Hamburg. Inklusives Fest „Spiele für alle“ in Alsterdorf mit Unterstützung des Betriebssportverbandes
Die Floorballspieler waren mitten im Match. „Die Podiumsdiskussion beginnt“, hieß es plötzlich. Ach ne. Der Ball lief in der Halle zwei, der Schweiß troff, es war ein großer Spaß. „Wir spielen weiter“, sagte der Trainer. Lieber Sport treiben als darüber zu reden. Also machten die Special-Olympics-Athleten weiter mit Hockeystock und Plastikball. Was für ein Spaß.
Die Evangelische Stiftung Alsterdorf hatte in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Betriebssportverband unter dem Motto „Spiele für alle“ zu einem Aktionstag in Hamburgs erste umfassend behindertengerecht gebaute Sporthalle eingeladen. Zwei Stunden lang lief das bunte Mitmachangebot für Sportler und Interessierte mit und ohne Handicap. Die Rollstuhlbasketballer der BG Baskets lieferten eine Demonstration. Die Blindenfußballer des FC St. Pauli warben leidenschaftlich für ihren Sport – und für die Paralympics. „Es hat super funktioniert“, sagte Trainer Wolf Schmidt, „Dribbeln mit dem Rasselball, Torschüsse, das sah bei einigen Interessierten schon sehr gut aus.“
Dann gingen einige noch rüber zum Rollstuhl-Parcour, probierten mal aus, wie es eigentlich ist, wenn Kanten und Hindernisse im Weg sind. „Ich bin da nicht rüber gekommen“, gab Ingrid Körner, die Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen zu. Und schon lief die Diskussion über Hamburgs Bewerbung um die Olympischen und vor allem die anschließenden Paralympischen Spiele 2024.
Mit im Gesprächskreis saß auch Jochen Wollmert, 51. Der mehrmalige Paralympicssieger im Tischtennis stammt aus Wuppertal und spielt für Düsseldorf. Er konnte also eine Sicht von außen auf Hamburgs Pläne werfen. „Bei uns Sportlern ist das Interesse schon groß. Das Konzept der kurzen Wege wird wahrgenommen. Es ist wirklich eine deutsche Bewerbung“, sagte Wollmert, „die Akzeptanz ist sicher größer als für die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022.“
Die war bereits am Referendum gescheitert, vor allem, weil die Wahlbeteiligung zu gering war. Dr. Nikolas Hill, der Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft, wies dann auch eindringlich die rund 50 Zuhörer darauf hin: „Wenn Sie die Spiele wollen, dann stimmen Sie mit ab.“ Der Plan des deutschlandweit ersten komplett behindertengerechten Stadtteils auf dem Olympiagelände „ist in der Welt ohne Beispiel“, sagte Hill, „es ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Bewerbung.“
Auch Parakanutin Edina Müller warb natürlich für ein Ja, erzählte von ihren Erfahrungen in Peking und London: „Wir haben die einmalige Chance, Inklusion zu leben. Die Spiele werden Hamburg verändern.“ Körner meint sogar, das sei bereits durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema geschehen. „Dadurch, dass wir die Abstimmung haben, sind die Bürger beteiligt und bringen sich mehr ein“, meinte Körner. „Selbst wenn das Referendum negativ ausgeht, haben wir bereits viel vorgearbeitet und Sportstätten in Bezug auf ihre Behindertentauglichkeit hin unter die Lupe genommen. Da bleibt noch viel zu tun.“