Hamburg. Hamburg-Tourismus-Chef über die Pläne für die Unterbringung von Funktionären, Journalisten und anderen Experten während der Spiele.

Rathausmarkt. Es ist Herbst. Menschen, die fremde Sprachen sprechen, besichtigen das Hamburger Rathaus und finden die Hansestadt schön. Öfter als in den Vorjahren sind Schweizer zu Gast in der Stadt, Engländer, aber auch Franzosen. Hamburg hat mit seinem Charme die Top-Ten-Liste der am meisten besuchten Städte Europas erklommen. Für die Tourismusorganisation ist dies ein schöner Erfolg.

Durch die Olympiabewerbung für 2024 spricht man bereits heute auch in Übersee vermehrt über die Hansestadt. Und das ist gut. Denn Touristen bringen Wachstum, sie kaufen in den Boutiquen und Warenhäusern ein, schlendern zu Cafés, Theatern, Galerien, besuchen die zahlreichen Kulturangebote in der Stadt und werden zu Hause im besten Fall erzählen, dass ihnen der Trip nach Hamburg gefallen hat. Viele Reisende kommen nach ihrem ersten Besuch immer wieder gern zurück in die norddeutsche Metropole.

Hamburg braucht den Tourismus. Nachdem in den vergangenen 30 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen zahlreiche Unternehmen wie Werften mit Tausenden von Mitarbeitern aufgegeben haben oder fusioniert wurden, mussten die Beschäftigten sich neu orientieren. So entstand ein Strukturwandel, in dessen Verlauf sich die Hansestadt so schick gemacht hat, dass sie sogar ein Kandidat für die Olympischen Spiele 2024 wurde. Inzwischen zählt die Tourismusbranche mit mehr als 200.000 Arbeitsplätzen zu einem der größten Wirtschaftsfaktoren in der Hansestadt.

„Die Ausrichtung der Spiele kann ein weiteres kraftvolles Zeichen für eine ambitionierte und weltoffene Stadt sein“, sagt Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll. „Wenn man als Hamburger in New York ist, wird dreimal nachgefragt, was Hamburg ist“, meint hingegen Ingo Peters, Direktor des Hotels Vier Jahreszeiten. Da muss Hamburg nachbessern. „Mit den Olympischen Spielen wird die Stadt weltweit bekannt“, sagt er. „Das würde auch dem Hamburger Tourismusgeschäft sehr helfen.“ Falls die Spiele an Hamburg vergeben werden, will er in seinem Hotel eine Olympiasuite einrichten.

Schon jetzt sichert sich eine Arbeitsgruppe in der Stadt für das Jahr 2024 insgesamt 41.200 Betten in Hamburger Hotels und dem Umland. Sie werden ausschließlich von Funktionären, Medienvertretern und anderen Experten belegt. Die Hotelbetriebe, die sich an der Aktion beteiligen, müssen während der Spiele 80 Prozent ihrer Kapazitäten an die Arbeitsgruppe abgeben sowie alle Tagungsräume.

„Wir hoffen, dass die Hoteliers uns schnell die Verträge zurückschicken“, so von Albedyll. Schon heute wissen die Hotelbetriebe, zu welchem Preis sie die Räume 2024 vermieten werden. Basis ist die jetzige Zimmerrate zuzüglich eines Aufschlags von 25 Prozent, sagt von Albedyll.

Weitere 33.000 Betten, also rund 15.000 Zimmer, stehen für Touristen bereit. „Bis zum Jahr 2018 werden in der Stadt noch 31 Hotels entstehen“, so von Albedyll. Im Hafen wird ein olympisches Dorf gebaut. Zudem sollen zwei Kreuzfahrtschiffe temporär für weiteren Platz sorgen. Für Investoren von Hotels zeigt sich die Hansestadt als Boomtown. „Jedes Jahr kommen durch neue Investitionen rund 3000 Betten hinzu“, so der Tourismuschef. Die Ausrichtung der Spiele könne ein weiteres kraftvolles Zeichen für eine ambitionierte, weltoffene Stadt sein.

Auch wenn die Veranstaltung teuer wird, werde sich die Ausrichtung langfristig rechnen. Zu den Profiteuren Olympischer Spiele zählt etwa Barcelona. Vor den Sommerspielen 1992 war die spanische Stadt nur Kosmopoliten bekannt. 1990 verzeichnete Barcelona 3,8 Millionen Übernachtungen, im Jahr der Spiele waren es 4,4 Millionen, und aktuell sogar 18 Millionen Touristen, sagt Albedyll. Nach Hamburg reisen jährlich mehr als zwölf Millionen Menschen.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Metropolregion. Aktuell arbeiten mehr als 211.000 Menschen in der Branche. 11,6 Milliarden Euro geben Langzeiturlauber oder Tagestouristen pro Jahr in der Stadt aus. Mit neuen Musicals wie etwa der Walt-Disney-Produktion „Alladin“ könnte dieser Wert sogar steigen. Nach den Spielen wird die Stadt in vielen Gegenden besser aussehen. Davon profitieren vor allem die Hamburger selbst. Mehr als die Hälfte der Investitionen für die Spiele führen zu bleibenden Werten für die Stadt.

Kommen mehr Touristen in die Stadt, gibt es auch mehr Arbeitsplätze

Einen komplett neuen, barrierefreien Stadtteil, der auf dem Kleinen Grasbrook entsteht, und modernisierte Sportanlagen könnten die Bürger nach den Spielen nutzen. Am Ende der Ausbauphase bis 2040 werden bis zu 8000 Wohnungen für etwa 18.000 Menschen gebaut sein. Das bedeutet auch die Schaffung weiterer Arbeitsplätze danach, wenn sich auf der Fläche dort Einzelhändler und anderes Gewerbe niederlassen – mit dem Nebeneffekt, dass auch nach den Spielen Gäste aus dem In- und Ausland kommen könnten, um die Olympiastadt Hamburg zu besuchen. Auch dies dürfte für neue Arbeitsplätze in der Stadt sorgen.