbststurm“, sagte Rüdiger Hartwig vom Seewetteramt Hamburg. Auch in Schweden und Dänemark gab es schwere Unwetter.

Der Fischmarkt auf Hamburg-St.Pauli war am Montagmorgen überflutet. Der Wasserstand eine Höhe von 2,80 Metern über dem mittleren Hochwasser, wie ein Polizeisprecher sagte. Der Anleger Teufelsbrück konnte am frühen Morgen nicht angefahren werden. Dort war auch die Elbchaussee gesperrt, der Bus E86 fuhr nicht nach Teufelsbrück sondern zu den Landungsbrücken. Mitarbeiter von Airbus, die ihre Fähre zur Werft erreichen wollten, zogen sich Schuhe und Strümpfe aus und liefen durch das sehr kalte Wasser, haben Passaten beobachtet.

In der Hafen-City wurden Tiefgaragen geflutet.

Autofahrer über das Radio gewarnt

Über den Rundfunk habe die Feuerwehr Autofahrer, die ihre Wagen in dem Bereich abgestellt hatten, bereits am Abend und erneut am Morgen vor der anstehenden Überflutung gewarnt. Die Beamten hatten in der Vergangenheit regelmäßig Autos aus dem überfluteten Bereich bergen müssen. Am Montagmorgen hatte die Feuerwehr zunächst noch keine Einsätze zu vermelden.

Kabelschaden auf der U1-Strecke

Auf der Strecke der U1 hatte es am Montagmorgen einen Kabelschaden gegeben. Nach Angaben von Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum hatte dieser jedoch nichts mit dem Sturm zu tun. "Die Ursache ist noch nicht geklärt", so der Sprecher. Der Verkehr zwischen Großhansdorf und Volksdorf war gegen 7 Uhr unterbrochen. Die Auswirkungen waren auch in den Stunden danach noch spürbar. Die Bahnen fuhren unregelmäßig, teilweise waren sie so voll, dass keine Fahrgäste zu steigen konnten. Vor der Station Lattenkamp stand eine U-Bahn eine halbe Stunde, ohne dass etwas passiert, wie eine Abendblatt-Reporterin berichtete.

In der Nacht waren die Einsatzkräfte rund 91 Mal ausgerückt, meist wegen umgefallener Bäume oder um Wasser von der Straße abzupumpen, wie ein Feuerwehrsprecher am Montagmorgen sagte. Insgesamt waren die Rettungskräfte 105 Mal im Einsatz. „Neben herabgefallenen Ästen mussten wir uns auch um vollgelaufene Keller und überflutete Straßen kümmern“, sagte der Sprecher. Die Einsatzleitstellen in Kiel und Elmshorn meldeten jeweils 50 wetterbedingte Einsätze.

Ausfälle im Bahnverkehr wegen Sturmschäden

In Kiel kam es eher am Sonntagabend vermehrt zu Einsätzen, insgesamt 50 Mal rückte die Feuerwehr aus. Die Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes galt dort zunächst bis in die Morgenstunden am Montag. Auch in den anderen Teilen Schleswig-Holsteins kam es vermehrt zu Einsätzen, meist wegen umgewehter Bauzäune und abgebrochener Äste. Die Rader Hochbrücke im Zuge der A7 über den Nord-Ostsee-Kanal war am Sonntagabend voll gesperrt.

Umgestürzte Bäume sorgten nach Angaben einer Bahnsprecherin auf mehreren Bahnstrecken für Behinderungen. Zwischen Elmshorn und Tornesch mussten Bahnmitarbeiter am Montagmorgen die Strecke erneut frei räumen, nachdem bereits am Sonntagabend ein Baum auf die Gleise gefallen war. Die eingleisige Strecke zwischen Kiel und Flensburg musste in der Nacht zum Montag komplett gesperrt werden, weil gleich an drei Stellen Bäume auf die Gleise gestürzt waren. Im Bahnverkehr in Hamburg habe es dagegen keine Behinderungen gegeben, sagte die Bahnsprecherin.

Flüchtlingszelte mussten evakuiert werden

In Bremen hat die Feuerwehr am Sonntagabend mehr als 1000 Flüchtlinge aus drei Zelten vor dem Sturm in Sicherheit gebracht. Sie wurden vorübergehend in Schulen untergebracht, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Das entspräche den vorher festgelegten Notfallplänen der Notunterkünfte. Wann die Flüchtlinge in die Zelte zurückkehren könnte, war am Montagmorgen zunächst unklar.

Bahnverkehr bei Hannover unterbrochen

Zwischen Hannover und Lehrte war der Bahnverkehr am Montagmorgen wegen eines umgekippten Baumes zunächst gesperrt. Auch die S-Bahnlinien S3, S6 und S7 fielen in dem Bereich am frühen Montagmorgen zunächst aus. Wann der Verkehr dort wieder freigeben werden könne, war zunächst unklar. In der Region Hannover rückte die Feuerwehr insgesamt über 30 Mal zu kleineren, wetterbedingten Einsätzen aus. Zu Unfällen oder Bränden kam es durch den Sturm aber nicht.

In Großenkneten (Landkreis Oldenburg) rammte ein mit rund 150 Fahrgästen besetzter Zug am späten Sonntagabend einen Baum, der nach heftigen Sturmböen auf die Schienen gestürzt war. Der Lokführer wurde leicht verletzt. Im Bereich Oldenburg rückte die Feuerwehr zu insgesamt 50 sturmbedingten Einsätzen aus.

Blitz schlägt in Windrad ein

In Mecklenburg-Vorpommern schlug ein Blitz in ein Windrad ein, das auf dem Dach einer Scheune angebracht war. Durch Überhitzung und Funkenflug geriet das Dach der Scheune im Kreis Mecklenburgische Seenplatte in Brand.

Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt noch bis zum Dienstagnachmittag.