Hamburg. Auch Restaurant in Winterhude wird aufgewertet. Auf Sylt gehen drei Michelin-Sterne verloren. Alle Ergebnisse finden Sie hier.
Die Hamburger Gourmetszene ist in die Drei-Sterne-Kategorie aufgestiegen. Das Restaurant "The Table", das erst Anfang August seine Türen in der HafenCity öffnete, wurde am Donnerstag mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Damit bekommt die Hansestadt erstmals ein Drei-Sterne-Restaurant.
"Ich bin überglücklich“, sagte Küchenchef Kevin Fehling dem Abendblatt. Seit Dienstag wusste der 38 Jährige, dass sein Restaurant "The Table" mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wird. „Ich bin meinem Team sehr dankbar, dass es mit mir dran geglaubt hat, die drei Sterne, die wir in Travemünde gelassen haben, hier wieder zu erkochen“, so der Küchenkünstler. „Das ist auch eine internationale Anerkennung für Hamburg, ein weltoffenes Konzept für eine weltoffene Stadt.“
„In Kevin Fehlings beeindruckendem neuen Restaurant wird jedes Gericht zu einem emotionalen Erlebnis. Seine Küche ist geprägt durch perfekte Technik und weiß immer wieder aufs Neue zu überraschen“, sagte Michael Ellis, internationaler Direktor des Guide Michelin, zu der Auszeichnung.
The-Table-Küchenchef Fehling war bereits mit drei Sternen dekoriert: In Travemünde stand er zuvor für das Restaurant "La Belle Epoque" im Columbia Hotel in der Küche und wurde dafür schon 2015 mit drei Michelin Sternen ausgezeichnet.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Dem La Belle Epoque wurden im Umkehrschluss die Michelin-Sterne gestrichen.
Viele Hamburger Restaurants behalten ihre Sterne
In Hamburg kommt zu den bisherigen Sterne-Restaurants lediglich ein Neues hinzu. Das Restaurant "Trüffelschwein" in Winterhude wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. „Wir sind unheimlich glücklich, das Team hat es verdient“, sagte Chefkoch Kirill Kinfelt dem Abendblatt.
Seit zweieinhalb Jahren führt der heute 32-Jährige mit fünf weiteren Mitstreitern das Lokal mit 30 Plätzen am Mühlenkamp. „Der Stern ist auch eine Anerkennung dafür, dass wir etwas wagen und Aromen anders kombinieren.“ So gibt es Eismeerforelle mit Schwarzwurzel und Grapefruit oder ein gericht aus Tomate, Himbeere und Sauerteig. Kinfelt hat sein Handwerk bei Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin im Jacobs gelernt.
Das "Haerlin", das "Seven Seas" auf dem Sülberg und das "Jacobs Restaurant" bleiben bei ihren zwei Sternen. Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin freute sich über die erneute Ehrung: „Die Sterne muss man sich immer wieder neu erarbeiten, ich freue mich, dass wir unsere beiden seit 2011 als tolles Team halten“, sagte Martin auf Abendblatt-Nachfrage. Einen Stern haben weiterhin das "Anna Sgroi", das "Landhaus Scherrer", "Le Canard nouveau", das "Piment" und das "Se7en Oceans".
Die Hamburger Fernsehköche gehen unterdessen leer aus. Sowohl Tim Mälzer mit seinem Off Club "Madame X" , als auch das "Jellyfisch" von Nils Egtermeyer (Die Kochprofis, RTL2) wurden zuvor vom Foodblog "Sternefresser" als zukünftige Sterne-Träger eingeschätzt.
Sylt verliert insgesamt drei Sterne
In Schleswig-Holstein verlieren insgesamt vier Restaurants ihre Sterne. Mit dem Standortwechsel von Kevin Fehling nach Hamburg und den Schließungen des Restaurants "Stolz" in Plön und des "La Mer" auf Sylt, war bereits klar, dass es in Schleswig-Holstein weniger Sterne-Restaurants geben werde. Auch das Restaurant "Spices" im ARosa-Resort (Sylt) verliert seinen Michelin-Stern.
Neueinsteiger im Sternebereich gab es in diesem Jahr nicht. Das "Meierei Dirk Luther" in Glücksburg, das "Fährhaus" und der Söl'ring Hof auf Sylt konnten ihre zwei Sterne verteidigen.
In Niedersachsen überzeugt auch das Apicius die Tester
Insgesamt dürfen sich zwölf Restaurants in Niedersachsen mit Sternen schmücken. Damit hält die Spitzenküche in dem Bundesland das Niveau des Vorjahres. Das „Saphir“ in Wolfsburg verliert allerdings einen Stern. Dafür kommt das „Apicius“ in Bad Zwischenahn als neues Sterne-Restaurant dazu.
Mit drei Sternen können sich nur zehn Restaurants in Deutschland schmücken, darunter zwei in Niedersachsen. Das „La Vie“ in Osnabrück und das „Aqua“ in Wolfsburg erhalten auch in der Ausgabe 2016 die höchste Bewertung.
Tim Extra, der Küchenchef des „Apicius“, freute sich über die Gourmet-Auszeichnung. „Ich bin sprachlos und glücklich.“ Für den 29-Jährigen geht damit ein großer Traum in Erfüllung. „Ich habe mir immer vorgenommen, das vor 30 zu schaffen.“ Das Restaurant im Hotel Jagdhaus Eiden war zweieinhalb Jahre geschlossen und hat erst im April unter dem neuen Küchenchef Extra wieder regelmäßig geöffnet. Auf den Tisch kommt bei ihm klassische Küche mit modernen Akzenten. „Regionales spielt eine große Rolle“, sagt er. Gemüse und Kräuter stammen aus einem Garten am Hotel, die Eier von eigenen Hühnern.
Ein weiterer Stern für die Köche in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern erringt das Restaurant "Rugard's Gourmet" in Binz auf Rügen zum ersten mal einen der begehrten Sterne. Neun weitere Restaurant, unter ihnen das "scheel's in Stralsund und das "Gutshaus Stolp" in Stolpe, können ihren Standard halten und dürfen sich weiterhin mit einem Stern schmücken.
Insgesamt wurden am Donnerstag zum 50. Mal die Michelin-Sterne vergeben. Bundesweit gibt es nun 290 ausgezeichnete Restaurants: Zehn Drei-Sterne-Restaurants, darunter mit "The Table" ein neues, 39 Zwei-Sterne-Restaurants und 241 Ein-Stern-Restaurants.
In Baden-Württemberg befinden sich mit 66 Restaurants die meisten Ein-Stern-Lokale. Drei-Sterne-Restaurants sind 2016 in nur sieben Bundesländern zu finden: Baden-Württemberg (2), Bayern (1), Hamburg (1), Niedersachsen (2), Nordrhein-Westfalen (1), Rheinland-Pfalz (1) und Saarland (2).