Berlin. Verein lehnt Olympiabewerbung ab, weil der Sportbund mit belasteten Trainern kooperiert
Der Doping-Opfer-HilfeVerein (DOH) hat dem Bund für die beschlossene 10,5-Millionen-Euro-Hilfe gedankt, zugleich aber um deutlich mehr finanzielle Unterstützung geworben und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) heftig kritisiert. „Die Wunde des Sports blüht, und sie wird immer größer. Die Zahl der Dopingopfer steigt in erschreckender Weise“, warnte die DOH-Vorsitzende Professor Ines Geipel in Berlin.
10,5 Millionen Euro – das sei „ein Wort“ und doch keine Summe, „die uns still machen wird“. Geipel, unter dem Namen Schmidt eine Weltklasse-Sprinterin beim SC Motor Jena und selbst Dopingopfer, sprach von einem „Durchbruch“, einer „starken Symbolgeste“ und einer wichtigen „Einmalzahlung“. Die DOH-Chefin geht davon aus, dass die 10,5 Millionen Euro aus dem Fonds für die erwarteten rund 1000 Fälle in den kommenden zwei Jahren verbraucht sind. Dann werde man „in Sachen Aufklärung an einem anderen Punkt sein“, meinte Geipel und nannte als Beispiel „die Fußballer aus den DDR-Oberligen, die von Steroidvergaben berichten“.
DOH will 500.000 Karten verschicken und für ein Nein zu Olympia werben
Es gehe um „Verbrechen“, deren Folgen nach wie vor schwer bestimmbar sind. Der DOH betreue derzeit „weit mehr als 700 Betroffene, und die Todesliste ist lang“, warnte sie. 28 „Todesfälle nach Doping“, 21 in Ost und 7 in West, wurden in einer aktuellen Übersicht dokumentiert. Geipel kritisierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der das Thema erst im Mai zur Chefsache erklärt habe. Das Ergebnis sei heute ein „völliges Kommunikations-Aus“. Die Politik des DOSB in Sachen Dopingopfer „ist nicht hinnehmbar, und wir werden sie auch nicht hinnehmen“. Christian Sachs, der Berliner Büroleiter des DOSB, widersprach den Vorwürfen und signalisierte die weitere Dialogbereitschaft des Dachverbands.
Mit der Aktion „Hamburg kann München“ will der DOH jetzt eine klare Botschaft an die Hansestadt senden: „Nein zu Olympia!“ Bis zum Referendum am 29. November sollen 500.000 Karten an die Hamburger Haushalte verschickt werden. „Der DOSB als Olympiabewerber für Hamburg lässt dopingverseuchte Trainer und Funktionäre gern im Amt, hat aber jedes Gespräch über seine Opfer ausgesetzt“, kritisiert der DOH und fordert: „Mit Null-Verantwortungs-Politik keine Olympischen Spiele in unserem Land!“ Wie München die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 beim dortigen Referendum vor zwei Jahren ablehnte, könne auch Hamburg nun Nein sagen.