Hamburg. Mein Traum von 2024 Basketballer Lennard Larysz könnte für Deutschland oder Polen ran

Towers-Coach Hamed Attarbashi kennt Lennard Larysz seit dessen Geburt. Eine Sache blieb ihm besonders in Erinnerung über den lütten „Lenny“: „Er war schon immer ein Mathefreak. Schon als Dreijähriger hat er komplizierte Würfelspiele gespielt.“ Blitzschnell rechnete Lennard die Würfel-Summe zusammen, „wie Rain Man“, sagt sein Vater Paul. Der kleine Nerd saß als Fünfjähriger dann am Kampfrichtertisch bei Zweitligaspielen der inzwischen untergegangenen BCJ Tigers, zuständig für das Scoring. Sein Vater Paul war damals dort Geschäftsführer. Er ist außerdem ein bekannter Hamburger Basketballtrainer.

Attarbashi ist der Überzeugung, dass sich schon damals bei „Logik-Lenny“ das Talent für das Aufbauspiel zeigte. „Er hat eine Superspielintelligenz, er erahnt den Pass fünf Sekunden bevor er gespielt wird.“ Darin sei der 17 Jahre alte Nachwuchsplaymaker des Zweitligisten Hamburg Towers seinen Altersgenossen in Deutschland voraus. „Jetzt muss noch sein Körper kommen, er muss vom Jungen zum Mann werden“, erklärt Attarbashi.

Tatsächlich wirkt der 1,93-Meter-Spargel mit seinen zwei Grübchen jünger als er ist. Mit Towers-Athletiktrainer Melvin Wiredu arbeitet er deshalb seit Sommer am Muskelaufbau. Mit seinem besten Kumpel und Klassenkameraden Louis Olinde, 17, dem anderen Supertalent der „Türme“, zieht er ein Pensum von acht Mal Training pro Woche durch. Die Einheiten morgens sind in der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, abends dribbeln und werfen die Doppellizenz-Youngster entweder beim Drittligisten Rist Wedel oder in Wilhelmsburg. Am Mittwochabend zum Beispiel ist Lennard per HVV aus Wedel um 23.20 Uhr zu Hause in der Neustadt, am Donnerstagmorgen um 8 Uhr steht das nächste Training in der Dulsberger Schulhalle an – bei seinem Vater Paul.

Im Januar ist Lennard für die Sichtung der deutschen U20-Nationalmannschaft nach Heidelberg eingeladen. „Der polnische Verband hat auch schon angefragt“, sagt sein Vater Paul, der als 14-Jähriger aus Polen nach Hamburg zog und während des Sportstudiums in den Trainerjob hineinwuchs. In der Vorsaison coachte er Drittligist Itzehoe, in dieser Spielzeit trainiert er den Nachwuchs der Towers.

„Lenny“, im UKE geboren, spricht zu Hause nur Polnisch, mit seinem Vater, Mutter Beate, Schwester Sophie, 14, Bruder Jeremi, 3, und dem weißen Wasserhund „Knut“. Ihre Sommerurlaube verbringt die Familie bei den Großeltern in Danzig. „Ich bin stolz, dass ich die Option habe, auch für Polen zu spielen“, sagt Lennard.

Nach seinem Abitur im Frühjahr will er sich ein Jahr nur auf Basketball konzentrieren. Und er will wie Louis Olinde den SAT-Test machen, den Aufnahmetest für amerikanische Unis. Denn auch eine College-Karriere ist eine Option. Aber ein Traum nach dem anderen: Ein erster erfüllte sich bereits mit seinem Pflichtspieldebüt für die Towers am dritten Spieltag gegen Heidelberg (75:77), es dauerte drei Sekunden. Wie es gewesen sei? „Schnell vorbei“, sagt „Lenny“ schlagfertig.

Für Lennard Larysz wäre Olympia in seiner Heimatstadt Hamburg 2024 ein traumhaftes Fernziel. Ob dann im polnischen Trikot oder im deutschen Nationalteam mit seinem Kumpel Louis Olinde, wird sich zeigen. (ira)