Der Theatermacher und ehemalige Präsident des FC St. Pauli bricht eine Lanze für die Spiele: Jetzt erst recht!

Wir lassen uns das Theaterspielen nicht verbieten! Wir lassen uns das Vergnügen und die Lebenslust nicht nehmen! Und gerade nach den jüngsten furchtbaren Ereignissen heißt das für mich: Jetzt erst recht nicht klein beigeben!

Die Bürger Hamburgs entscheiden am Sonntag, ob wir, ob Hamburg sich um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 bewerben soll. Und auch hier kann es für mich nur heißen: jetzt erst recht!

Die für die Bewerbung Verantwortlichen haben ein erstes umfangreiches Konzept vorgelegt, was – naturgemäß – die Kritiker auf den Plan ruft. Und auch ich sehe dieses Konzept durchaus kritisch. Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, dass die Hamburger Kultur und die Chancen, die sich für sie bieten, einen größeren Raum bei dem Konzept erhalten. London hat gezeigt, dass Olympische Spiele für die Kulturschaffenden nicht nur Herausforderung und Chance sind, mehr noch: Sie verleihen der Kultur in der Stadt regelrecht Flügel. Olympia ist auch Kulturolympia!

Aber ist es nicht normal, dass ein erstes Konzept Lücken aufweist, dass es weiterentwickelt wird? Ist die Unvollständigkeit, sind die berechtigten Fragen an dieses Konzept ein ernsthaftes Argument gegen die Bewerbung? Die Kritiker übersehen, dass die finale Entscheidung über den Zuschlag erst 2017 in Lima getroffen wird, bis dahin fließt noch viel Wasser die Elbe runter.

Was nervt, sind die Bedenkenträger, die Besserwisser und Kleingeister, die mir mit teils unsäglichen Einwänden meine Begeisterung, meinen Enthusiasmus für eine große Idee nehmen wollen. Und die sind mir wahrlich nicht fremd, sie sind mir immer wieder begegnet. Nur einige Beispiele:

Als wir 1988 das Schmidt-Theater eröffnet haben, waren wir förmlich umzingelt von Skeptikern. Unsere besten Freunde gaben uns maximal sechs Monate. Ein privat finanziertes Theater am damals toten Spielbudenplatz – was für eine abenteuerliche Idee. Nach fast 30 Jahren kann jeder besichtigen, was aus diesem „irren“ Vorhaben geworden ist: eine blühende Theatermeile, ein lebendiger Spielbudenplatz, eine Attraktion für Hamburg, die weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlt.

Gleiches gilt auch für Hamburgs größte Touristenattraktion, das Miniatur Wunderland der wunderbaren Gebrüder Braun. Wer hätte vor Jahren darauf gewettet, dass dieses fantastische, kreative Projekt jährlich über eine Million Menschen begeistert?

Noch näher am Projekt Olympia 2024 ist die Geschichte der Neubauten der beiden großen Fußballstadien in Hamburg:

Als ich 2005 entschieden habe, den Stadionneubau des Millerntor-Stadions mit dem Abriss der Südtribüne zu beginnen, war die Finanzierung mitnichten gesichert. Wir wenigen Verantwortlichen haben Tatsachen geschaffen, die anfängliche Begeisterung schlug schnell um in Kritik und Häme. Ein Fest für die Korinthenkacker, die es schon immer besser gewusst hatten. Der Bau verzögerte sich, das „Littmann-Loch“ war noch die harmlose Form der Beleidigung. Und heute steht dort ein wunderbares Stadion, ein bundesligataugliches dazu, um das uns viele Vereine in Deutschland beneiden. Und die Bedenkenträger von damals?

Alle verstummt!

Eine ähnliche Geschichte hat sich beim Neubau des Volksparkstadions abgespielt. Auch hier war bei Baubeginn die Finanzierung nicht gesichert, auch hier haben mutige Menschen, allen voran Werner Hackmann, sehr frühzeitig Entscheidungen getroffen und damit nicht nur dem HSV, sondern der Stadt Hamburg zu einer großartigen, neuen Sportstätte verholfen.

Und jetzt höre ich schon wieder die Kritiker: Der notwendige Milliardenzuschuss vom Bund für Olympia 2024 ist ja noch nicht gesichert, wie können wir, wie kann Hamburg, sich dann bewerben? Glaubt jemand ernsthaft, dass Hamburg sich in zwei Jahren um die Ausrichtung von Olympia für Deutschland bewirbt, ohne dass sich die Verantwortlichen Stadt und Bund über die Finanzen geeinigt haben? Wie naiv!

Ja, ich bin begeistert von der Idee, die Welt des Sports und der Kultur 2024 in Hamburg zu Gast zu haben. Ich lasse mir meine Begeisterung nicht nehmen, ich lasse mir auch die Lust auf ein großes Fest nicht nehmen. Nicht von Nörglern, nicht von einigen Wahnsinnigen! Jetzt erst recht: JA zu Olympia 2024!