Hamburg. Yavuz Keles gab zu, einen Taxifahrer geschlagen und ihm die Brieftasche weggenommen zu haben. Ex-Boxer bestreitet weitere Überfälle.
Im Prozess um eine Raubserie hat der frühere Hamburger Profiboxer Yavuz Keles bestritten, an Überfallen auf eine ältere Frau und drei Taxifahrer beteiligt gewesen zu sein. Nur in einem weiteren Fall habe er sich Ende Mai mit einem Taxifahrer gestritten, ihn geschlagen und dessen Portemonnaie mitgenommen, sagte der 34-Jährige am Freitag vor der Strafkammer des Landgerichts. Unmittelbar nach diesem letzten Überfall der Serie war Keles von der Polizei festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
„Der Taxifahrer war schon unfreundlich, als ich eingestiegen bin“, sagte der Angeklagte über die Ereignisse an jenem 26. Mai. Die Fahrstrecke von Bahnhof Barmbek nach Eilbek sei ihm zu kurz gewesen. Nach kurzer Fahrt habe er aussteigen wollen, ohne zu bezahlen. „Vielleicht war ich aufbrausend“, räumte der Halbschwergewichts-Boxer ein. Als er den Fuß schon auf dem Boden hatte, habe der Fahrer plötzlich Gas gegeben. Die geöffnete Tür sei gegen sein Knie geschlagen. Daraufhin habe er den Fahrer mit der Faust geschlagen. Er habe auch ein Klappmesser dabei gehabt. Dann sei er mit dem Portemonnaie des Fahrers geflüchtet und habe es kurz darauf weggeworfen.
Der Angeklagte nahm täglich Kokain
„Was sollte diese ganze Aktion?“, fragte der Vorsitzende Richter. „Das frage ich mich heute auch“, antwortete der Angeklagte. Kurze Zeit nach der Tat hatten Polizisten Keles gestellt. Der Angeklagte gab an, er habe in jener Zeit große Mengen Kokain - zwei bis fünf Gramm täglich - genommen und Alkohol getrunken. Darum könne er sich an vieles nicht erinnern. Geldprobleme habe er nicht gehabt. Private Sponsoren hätten ihn unterstützt. Wer diese seien und ob die Sponsoren von seinem Drogenkonsum wussten, wollte er nicht sagen. Ein Geldbetrag, wie die gut 1100 Euro Beute aller fünf Überfälle, habe ihm jedenfalls nicht gefehlt.
Der Richter stellte ihm auch die Frage, warum die Polizei in seiner Wohnung die EC-Karte eines anderen Taxifahrers fand, der am 25. Mai überfallen worden war. Beim Haftrichter hatte Keles erklärt, er habe die Haspa-Karte auf der Straße gefunden. An dieser Aussage wollte der Ex-Profiboxer nicht festhalten. Er könne sich nicht erklären, wie die EC-Karte in seine Tasche gekommen sei. „Haben Sie den Eindruck, die Polizei hat Ihnen die Karte untergejubelt?“, fragte der Richter. „Ja“, lautete die Antwort des Angeklagten.
Als Zeugin schilderte eine 81-jährige Frau, wie sie am 3. Mai auf der Straße in Barmbek überfallen wurde. Auf dem Weg zu einem Sonntagskaffee bei einer Bekannten habe sie ein Keuchen hinter sich gehört und einen Jogger vermutet. Plötzlich habe sie ein Mann von hinten gepackt und ihr gedroht: „Ich stech' dich gleich ab!“ Dann habe der Täter versucht, ihr die Handtasche zu entreißen und dabei ihren Finger verletzt. Schließlich habe der Angreifer den Träger mit einem Messer durchtrennt und sei mit ihrer Handtasche davongerannt. „Ich war so geschockt“, erklärte die alte Dame. Sie habe zunächst schlecht schlafen können und drei bis vier Wochen lang Beruhigungsmittel genommen. Im Dunkeln traue sie sich nicht mehr auf die Straße. Auf der Jacke der 81-Jährigen fanden die Ermittler nach Angaben des Richters DNA-Spuren von Keles.