Hamburg.

Das wird ein Kraftakt: Die Unternehmen in der Stadt wollen bis zum Sommer des kommenden Jahres rund 2000 Praktikumsplätze für Flüchtlinge im Alter zwischen 16 und 18 Jahren schaffen. „Wir krempeln die Ärmel auf. Auch in der Hamburger Wirtschaft gibt es eine Willkommenskultur“, sagte Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes Nord.

Das Praktikumsangebot ist Teil des neuen Konzepts für den Berufsschulunterricht junger Migranten. Vorbild ist die 2011 eingeführte dualisierte Ausbildungsvorbereitung (Av-Dual) für Jungen und Mädchen, die keinen Ausbildungsplatz und häufig keinen Schulabschluss haben. Danach sollen alle Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren vom 1. Februar 2016 an drei Tage in der Woche die Berufsschule besuchen und an zwei Tagen im Rahmen eines Praktikums den Berufsalltag im Betrieb kennenlernen. Bislang läuft ein Pilotprojekt mit 360 Schülern.

„Wir werden das bisherige System komplett verändern“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). So werden die jungen Flüchtlinge an den Berufsschulen ganztags (von 8–16.30 Uhr) unterrichtet. Außerdem werden die Klassen von jetzt 17 auf 14 bis 15 Schüler verkleinert. „Es ist egal, ob die Flüchtlinge einen gesicherten Aufenthaltsstatus haben oder nicht, wir machen das Angebot allen“, betonte Rabe. Im Blickpunkt des Berufsschulunterrichts steht das Erlernen der deutschen Sprache, wobei der praktische Spracherwerb im Betrieb mit dem Unterricht in der Schule verzahnt werden soll.

„Die jungen Flüchtlinge lernen unsere Arbeitswelt, unsere Kultur, das duale Ausbildungssystem und Hamburgs Betriebe kennen, und sie können direkt vor Ort tätig werden“, sagte Rabe. „Das verbessert ihre Chancen auf Ausbildung und Beschäftigung deutlich.“ Er sei „sehr glücklich“ darüber, so Rabe, dass „die Hamburger Wirtschaft ihre Hand ausgestreckt hat“.

„Das Konzept ist relativ einmalig in der Bundesrepublik“, sagte Fröhlich, der auch „riesige Chancen“ für Unternehmen sieht, neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Drei Viertel der 41.000 Unternehmen im Norden seien bereit, Flüchtlingen Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze anzubieten.

Derzeit besuchen 2011 der rund 4000 schulpflichtigen Flüchtlinge eine Berufsschule. Es gibt aktuell 135 Klassen, und jeden Monat kommen weitere dazu. Allein im November wurden 33 Klassen neu eingerichtet.